Die Brüder Peter und Ivan Koubek haben gerade ihren Vater beerdigt. Peter (32) ist klug, erfolgreich und weltgewandt. Er arbeitet als Anwalt in Dublin. Ivan ist fast zehn Jahre jünger und introvertiert. Er tourt als Profi-Schachspieler durch Irland. Die Brüder haben nicht viel gemeinsam und doch zwei Parallelen: die Trauer und Probleme in ihren Liebesbeziehungen.
„Intermezzo“ ist ein Roman von Sally Rooney.
Die Struktur des Romans ist klar und durchdacht: Er besteht aus drei Teilen und insgesamt 17 Kapiteln. Erzählt wird im Präsens und in chronologischer Reihenfolge aus wechselnder Perspektive, die sich stilistisch unterscheiden.
In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman definitiv überzeugt. Der Schreibstil ist atmosphärisch, wortgewaltig, bildstark, einfühlsam und stellenweise poetisch. Die Dialoge klingen authentisch. Gelungen erscheint mir auch die deutsche Übersetzung von Zoë Beck.
Die beiden Brüder stehen eindeutig im Fokus der Geschichte. Die Charaktere wirken auf mich nicht sympathisch, aber lebensnah. Die Personen verfügen über viel psychologische Tiefe.
Auf inhaltlicher Ebene geht es diesmal zwar auch um Liebe und romantische Beziehungen, vorwiegend jedoch um die Familie. Wichtige Themen sind die Trauer und das Weiterleben nach einem Verlust. Dies macht die Geschichte ein wenig düster, aber auch bewegend und zum Nachdenken anregend.
Auf den fast 500 Seiten hat der Roman durchaus ein paar Längen. Überwiegend ist die Geschichte dennoch unterhaltsam und fesselnd, obwohl die Handlung recht übersichtlich bleibt.
Der deutsche Titel, ein Begriff aus der Schachwelt, der aus dem englischsprachigen Original wörtlich übernommen wurde, ist wegen seiner Mehrdeutigkeit eine gute Wahl. Auch das Cover gefällt mir.
Mein Fazit:
Mit „Intermezzo“ hat Sally Rooney einen lesenswerten und ausgereiften Roman geschrieben, der Lust darauf macht, auch ihre früheren Geschichten zu entdecken.