Vio und Lila sind beste Freundinnen bis Vio nach einer Party spurlos verschwunden ist. Am nächsten Tag werden die schlimmsten Befürchtungen wahr: Vio wurde ermordet und unter einem Schlehenbaum verscharrt. Lila ist geschockt, todtraurig, wütend und beschließt, die Tat auf eigene Faust aufzuklären. Eine Spur führt sie zu SchülerVZ, wo sie sich mit dem Nickname “Schlehenherz” anmeldet, um zu recherchieren. Lila ahnt nicht, dass sie dadurch ins Visier des Mörders gerät und seinen Jagdtrieb erneut weckt.
Dieses Buch war ein Zufallsfund im Thalia, der mich sofort neugierig machte. Deshalb wurde er kurzerhand gekauft und ich habe es keine Sekunde lang bereut.
Das Freundinnengespann Vio und Lila hat mir sofort gefallen. Die beiden sind wunderbar gegensätzlich, aber auf eine sehr symapthische Art. Die Geschichte gewährt einem die Zeit, die beiden ganz gut kennenzulernen, und auch einen Einblick in ihr Leben rund um die Schule und -es ist ein Jugendbuch- die Liebe zu gewinnen. Mein persönlicher Liebling dieser Geschichte war der blauhaarige Punk Grover, der mit den Mädchen in eine Klasse geht und sich sehr um Lila bemüht. Über seine Sprüche habe ich oft lachen müssen. Lila jedoch lässt ihn immer wieder abblitzen.
Dann wird Vio nach einer Party tot aufgefunden und in Lilas Leben steht plötzlich alles Kopf. Sie ist traurig, geschockt und wild entschlossen, den Mord an ihrer Freundin aufzuklären. Die Polizei gibt sich in ihren Augen dabei nicht genug Mühe.
In Mails an ihre tote Freundin hält sie diese über alles auf dem Laufenden. Eine schöne Idee, denn so erfährt man noch einmal, wie nahe sich die Mädchen standen und wie schwer Lila der Verlust getroffen hat. Es sind durchauch Mails dabei, die einen zu Tränen rühren können.
Zu meinem Entsetzen stand auch Grover später plötzlich unter Verdacht. Zahlreiche Hinweise deuteten in seine Richtung.
So habe ich Lila mit Spannung bei ihren Nachforschungen begleitet und dabei verfolgt, wie sie Vio äußerlich nach und nach immer ähnlicher wird. Vom Wesen her, was ich gut fand, denn Vio war eine ganze Spur selbstbewusster als Lila, aber auch äußerlich. Damit und natürlich auch mit ihren Schnüffeleien gerät Lila immer mehr ins Visier des Mörders und in einige ausgesprochen gefährliche Situationen, bei denen man sich schon mal beim aufgeregten Nägelknabbern erwischt.
Vios Spur führt schließlich ins Internet, und dort zur Community SchülerVZ. Lila meldet sich ebenfalls an und trifft dort auf den Mörder, der ein Treffen vorschlägt…
Was diese SchülerVZ-Sache angeht war ich erst leicht skeptisch. Einerseits fand ich es gut, dass solch moderne Themen in der Geschichte eine Rolle spielen. Und ich finde es grundsätzlich auch gut und wichtig, dass speziell junge Leute aufmerksam darauf gemacht werden, welche Gefahren Internetbekanntschaften bergen können. Ich kann es aber auf den Tod nicht ab, wenn solche Communities und Foren verteufelt und ständig der mahnende Zeigefinger geschwungen wird. Da hat Heike Eva Schmidt genau das richtige Maß gefunden. Die Gefahren werden zwar deutlich aufgzeigt, schließlich sind die das zentrale Thema der Geschichte, aber das Thema wird eben nicht so sehr vertieft, dass die Gefahr besteht, dass junge Leser gelangweilt weiterblättern. Oder dass man das Gefühl hat SchülerVZ uÄ Seiten wären nichts weiter als ein Hort des Verbrechens.
Etwas schade fand ich es dagegen, dass man als Leser nicht unbedingt auf den Täter kommen kann. Dabei ist die Anzahl der Charaktere überschaubar und Lilas Nachforschungen laufen sehr sinnig ab. Da wäre regulär jede Voraussetzung dafür gegeben als Leser mitzuermitteln. Spannend ist die Geschichte aber trotzdem, und das wirklich bis zuletzt.
Das Buch liest sich sehr gut. Einmal deshalb, weil Lila aus ihrer Sicht erzählt. So fällt die Erzählung jugendlich aus und auch Lilas Gefühle kommen deutlich beim Leser an. Zudem lockern die e-Mails an Vio auf, ebenso die PN-Wechsel auf SchülerVZ und auch die Passagen, die Einblick in die Gedanken des Mörders gewähren.
Das helle Cover ist zwar eher thrilleruntypisch, aber genau deshalb auch ein Hingucker. Mir fiel es zwischen den ganzen bunten und dunklen Covers auf dem Büchertisch so jedenfalls sofort auf. Der blutrote, gekratzte Titelschriftzug sieht dagegen schon eher nach Thriller aus, und der Blutstropfen unter dem Schlehenzweig spricht sowieso für sich. Der Zweig ist leicht erhaben in das Cover eingeprägt, was sich schön anfühlt, wenn man darüber streicht. Und auch das Innere des Covers ist ausgefallen mit Zweig und Schrift gestaltet.
Fazit: Schade, dass man durch Mitermitteln nicht auf den Mörder schließen kann. Trotzdem hat mir “Schlehenherz” prima gefallen. Ein toller Thriller für Jugendliche, der mit einer sehr spannenden und unterhaltsamen Geschichte eine wichtige Botschaft vermittelt. Meine Empfehlung für jüngere Thrillerfans und solche, die zwar schon etwas älter sind, aber noch immer Gefallen an Jugendromanen finden. Für mich ist “Schlehenherz” ein glücklicher Zufallsfund.