
„Im Licht der Nacht“ von Mara Lang ist eine Jugendfantasy-Roman.
Tanzen ist das wichtigste für Alicia. Deswegen ist sie auch super glücklich an einer Tanzakademie genommen worden zu sein. Doch schon gleich am ersten Tag begegnet sie einen gutaussehenden Jungen, scheinbar ein Mitschüler, der sich vor einen Zug werfen möchte.
Alicia ist eine lebensfrohe 18-Jährige, die es liebt zu Tanzen. Sie sprüht nur so vor Energie. Sie ist aber ein kleiner Dickkopf und geht ihren eigenen Weg. Deswegen wundert es nicht, dass sie schon weiß welchen Weg sie auf der Akademie einschlagen möchte.
Die Charaktere sind im Allgemeinen sehr gutdurchdacht. Man kann sich als Leser gut mit ihnen identifizieren und hat sie gerne. Doch Das Alicia sich Deanna so schnell anvertraut und die ihr auch alles glaubt, ist manchmal etwas zu viel des Guten.
Die Geschichte spielt in einem kleinen Ort in Bayern, den die Geschichte ganz eng mit der Akademie verbindet. Denn diese befindet sich in einem alten Schloss. So ist das ganze recht interessant. Vor allem auch wegen ein paar Mythen, die sich um das Schloss ranken.
Mara Lang hat eine dramatische Liebesgeschichte gepaart einem Fantasywesen, welches so oft gar nicht vorkommt. Das Ganze hat sie sehr mysteriös aufgebaut, sodass das der Leser eingeladen wird mit zu rätseln. Im Gegensatz dazu steht das pralle Leben der Tänzer und ihrer Lebensfreude. Diese Mischung aus hell und dunkel, macht Spaß beim Lesen.
Das Cover zeigt eine Tänzerin und ist in blau und lila gehalten. Um die Tänzerin gibt es noch kleine „Rauchschwaden“. Was diese wirklich sind versteht man mit der Zeit.
Die Geschichte hat ich von Anfang an mitgerissen. Alicia war mir schnell sympathisch, obwohl sie Deanna doch zu schnell auch die merkwürdigsten Dinge anvertraut hat. Besonders toll fand ich das Fantasywesen um das es ging (nein ich verrate es nicht). Ein tolles Buch, dass ich nicht einfach aus der Hand legen konnte.
Dafür gibt es 4 ½ von 5 Wölfen!
Auch in diesem Band war ich wieder sehr beeindruckt vom Einfallsreichtum der Autorinnen. Ihre Welt ist so unglaublich dicht und lebendig und detailliert und außergewöhnlich... Wobei es oft keine *schöne* Welt ist, sondern eine perverse, selbstsüchtige, in der zum Beispiel Menschen mit Geisteskrankheiten vor zahlendem Publikum vorgeführt werden wie dressierte Tiere.
Umso mehr packte mich die Geschichte, denn ich wollte unbedingt, dass unsere Helden diese Welt zu einer besseren machen! Die Geschehnisse werden immer verwickelter und vielschichtiger und bleiben dabei rasant und spannend.
Jo war mir in diesem Band auch wieder sehr sympathisch - nur war sie mir manchmal ein wenig *zu* selbstlos. Ich hatte öfter das Bedürfnis, sie kräftig zu schütteln und sie anzuschreien: Denk auch mal an dich selbst, um Gottes willen! Aber natürlich macht es Sinn, dass sie sich so kompromisslos aufopfert, schließlich ist ihr genau diese Einstellung in der Wächterschule regelrecht antrainiert worden.
Es ist jedoch nicht so, als würde sie sich nicht weiterentwickeln! Langsam aber sicher entdeckt sie, wer sie eigentlich unter all dieser Gehirnwäsche ist, und ich fand es sehr spannend, ihr dabei zuzugucken.
Mein absoluter Lieblingscharakter ist inzwischen Skinner, denn er ist komplex und immer wieder für eine Überraschung gut. So sarkastisch, bitter und arrogant er auch manchmal wirkt, man merkt immer deutlicher, dass dahinter ein zutiefst verwundeter Mensch steckt. Die Freundschaft, die sich zwischen ihm und Jo entwickelt, ist einfach rührend, und er trägt viel dazu bei, dass sie beginnt, die Dinge zu hinterfragen. Die beiden haben eine irrsinnige Chemie, wobei ich das nicht im romantischen Sinne meine.
Zitat:
>>Skinners Worte erzeugen einen Film in meinem Kopf. Ich sehe einen blassen kleinen Jungen, allein in der Wildnis, allein in einem Verlies, immer und immer allein.
...ich spüre Skinners Hände auf meinem Rücken, seinen sich hebenden und senkenden Brustkorb ganz nah an meinem.
"Du bist kein schlechter Mensch", sage ich leise.
"Nein", antwortet er dicht an meinem Ohr. "Ich bin überhaupt kein Mensch."<<
Cy blieb für mich ein wenig blass, aber auch Patience blüht als Persönlichkeit so richtig auf. Mir gefiel, wie absolut ihr Mitgefühl ist - Cupid, Wächter, Industrieller, das interessiert sie alles nicht; wenn jemand Hilfe braucht, tut sie ihr Bestes.
Auch und gerade die Cupids gewinnen in diesem Band viel an Tiefe, denn man erfährt mehr darüber, woher sie kommen und warum sie so sind, wie sie sind. Und das ist eine so tragische Geschichte, dass man trotz allem Mitgefühl mit ihnen empfinden muss!
Der Schreibstil ist wieder großartig und bildgewaltig, und dabei flüssig und unterhaltsam zu lesen.
Fazit:
Eine gelungene Fortsetzung! Die Charaktere werden immer vielschichtiger und bleiben dabei glaubhaft, die Geschichte ist voller unerwarteter Wendungen, und die Autorinnen hauchen ihrer beeindruckenden Welt mit originellen Bildern immer wieder echtes Leben ein.