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review 2019-06-18 10:38
Jalousien runter, Feierabend!
A War in Crimson Embers - Alex Marshall

Musik spielte für Alex Marshall während des Entstehungsprozesses der „The Crimson Empire“-Trilogie eine große Rolle. Er liebt Rock und Metal und ließ sich von diversen Bands und Songs inspirieren. Beispielsweise lief „Square Hammer“ von Ghost in Dauerschleife, als er das Finale „A War in Crimson Embers“ schrieb. Angeblich verstecken sich in der Handlung des Dreiteilers einige Anspielungen und Referenzen, die auf seinen Musikgeschmack verweisen. Solltet ihr sie finden – lasst es mich wissen.  ;-)

 

Einst wurde Jex Toth versenkt, um die verheerenden Pläne des Priesterrats zu vereiteln. Für alle Zeiten sollte die verfluchte Insel im Ersten Dunkel angekettet sein. Doch das folgenschwere Ritual der Burnished Chain brachte Jex Toth zurück und die Priester zögern nicht, dort anzuknüpfen, wo sie vor 500 Jahren unterbrochen wurden. Ihre furchteinflößenden Truppen bereiten sich darauf vor, den Stern anzugreifen, die Bevölkerung zu versklaven und jede Seele auszulöschen, die sich ihnen widersetzt. Leider sind die Königreiche des Sterns in eigene Machtkämpfe verwickelt und ahnen nicht, welche Bedrohung am Horizont aufzieht. In Diadem hinterließ die überstürzte Abreise der Chain ein Vakuum, das die Revolutionäre zu füllen versuchen. Zosia und Indsorith bieten ihre Unterstützung an, müssen allerdings feststellen, dass die Umstürzler allzu bereit sind, die ehemaligen Königinnen für ihre Verfehlungen zu verurteilen. Auf die Hilfe der Kobalt-Kompanie können sie nicht zählen, denn diese wird auf den Makellosen Inseln festgehalten. Generalin Ji-hyeon konnte sich nur mit einem beherzten Sprung in das Portal vor dem rachsüchtigen Zorn der Kaiserin Ryuki retten und ist nun im Ersten Dunkel verschollen. Die einzige Hoffnung der Menschheit sind Sullen und seine Freunde, die auf ihrer Suche nach Maroto die Wahrheit über Jex Toth herausfanden. Werden sie den Stern vor einem Schicksal in Sklaverei bewahren können?

 

Was war das denn bitte? „A War in Crimson Embers“ ist das seltsamste Finale einer Trilogie, das ich je gelesen habe. Ich bilde mir ein, dass ich eine großzügige Leserin bin, die am Ende einer Geschichte vieles verzeiht und für die meisten Entwicklungen offen ist. Ich brauche kein Happy End und kann mich mit unbeantworteten Fragen abfinden. Aber das… Das war einfach skurril. Ich erwähnte bereits in der Rezension zum Vorgängerband „A Blade of Black Steel“, dass ich fürchtete, dass Alex Marshall die Handlung nicht konsequent genug vorantrieb und sich zu viel Zeit ließ. Ich hatte ja keine Ahnung. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, doch „A War in Crimson Embers“ ist noch langatmiger, noch gestreckter und noch unfokussierter. Manche Kapitel behandeln lediglich eine einzige Szene. Dadurch wirkte die Geschichte zerstückelt, denn ich durfte bei vielen Ereignissen nicht live dabei sein, sondern erfuhr erst im Nachhinein, wie die aktuelle Szene zustande kam. Es baute sich kein Fluss auf und dementsprechend auch keine stabile Spannungskurve. Ich wurde ohne erkennbare Logik wie eine Flipperkugel quer über den Stern von einer Figur zu anderen katapultiert. Meine enorme Sympathie für sie brachte mich durch die Lektüre, doch je länger dieses Spielchen dauerte, desto stärker zweifelte ich daran, dass Alex Marshall es schaffen würde, auf einen Nenner zu kommen. Vielversprechende potenzielle Nebenhandlungslinien fielen Stück für Stück ungenutzt weg. Marshall sortierte aus, was ich für eine direkte Folge seines langsamen Erzähltempos halte, weil ihm der Raum fehlte, auf Ji-hyeons Abenteuer im Ersten Dunkel, Sullens Beziehung zur Faceless Mistress oder die Rolle der Wildborn gebührend einzugehen. Er musste sich auf das Wesentliche beschränken: den Kampf gegen Jex Toth. Doch selbst nach dieser radikalen Diät wurde es knapp, sodass er die finale Schlacht und die Konfrontation mit dem Priesterrat abrupt abschließen musste. Ach, was rede ich. Abschließen? Das war kein Abschluss. Das war ein Abbruch. Von jetzt auf gleich schickt Marshall seine Figuren in den Feierabend und zieht die Jalousien runter. Alle offenen Fragen bleiben ungeklärt. Wäre sie nicht so unbefriedigend, hätte mich diese bizarre Vollbremsung beinahe zum Lachen gebracht. Das Ende von „A War in Crimson Embers“ las sich wie eine Satire, weil es jede Erwartungshaltung enttäuschte, die ich bis dahin entwickelt hatte.

 

Ich weiß nicht, was Alex Marshall sich bei der Konzeption von „A War in Crimson Embers“ dachte. Ich kann nicht erklären, wieso er den großen Showdown plötzlich abbrach. Also werde ich es gar nicht erst versuchen. Stattdessen möchte ich abschließend ein Thema ansprechen, das mich beschäftigt, seit ich Rezensionen anderer Leser_innen zum ersten Band der „The Crimson Empire“-Trilogie las, in denen behauptet wurde, Marshalls Universum sei nicht wirklich gleichberechtigt. Es sei kein Zeichen von Gleichberechtigung, dass die meisten Figuren bisexuell und promiskuitiv sind und Frauen alle wichtigen Positionen einnehmen. Dies ist ein Kritikpunkt, dem ich vehement widerspreche. Ich finde es kleingeistig und unversöhnlich, Marshall anzukreiden, der Stern, der gleichberechtigter und toleranter ist als die meisten Fantasy-Settings, sei noch nicht gleichberechtigt und tolerant genug. Meiner Meinung nach sind weder die sexuelle Orientierung der Figuren noch die Besetzung von Führungspositionen ausschlaggebend. Entscheidend ist, wie die Charaktere darauf reagieren: gar nicht. Toleranz und Gleichberechtigung zeigen sich darin, dass Gender, Geschlecht und sexuelle Ausrichtung eben nicht thematisiert werden, weil sie völlig selbstverständlich akzeptiert werden. Man kann Alex Marshall vorwerfen, dass seine Trilogie inhaltlich nicht überzeugt, aber nicht, dass er sich um ein vorurteilsfreies Universum bemühte. Das ist mehr, als die meisten Fantasy-Autor_innen überhaupt wagen und als Anerkennung dessen erhält „A War in Crimson Embers“ von mir trotz der Mängel drei Sterne.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2019/06/18/alex-marshall-a-war-in-crimson-embers
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review 2016-06-15 10:26
Was bist du doch für ein Püppchen
Broken Dolls - Tyrolin Puxty

„Broken Dolls“ ist der Debütroman der australischen Autorin Tyrolin Puxty. Puxty blickt auf einen bunten Lebenslauf zurück und war in ihrer Heimat vor der Veröffentlichung ihres Erstlings eine erfolgreiche Songwriterin. Auf Amazon erreichte „Broken Dolls“ Platz 1 der Bestsellerliste; mir begegnete das Buch allerdings bei Netgalley. Wie so oft auf dieser Plattform fiel es mir aufgrund des Covers ins Auge – der Klappentext besiegelte meine Entscheidung, mich zu bewerben. Die Idee des Romans klang frisch und originell; ich wollte die Geschichte dazu unbedingt kennenlernen.

 

Ella ist eine Puppe. Einst war sie wohl ein Mensch, doch nun lebt sie bereits seit Jahren auf dem Dachboden des Professors. Sie kann ihre Zeit verbringen, wie es ihr beliebt. Der Professor kümmert sich gut um sie. Nur nach draußen darf sie nicht. Es ist zu gefährlich. Ella könnte zerbrechen. Sie kann sich nicht entsinnen, jemals unglücklich gewesen zu sein. Es macht ihr nichts aus, eine Puppe zu sein – zumindest nicht, bis Lisa in ihr Leben tritt. Die wilde Gothic-Puppe ist völlig anders als Ella und eindeutig verrückt. Von der ersten Sekunde an spinnt sie haarsträubende Verschwörungstheorien; bezeichnet den Professor gar als ein Monster, das junge Mädchen entführt und in Puppen verwandelt, um seiner perversen Sammelleidenschaft zu frönen. Natürlich glaubt Ella diesen hanebüchenen Unsinn nicht. Der Professor ist ein guter Mann, davon ist sie fest überzeugt. Aber wieso antwortet er auf keine ihrer Fragen nach ihrer Vergangenheit? Was verschweigt er ihr? Als der Professor plant, Ellas beste Freundin, seine eigene Enkelin Gabby, ebenfalls in eine Puppe zu verwandeln, kann Ella nicht tatenlos zuschauen. Sie muss ihn aufhalten. Selbst wenn es bedeutet, sich den dunklen Geheimnissen ihres Lebens zu stellen.

 

Ich bleibe dabei: die Idee hinter „Broken Dolls“ ist frisch, originell und gefiel mir außerordentlich gut. Leider handelt es sich dabei allerdings wieder einmal um ein Buch, das beweist, dass eine tolle Idee nicht genug ist. Ich wünschte, Tyrolin Puxty hätte mehr aus ihrem Ansatz herausgeholt und Ellas Geschichte mehr Substanz verliehen. Meinem Empfinden nach passiert in „Broken Dolls“ einfach nicht genug. Nun muss ein Buch selbstverständlich nicht besonders ereignisreich sein, um zu überzeugen. Es gibt Bücher, die fast ausschließlich die Gefühlswelt ihrer Protagonist_innen thematisieren und trotzdem spielend fesseln. Für „Broken Dolls“ war ein strenger Fokus auf Ella jedoch keine Option, da sie nicht tief genug ausschattiert ist, um eine glaubhafte Darstellung ihrer Psyche zu erlauben. Sie ist tatsächlich ein Püppchen, allzu perfekt, ohne Ecken oder Kanten; ein süßliches, braves Mädchen, das akzeptiert, was immer man ihr vorsetzt und kaum Durchsetzungskraft besitzt. Ich fand sie schrecklich langweilig. Demzufolge konnte sie die Geschichte nicht selbst tragen; es brauchte das Fortschreiten der physischen Handlung, um ihre ermüdende Lieblichkeit auszugleichen. Unglücklicherweise empfand ich diesen Prozess hauptsächlich als frustrierend. Meiner Meinung nach ist Tyrolin Puxty eine typische Köder-Autorin. Das Geheimnis, das Ellas Vergangenheit umgibt, ist wirklich spannend und ich konnte mich nicht dagegen wehren, wissen zu wollen, was es mit ihr auf sich hat, doch jedes Mal, wenn ich den Antworten nahekam, brach Puxty die Szene einfach ab, teilweise sogar völlig abrupt. Sie ließ mich am ausgestreckten Arm verhungern. Diese Strategie ärgerte mich, weil es eine so plumpe Methode ist, eine Geschichte künstlich in die Länge zu ziehen. Auf diese Weise kann man Seite um Seite füllen, ohne wahres schriftstellerisches Talent zu besitzen oder sich um inhaltliche Kontinuität zu bemühen. Ich hatte beim Lesen regelrechte Stimmungsschwankungen, weil Puxty meine Gefühle einer Sinuskurve gleich manipulierte. Je höher meine innere Anspannung anstieg, desto tiefer war anschließend der unausweichliche Fall. Dieses anstrengende Auf und Ab löste sich erst zum Ende der Geschichte auf, als Puxty mich mit einer schockierenden Wendung konfrontierte, die parallel offenbarte, worauf sie eigentlich hinauswollte. Ich fand, dass dieser Twist das beste Elemente des gesamten Buches war, war mit den Konsequenzen daraus jedoch nicht besonders glücklich. Ich konnte kaum glauben, dass Puxty ihrer Geschichte wahrhaft ein abwegiges Happy End zusammenschusterte, das meiner Ansicht nach nicht nur überhaupt nicht dazu passte, sondern auch die kafkaeske, schauerliche Atmosphäre in sich zusammenstürzen ließ. Eine Erzählung wie diese ist der falsche Rahmen für einen Ritt in den Sonnenuntergang, das hätte ihr klar sein müssen und sie hätte nicht darauf bestehen dürfen. Mag sein, dass sie so keine Fortsetzung hätte schreiben können, aber ich bin der Ansicht, es wäre das Opfer wert gewesen.

 

Es enttäuscht mich, dass „Broken Dolls“ wenig mehr als eine kreative Idee zu bieten hat, denn ich habe große Hoffnungen in das Buch gesetzt. Ich empfand die Umsetzung als einfallslos und billig, weil sie mit simpelsten Mitteln darauf abzielt, die Leser_innen bei der Stange zu halten, während Tyrolin Puxty den Höhepunkt der Geschichte hinauszögert. Ich habe prinzipiell nichts dagegen, beim Lesen von Autor_innen manipuliert zu werden, doch es ärgert mich, wenn ich das Gefühl entwickle, dass es ihnen nur darum geht, möglichst viele Seiten zu füllen und nicht darum, den Lesespaß zu erhöhen. Daher habe ich mich dagegen entschieden, der Fortsetzung „Shattered Girls“ eine Chance zu geben. Ich glaube nicht, dass ein weiterer Versuch meine Meinung von Tyrolin Puxty ändern würde. Folglich möchte ich auch euch von „Broken Dolls“ abraten. Die Lektüre lohnt sich nicht. Ich sagte es bereits und kann es nicht oft genug wiederholen: eine fabelhafte, zündende Idee ist einfach nicht genug.

 

Vielen Dank an Netgalley und den Verlag Curiosity Quills Press für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars im Austausch für eine ehrliche Rezension!

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/06/15/tyrolin-puxty-broken-dolls
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review SPOILER ALERT! 2016-06-12 12:48
Die Allee der verbotenen Fragen
Die Allee der verbotenen Fragen: Roman - Antonia Michaelis

Hardcover, Knaur HC 

01.04.2016, 384 S. 

ISBN: 978-3-426-65386-9 

 

 

Ihr Spiegelbild in einer Schaufensterscheibe öffnet Akelei die Augen: Sie ist nicht mehr das junge Mädchen, dem die ganze Welt offen steht, sondern eine pummelige, mittelalte Frau im pastellgrünen Mantel. Als Finn, ihre Sandkastenliebe, als Spiegelung in der Scheibe hinter ihr auftaucht, kann sie es nicht glauben. Denn auf mysteriöse Weise verschwand er vor 18 Jahren aus Akeleis Leben. Sie erkennt ihre letzte Chance – auf Abenteuer, auf Glück, auf Liebe – und folgt Finn, ohne nachzudenken. Ohne zu wissen, wohin. So geht sie auch einen Weg zurück: in ihre Kindheit, in die Erinnerung und in die Allee der verbotenen Fragen.

 

Meine Meinung:

 

Ich habe vorher schon zwei Romane der Autorin gelesen, die mich begeistern konnten, daher wollte ich das neue Werk auch direkt lesen. 

 

Zum Cover möchte ich sagen, dass dieses sehr schön gestaltet ist und auch zu dem Vorgänger "Das Institut der letzten Wünsche" sehr gut im Bücherregal aussieht. 

 

Antonia Michaelis schreibt meiner Meinung nach sehr warmherzige poetische Bücher mit Tiefgang. 

 

Mir ist der Einstieg in das Buch sehr leicht gefallen, die Charaktere sowie die ganze Geschichte sind allerdings schon sehr speziell. Vor allem Akelei fand ich etwas gewöhnungsbedürftig. Der Schreibstil war wie immer sehr flüssig, aber die Geschichte war mir teilweise etwas zu abgehoben, ging meiner Meinung nach schon ein bisschen in den Fantasy-Bereich hinein. 

 

Im Mittelteil hat sich die Geschichte sehr lang gezogen, das hat mich in meinem Lesefluss schon ziemlich behindert. Zum Schluss hin konnte mich das Buch dann doch wieder etwas mehr begeistern, aber insgesamt gesehen hatte ich mir doch etwas mehr versprochen. 

 

Alles in allem eine berührende warmherzig erzählte Geschichte, die mir persönlich aber etwas zu phantastisch war und erst zum Schluss wieder interessant wurde. Wirklich packen und begeistern konnte mich dieses Buch leider nicht. Das Institut der letzten Wünsche fand ich wesentlich besser. Ich gebe dem Buch daher 3,5 Sterne. 

 

 

 

 

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review 2016-04-20 10:00
Wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet
Kinder des Nebels - Brandon Sanderson,Michael Siefener,Geoff Taylor

Brandon Sanderson begann bereits während seines Studiums ernsthaft an seiner Karriere zu feilen. Mit bewundernswerter Ausdauer schrieb er Roman um Roman, schickte sie an Verlage und sammelte Absagen, bis er 2003 endlich akzeptiert wurde. Es folgte ein kometenhafter Aufstieg, der ihn in den Olymp der Fantasy- und Science-Fiction – Autor_innen katapultierte. Heute ist Sanderson einer der erfolgreichsten Schriftsteller_innen fantastischer Fiktion weltweit und musste früher oder später seinen Weg in mein Bücherregal finden. „Kinder des Nebels“ kaufte ich 2013, fand aber lange keine Motivation, es zu lesen. Hätte sich Anna von Live Your Life With Books „Kinder des Nebels“ Anfang 2016 nicht ebenfalls zugelegt, wäre das Buch wohl weiterhin auf meinem SuB eingestaubt. Ich schlug ihr vor, es gemeinsam zu lesen und erhielt so endlich den Antrieb für mein erstes Date mit Brandon Sanderson.

 

Seit einem Jahrtausend werden die Skaa unterdrückt. Der unsterbliche Oberste Herrscher verdammt sie zu einem Leben als Sklaven und Knechte, während der Adel auf ihren Rücken in Saus und Braus lebt. Auch Kelsier ist von niederer Geburt, doch in seinem Blut verbirgt sich ein fantastisches Vermächtnis. Kelsier ist ein Nebelgeborener. Metalle gehorchen ihm, beugen sich seinem Willen. Mit seinen Fähigkeiten plant er, die unterjochten Skaa hinter sich zu vereinen und die Grundfesten des Letzten Reiches zu erschüttern. Er möchte eine Rebellion entfachen, den Obersten Herrscher stürzen und den Adel entmachten. Doch ein Plan dieser Größenordnung ist riskant, wenn nicht gar tödlich und erfordert präzise Vorbereitungen. Unterstützt von seinen ältesten Freunden und der jungen Vin schmiedet er eine Intrige gigantischen Ausmaßes. Wird er seinen Traum von der Befreiung der Skaa verwirklichen können?

 

Ich wünschte, ich könnte die Begeisterung hinsichtlich „Kinder des Nebels“ teilen. Leider empfand ich das gute Stück eher als durchschnittlich denn überwältigend. Es ist nicht schlecht und enthält einige interessante Ideen, besonders bezüglich des Magiesystems, aber ich hatte mir mehr davon versprochen. Ich glaube, dass Brandon Sanderson unheimlich viel zurückhielt, wodurch die Geschichte nicht richtig in Fahrt kam und mir in der Konstruktion erstaunlich simpel erschien. Für mich warf „Kinder des Nebels“ mehr Fragen auf als es beantwortete. Ich fühlte mich von Sanderson an der Nase herumgeführt, weil er meine Neugier weckte, dann aber unbefriedigt ließ. Er deutete an, ohne konkret zu werden, obwohl ich davon überzeugt bin, dass er seine Geschichte bereits vollständig ausgearbeitet hat. Etwas mehr Dichte hinsichtlich der Hintergrundinformationen hätte mir geholfen, zu verstehen, worauf sie abzielt. Ich hatte den Eindruck, dass „Kinder des Nebels“ um den sprichwörtlichen heißen Brei herumschleicht. Kelsier und seine Truppe möchten die Situation der Skaa langfristig verbessern, ihren Kampfgeist wecken und eine Revolution auslösen. Ihr Plan erschien mir von Anfang an größenwahnsinnig und nicht überzeugend, weil er zu viele unbekannte Variablen enthielt. Leider sahen die Charaktere das anders. Sie vertrauen Kelsier und lassen ihn eine Ego-Show abziehen. Ich halte ihn für einen miserablen Anführer, der zur Selbstdarstellung und Profilierung neigt. Er geht überflüssige Risiken ein und nimmt sich selbst viel zu wichtig. Er behält seine Pläne gern für sich; nicht, weil er seinen Mitverschwörer_innen misstrauen würde, sondern nur, um stets im Mittelpunkt zu stehen. Das ist eingebildet, kurzsichtig und gefährlich. Ich hatte Schwierigkeiten, mich mit ihm zu identifizieren und Sympathie für ihn aufzubauen. Sein Hass auf den Adel ist so ausgeprägt, dass er jegliches Gespür für Differenzierung verloren hat, sodass er sogar skrupellos Skaa tötet, die im Dienst der Aristokratie schuften. Allerdings kann man Kelsier diese Skrupellosigkeit nicht ankreiden, denn sie ist Ausdruck der Kälte, mit der Brandon Sanderson die Themen Tod und Gewalt generell behandelt. „Kinder des Nebels“ enthält einige heftige, actionreiche Kampfszenen, in denen namenlose Statisten herumgeschleudert werden wie Puppen. Sie sind Kollateralschäden und niemand macht sich Gedanken darüber, wie viele Unschuldige bei Kelsiers allomantischen Stunts (tödlich) verletzt werden. Nicht einmal Vin, die neu in seiner Truppe ist, empfindet Reue oder Schuld. Mir ging Vin auf die Nerven, was vermutlich schlicht daran liegt, dass sie ein Teenager ist. Sie verhält sich oft respektlos, undankbar und vorlaut, was nicht so recht zu dem Bild passt, das Sanderson anfangs von ihr zeichnete: verschüchtert, ängstlich und traumatisiert durch ein Leben auf der Straße. Ich fand es unglaubhaft, wie schnell sie ihr Misstrauen überwindet. Es wäre realistischer gewesen, hätte sie Schwierigkeiten gehabt, Nähe zuzulassen. Ihre Figur enthielt mir zu wenig psychologische Tiefe, doch zumindest erfuhr ich vergleichsweise viel aus ihrem Leben, was man von den Nebencharakteren nicht behaupten kann.

 

Mich hat „Kinder des Nebels“ nicht übermäßig beeindruckt. Meiner Ansicht nach ist dieser Reihenauftakt relativ grobe High Fantasy, mit wenig Subtilität oder Raffinesse. Ich fand das Buch unterhaltsam, doch emotional hat es mich kaum erreicht. Ich habe beim Lesen eher kühle Distanz empfunden, als heiße Leidenschaft. Ich hatte viel Zeit, die Komponenten zu analysieren, was immer ein Zeichen dafür ist, dass ich nicht tief genug in die Geschichte eintauchen konnte. Ich hoffe nun auf die Folgebände und möchte daran glauben, dass Brandon Sanderson mich noch für sich und seine Geschichte einnehmen wird.
Ich glaube, „Kinder des Nebels“ ist High Fantasy für Genre-Einsteiger_innen. Es ist nicht allzu komplex und integriert ein interessantes Magiesystem; außerdem zeigt es, dass Hauptcharaktere nicht immer Ausgeburten an Liebenswürdigkeit sein müssen. Manchmal braucht es Charaktere mit negativen Eigenschaften, um eine Geschichte zu transportieren.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/04/20/brandon-sanderson-kinder-des-nebels
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review 2015-12-23 09:12
Die Tränen flossen in Strömen
Was fehlt, wenn ich verschwunden bin - Lilly Lindner

Lilly Lindner wurde berühmt durch die Veröffentlichung ihrer Biografie „Splitterfasernackt“ im Jahre 2011. Zugegebenermaßen ist dieses Buch an mir völlig vorbeigegangen. Der Name Lilly Lindner schob sich erst in mein Bewusstsein, als ihr neuster Roman „Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ durch die Blogs tingelte und in höchsten Tönen gelobt wurde. Die Begeisterung der Blogger_innen war so groß, dass ich entschied, es lesen zu wollen, obwohl ich Bücher zum Thema psychische Erkrankungen mittlerweile eher meide. Was mich überzeugte, war, dass es sich bei diesem Buch um einen Briefroman handelt und Lindner die Perspektive einer Angehörigen einnimmt.

 

Für die 9-jährige Phoebe ist ihre große Schwester das Zentrum ihrer Welt. Niemand versteht sie so wie April. Doch nun ist April fort. Ihre Eltern haben sie in eine Klinik gebracht, weil sie krank ist. Phoebe versteht nicht, was Magersucht eigentlich bedeutet, aber sie spürt sehr genau, dass die Krankheit ihre Familie zerreißt. Allein mit Millionen Fragen tut sie das einzige, das ihr einfällt, um mit der Sehnsucht nach ihrer Schwester fertig zu werden: sie schreibt April Briefe. Obwohl sie niemals eine Antwort erhält, schickt sie fast täglich Worte hinaus in die Stille. Denn nur die Worte ermöglichen es Phoebe, die Leere, die April hinterlassen hat, einen kurzen Moment zu ertragen.

 

„Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ ist das emotionalste Buch, das ich 2015 gelesen habe. Lilly Lindner ist eine beeindruckend talentierte Schriftstellerin, die eine extreme Nähe zu ihren Figuren erzeugt und auf diese Weise eine starke emotionale Resonanz provoziert. Ich konnte gar nicht verhindern, dass die Tränen in Strömen flossen. Es tat einfach so weh, diese Briefe zu lesen. Die Geschichte der beiden Schwestern hat mir wieder und wieder das Herz gebrochen. Ich wusste bereits vorher, dass Lindner nicht nur Phoebe eine Stimme verleiht, sondern auch April, doch darauf, wie intensiv ihre Verbindung ist und wie sehr sie einander in ihrer dysfunktionalen Familie brauchen, war ich nicht vorbereitet. Die beiden Mädchen sind hochintelligent und zutiefst missverstanden. Ihre Eltern sind von ihrer Intelligenz so eingeschüchtert, dass sie sie wie eine Krankheit behandeln. Sie sind überfordert und beschneiden die Kreativität ihrer Töchter, statt Phoebe und April angemessen zu fördern. Sie erwarten von ihnen, dass sie sich wie „normale“ Kinder verhalten. April ist unter dem Druck, ihren Erwartungen gerecht werden zu müssen, zerbrochen. Ihre Magersucht ist ein verzweifelter, stummer Hilferuf, den ihre Eltern sich meiner Meinung nach schlicht weigern zu sehen. Sie interessieren sich nicht dafür, warum April nicht isst und verschwenden ihre Zeit lieber mit fruchtlosen Anschuldigungen. Dabei ist ihre Art, April zu behandeln, nur ein Ausdruck ihrer eigenen Hilflosigkeit und Ohnmacht. Sie wissen nicht, wie sie auf ihre Tochter eingehen sollen und reagieren deshalb mit Wut. Sie stellen die falschen Fragen – wie könnte April ihnen einleuchtende Antworten geben? Phoebe ist die einzige, die April erreicht, doch Phoebe ist ein Kind. Weder ist es ihre Aufgabe, April zu retten, noch ist sie stark genug, das volle Gewicht von Aprils Traurigkeit zu tragen.
„Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ ist ein großartiges Buch, das mich emotional sehr mitgenommen hat, alle Dämme in mir brach und definitiv eine hohe Wertung verdient. Dennoch bin ich froh, dass zwischen dem Lesen und dieser Rezension etwa zwei Wochen lagen, in denen ich Zeit und den nötigen Abstand erhielt, diese gefühlvolle Geschichte objektiv zu betrachten. Je länger ich das Buch gedanklich sezierte, desto deutlicher wurde, dass mich aller Betroffenheit zum Trotz irgendetwas störte. Ich musste tief in mich gehen, um herauszufinden, über welche Kante ich immer wieder stolperte. Mein Problem mit „Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ ist folgendes: ich sollte heulen. Ich hatte keine andere Wahl, als Mitleid mit Phoebe und April zu haben und Wut für ihre Eltern zu empfinden. Ich fühle mich von Lilly Lindner emotional manipuliert. Das Buch drückt absichtlich und wenig subtil auf die Tränendrüse. Es gestand mir sehr wenig Raum für eigene Gedanken und Gefühle zu; stattdessen habe ich vermutlich genau und ausschließlich das empfunden, was Lilly Linder von mir erwartete. Ich fühlte mich seelisch in eine Ecke gedrängt, als würde mich Lindner zwingen, so und nicht anders zu empfinden. Meines Erachtens nach hat sie deswegen auch darauf verzichtet, die hässliche, psychische Fratze der Anorexia nervosa zu zeigen. All der Zorn und die Zerrissenheit, die ich von einem magersüchtigen Teenager erwarten würde, fehlen April. Da ist kein Selbsthass, kein Selbstekel, keine einzige Empfindung, die für Leser_innen potentiell unverständlich sein könnten, sodass die Sympathie für sie ungetrübt bleibt. Ich verstehe zwar, warum es Lindner wichtig war, dass April in einem positiven Licht erscheint, doch ich fand das Bild des armen, missverstandenen, lieben Mädchens ohne Fehl und Tadel etwas einseitig und nicht völlig glaubhaft.

 

„Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ habe ich auf verschiedenen Ebenen meines Ichs unterschiedlich wahrgenommen. Emotional war dieses Buch ungeheuer verstörend; intellektuell fielen mir ein paar kleine Makel auf. Trotz dessen ist es für mich nicht im Geringsten schwierig, eine Bewertung festzulegen, denn die Gefühlsebene ist der objektiven, analytischen Ebene gegenüber immer dominant. Wenn mich ein Buch so zum Weinen bringt wie dieses, muss sich das einfach in der Anzahl der Sterne niederschlagen.
Solltet ihr mit dem Gedanken spielen, „Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ zu lesen, muss euch klar sein, dass das kein Spaziergang wird. Es wird weh tun. Es wird euch aber auch eine Krankheit näherbringen, die bis heute stigmatisiert und tabuisiert wird.
Ich für meinen Teil nehme aus diesem Buch vor allem eines mit: tiefe Dankbarkeit für meine wundervolle, unterstützende Familie.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/12/23/lilly-linder-was-fehlt-wenn-ich-verschwunden-bin
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