Ihr könnt uns einfach nicht verstehen!: Warum Ost- und Westdeutsche aneinander vorbeireden
Die Berliner Mauer ist längst Geschichte, doch die "Mauer in den Köpfen", die Ost- und Westdeutsche noch immer voneinander zu trennen scheint, ist bittere Realität. Eine "innere Entfremdung" ist feststellbar. Ein Ost-West-Gefälle, das sich nicht bloß an wirtschaftlichen Faktoren festmachen lässt,...
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Die Berliner Mauer ist längst Geschichte, doch die "Mauer in den Köpfen", die Ost- und Westdeutsche noch immer voneinander zu trennen scheint, ist bittere Realität. Eine "innere Entfremdung" ist feststellbar. Ein Ost-West-Gefälle, das sich nicht bloß an wirtschaftlichen Faktoren festmachen lässt, sondern gerade auch im zwischenmenschlichen Bereich spürbar ist, in ganz alltäglichen Situationen -- egal ob bei Geschäftsterminen, in der Freizeit oder in privaten Beziehungen. Der Coach und Psychologe Olaf Georg Klein hat die Irritationen und Missverständnisse, die zwischen Ost- und Westdeutschen auftreten, aufmerksam registriert. Seine Beobachtungen legen den Schluss nahe, dass hier zwei verschiedene Kommunikationskulturen aufeinandertreffen, mit grundsätzlich anderen Einstellungen und Haltungen. Sie bestimmen die Art und Weise, wie die Menschen miteinander kommunizieren, wie sie Nähe und Distanz, Status und Beziehung, Sympathie und Antipathie empfinden und ausdrücken. Sind die Ost-West-Unterschiede also nichts anderes als ein Verständigungsproblem? Dieser Befund mag auf den ersten Blick überraschen. Schließlich sprechen Ost und West die gleiche Sprache. Ihr Wortschatz ist nahezu identisch. Zur Verständigung, zu einer "gleichen Sprache", gehören jedoch nicht nur übereinstimmende Vokabeln, sondern auch die gleiche Deutung dessen, was gesagt wird. Gleiche Wertehierarchien, gleiche kulturelle Hintergründe, die gleiche Einordnung verschiedener Formen der Körpersprache gehören eben auch dazu. Und genau in diesen drei Bereichen hat Klein gravierende Unterschiede zwischen den Kommunikationsstilen in beiden Teilen Deutschlands beobachtet. Differenzen, die zu Verstimmungen, Irritationen und Frustrationen führen, wenn sich Ost- und Westdeutsche begegnen. Diese Unterschiede zu erkennen, sie zu verstehen, und Techniken zu entwickeln, um konstruktiv mit ihnen umzugehen, ist Ziel des Buches. Dabei geht es nicht um Anpassung oder gar Einebnung. Klein möchte, dass wir die Unterschiede "produktiv machen", dass wir lernen, die jeweiligen Vorzüge der beiden Kommunikationskulturen miteinander zu vereinen. Sein Buch ist ein erster, wichtiger Schritt in diese Richtung. Ob es gelingen wird, hängt von uns allen ab. --Stephan Fingerle
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