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review 2020-01-17 21:45
[Rezension] Amelie Sander - Als hätte der Himmel mich vergessen: Verwahrlost und misshandelt im eigenen Elternhaus
Als hätte der Himmel mich vergessen: Verwahrlost und misshandelt im eigenen Elternhaus - Amelie Sander,Beate Rygiert
Beschreibung:
Von ihrer frühesten Kindheit an ist Amelie dem Hass der Frau ausgeliefert, die sie "Mama" nennen muss. Nach außen hin sind die Sanders die perfekte Familie. Doch Amelie bekommt kaum zu essen und zu trinken, wird eingesperrt, gequält und erniedrigt. Wenig, das ihr nicht bei Strafe verboten ist. Erst spät findet Amelie heraus, was mit ihrer leiblichen Mutter geschehen ist. Als sie schon fast alle Hoffnung verloren hat, gelingt ihr mit 21 Jahren endlich die Flucht ...
 
Details:
Taschenbuch: 368 Seiten
Verlag: Lübbe; Auflage: 6. Aufl. 2017 (13. Januar 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 9783404609253
ISBN-13: 978-3404609253
ASIN: 3404609255
Größe: 12,6 x 2,7 x 18,9 cm
 
Eigene Meinung:
Das Cover ist irgendwie bedrückend, es zeigt ein Mädchen, das die Augen geschlossen hat und man ist sich nicht so wirklich sicher, wie man das deuten soll. Die dunklen Farben, die das Cover bestimmen, zeichnen schon ein Bild, was im Buch für eine Grundstimmung herrschen wird. 
Amelie Sander schildert in ihrem Buch das Drama ihrer Kindheit, nicht nur, dass ihr das Selbstvertrauen schon in sehr frühen Jahren genommen wurden ist, auch die Liebe, in der jedes Kind aufwachsen sollte, gab es für Amelie nicht. 
Die Stiefmutter von Amelie war eindeutig krank, es war die tiefe Eifersucht auf das Kind aus einer früheren Beziehung, die sie nicht verarbeiten konnte und in ungefilterter Form an Amelie weitergegeben hat. Amelie war das Spiegelbild einer andere Frau, einer früheren Beziehung ihres Mann und das konnte sie einfach nicht verarbeiten. 
Auf der anderen Seite muss man natürlich sehen, dass gerade Menschen wie Amelies Stiefmutter es gut verstehen, nach aussen hin den Schein zu waren und für viele die treusorgende Mutter und Ehefrau zu spielen. Trotzdem merkt man auch dem Umfeld immer wieder an, dass der Schein nach aussen Risse hat, denn sonst würde es keine Menschen geben, die die Not von Amelie erkennen. 
Das Buch ist definitiv nicht für jeden etwas, es zeigt, wie grausam die Menschen sein können und man entwickelt wirklich einen Hass, aber nicht nur auf die Stiefmutter, die an sich hier die Hauptakteurin ist, sondern auch auf den Vater und die Menschen im nahen Umfeld, weil man einfach die Ignoranz der Menschen merkt. Zwischenzeitlich fragt man sich, was die Menschen nicht gesehen haben oder nicht sehen wollten, was aber scheinbar schon offensichtlich war. 
Amelie Sander hat grossen Respekt für ihr Buch und auch ihre Geschichte verdient, weil sie teilt sie mit dem Leser, obwohl ihr das sicher nicht leicht gefallen ist, sich in die schlimmsten Momente ihres Leben zu versetzen. 
 
Fazit:
Amelie Sander hat ein sehr mutiges Buch geschaffen, das zeigt, dass man im Leben leider auf viele schlechte, aber auch wenige gute Menschen treffen kann. Die Offenheit mit der sie ihre Geschichte erzählt, berührt emotional und deswegen kann ich das Buch nicht jedem Leser empfehlen, weil es wirklich ein stellenweise sehr schockierendes Buch ist und deshalb sollte niemand das Buch lesen, der solche harten Lebenswege nicht verarbeiten kann. 

 

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review 2019-08-27 02:08
Nie wirst du vergessen (Befriedigend)
Nie wirst du vergessen - Lisa Jackson

Lisa Jackson

Nie wirst du vergessen

Mira 

 

Autorin: Lisa Jackson zählt zu den amerikanischen Spitzen-Autorinnen, deren Romane regelmäßig die Bestseller-Listen der „New York Times", der „USA Today" und der „Publishers Weekly" erobern. Ihre Hochspannungs-Thriller wurden in fünfundzwanzig Länder verkauft. Auch in Deutschland sind ihre Bücher immer wieder auf der Spiegel-Bestseller-Liste vertreten: Nach den Erfolgen von „Zwillingsbrut" und „Desire" gelang mit „S-Spur der Angst" der Sprung in die Top 10. Lisa Jackson lebt in Oregon. (Quelle: Droemer Knaur)

 

Der Ex-Mann von Lauren Regis ist vor ziemlich genau 13 Monaten, mit den zwei Kindern abgehauen. Privatdetektive und Anwälte, die sie bisher mit dem Fall beauftragt hatte, lieferten keine Ergebnisse. Deshalb wendet sich Lauren an den Anwalt Zachary Winters, der ihr mehrfach empfohlen wurde. Allerdings lässt dieser mit einer Antwort auf sich warten, weshalb Lauren entschließt, ihn einfach in seiner Kanzlei zu besuchen. Mit Glück gelingt es ihr auch, Zachary zur Rede zu stellen, woraufhin er verspricht, sich den Fall anzuschauen und dann zu entscheiden. Für Lauren ist dies ein neuer Hoffnungsschimmer.

 

Die Story von “Nie wirst du vergessen” wird in insgesamt 13 Kapiteln erzählt. Zu Beginn eines jeden neuen Kapitels ist der erste Buchstabe großgeschrieben. 

Das Buch beginnt an der Stelle, wo die Kinder schon lange verschwunden sind. Man bekommt die Informationen also erst nach und nach, im Laufe der Story erzählt. Dies funktioniert bei “Nie wirst du vergessen” auch recht gut, sodass man bis zum Schluss, mit immer neuen Informationen versorgt wird. Gerade das Geheimnis um Zacharys Vergangenheit, sollte dabei für Spannung sorgen. Leider gelingt das nicht immer 100 % gut. Allgemein die fehlende Spannung, ist für einen Thriller nicht sonderlich fördernd. Stattdessen entwickelt sich “Nie wirst du vergessen” recht schnell zu einer Liebesgeschichte, zwischen Protagonist und Protagonistin. Leider wirkt diese sehr aufgesetzt und nicht wirklich authentisch. Beide kennen sich kaum, sprechen aber schon von Liebe und das passt nicht wirklich zu beiden Charakteren. Was die beiden dann aber wieder sympathisch macht, ist das Schiksal das beide verbindet. Beide haben Schmerzen, weil sie wichtige Personen “verloren” haben. Das führt dazu, dass beide sich verstehen und helfen können. Und diese Entwicklung merkt man im Laufe der Geschichte auch deutlich.

Zum Ende hin rechnet man eigentlich damit, dass endlich die fehlende Spannung aufkommen müsste, doch stattdessen gibt es eine Überraschende, wenn auch etwas zu aufgesetzt wirkende Wendung. Dies ist aber dann auch schon wieder etwas zu glücklich und unrealistisch. Trotzalledem hat mich das Ende dann doch an einigen Punkten berührt.

 

Cover: Das Cover von “Nie wirst du vergessen” ist vollkommen in Blau gehalten (Hier scheinen die damaligen Reihen von Mira wohl alle gleich gestaltet gewesen zu sein). Auf einer kleinen Postkarte sieht man das Meer und einen Sonnenuntergang. Hierbei handelt es sich scheinbar, um eine Szene aus dem Buch. Dies ist auch das Einzigste am Cover, das im Zusammenhang mit dem Inhalt steht. Über der Postkarte steht der Titel (deutlich kleiner als die Angabe der Autorin) und die Autorin selbst.

Insgesamt ist das Cover recht schlicht gehalten und überzeugt mich nicht wirklich. Es erfüllt seinen Zweck, hätte aber ruhig mehr sein dürfen.

 

Fazit: Meistens hat es einen Grund, wieso Bücher nicht in neuen Auflagen zu bekommen sind. Bei “Nie wirst du vergessen” wundert mich es mich also nicht, dass es momentan in keinem Verlag zu finden ist. Lisa Jackson steht für lesenswerte Bücher, allerdings ist “Nie wirst du vergessen” da wohl eine Ausnahme. Als Thriller versprochen, baut sich bis zum Ende leider nur wenig Spannung auf. In einigen Momenten gibt es zwar einen kleinen Lichtschimmer, allerdings erlischt dieser auch recht schnell wieder. Am Ende wurde ich nur mäßig unterhalten und komme so auf 3/5 Sterne.

 

Klappentext: Vor über einem Jahr sind Lauren Regis Kinder von ihrem Ex-Mann entführt worden, und noch immer hat sie keine Spur, kein Lebenszeichen von ihnen. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an den für seine unkonventionellen Methoden bekannten Anwalt Zachary Winters. Geplagt von seinen eigenen Dämonen, lehnt er es zunächst ab, Lauren zu helfen. Doch Lauren lässt nicht locker, bis sie schließlich gemeinsam eine Spur verfolgen, die sie nicht nur den Kindern, sondern auch einander näher bringt. Aber diese Nähe bleibt nicht unbeobachtet und droht, ihren ganzen Plan zunichte zu machen. 

 

Autor/-in: Lisa Jackson

Titel: Nie wirst du vergessen

Verlag: Mira

Genre: Thriller

Seiten: 304

Preis: Taschenbuch: Variiert

Erstveröffentlichung: 2007

ISBN: 978-3899416282

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review 2018-12-27 13:37
Nett, aber nicht der Kracher
Vergessen wirst du nie: Kriminalroman (Die Hammarby-Reihe, Band 5) - Carin Gerhardsen,Thorsten Alms

Stockholm. Eine junge Frau wird vor der Wohnung eines Klavierlehrers nackt aufgegriffen, traumatisiert und unfähig zu erzählen, was passiert ist. Als die Leiche des Klavierlehrers gefunden wird, stehen Kommissar Conny Sjöberg und sein Team vor schwierigen Ermittlungen. Je tiefer sie graben, desto mehr Verdächtige gibt es. Bei dem Lehrer gingen viele Mädchen ein und aus. Niemand will jedoch darüber sprechen. War er etwa ein Zuhälter – oder doch ein unschuldiges Opfer?

Quelle: Klappentext

 

Als ich mit diesem Buch angefangen habe, war mir klar, dass ich vielleicht doch besser noch mal alle Vorgänger gelesen hätte, da dies nun der fünfte Teil der Hammerby-Reihe ist. Ganz, ganz dunkel konnte ich mich noch an das eine oder andere Detail erinnern, aber nicht sonderlich gut. So fehlte mir doch Wissen, dass recht nützlich gewesen wäre.

 

Carin Gerhardsen verschwendet nicht sehr viel Zeit die alten Charaktere vorzustellen. Klar, sie schreibt etwas zu fast jedem, aber es ist besser, wenn man noch weiß, wer warum so ist. Wer jedoch nicht viel Wert auf richtig detaillierte Informationen legt, kann auch ruhig mitten in der Reihe anfangen zu lesen.

 

Ich fand den Klappentext recht interessant, hatte aber gar keine Erwartungen an das Buch. Und das war – in meinen Augen – auch besser so. Bis etwa zur Hälfte kam bei mir nicht so wirklich Spannung auf. Stattdessen habe ich überlegt, ob ich überhaupt weiterlesen soll.

Mit vielen Dingen habe ich kein Problem, aber das Thema Inzest oder die Andeutung davon, ist mir einfach zuwider.

Ich habe mich dennoch gezwungen weiterzulesen. Irgendwann nahm die Handlung doch noch Fahrt auf, wenn auch nur mit angezogener Handbremse.

 

Sprachlich war dieses Buch mies, richtig mies. Ich habe selten so eine lieblose Übersetzung erlebt! An etlichen Stellen klang es, als hätte man den Originaltext durch ein Übersetzungsprogramm gejagt, nicht Korrektur gelesen und dann einfach veröffentlicht. Grammatikalische Fehler, fehlende Worte, Rechtschreibfehler. Fehler können immer passieren, aber hier wirkte das einfach nur, als wäre es lieblos dahin geklatscht. Wenn man eine Reihe nicht fortsetzen möchte, okay, aber den Lesern so etwas vorzusetzen, geht gar nicht!

 

Alles in Allem, war ich froh, als das Buch zu Ende war. Ich werde mir auch weiterhin die Bücher von Carin Gerhardsen kaufen, weil ich wissen möchte, wie es mit den Hammerby-Charakteren weitergeht, aber ich hoffe wirklich, dass die zukünftigen Geschichten besser sind. Vor allem spannender.

 

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review 2017-11-14 10:13
Überbewertet
American Gods - Neil Gaiman

Mein erstes Date mit Neil Gaiman wollte ich ursprünglich mit „Neverwhere“ bestreiten. Jahrelang schlich ich um den populären Fantasy-Autor, der eng mit Terry Pratchett befreundet war, herum. Ich hatte Respekt vor seinem Ruf und traute mich einfach nicht, ihn kennenzulernen. Dann sahen der Lieblingsmensch und ich den Trailer zur Amazon-Serie „American Gods“. Ich wusste, dass es sich dabei um die Verfilmung von Gaimans gleichnamigen Roman handelt und als der Lieblingsmensch äußerte, dass er der Serie eine Chance geben wollte, entschied ich spontan, zuerst das Buch lesen zu wollen. Mein erstes Date mit Gaiman sollte nicht länger „Neverwhere“ sein. Es sollte „American Gods“ sein.

 

Nach 3 trostlosen Jahren im Gefängnis wünscht sich Shadow nur noch eines: er möchte nach Hause, zu seiner Ehefrau Laura. Als ihn der Gefängnisdirektor in sein Büro bestellt, ahnt er, dass ihn schlechte Nachrichten erwarten. Betäubt lauscht er den Worten des Direktors, der ihm mitteilt, dass Laura bei einem schrecklichen Autounfall ums Leben kam. Er wird verfrüht entlassen, um an ihrer Beerdigung teilnehmen zu können. Von einem surrealen Gefühl der Unwirklichkeit begleitet besteigt er ein Flugzeug, das ihn an einen Ort bringen soll, der nicht länger sein Zuhause ist. Neben ihm sitzt ein gut gekleideter älterer Herr. Er stellt sich als Mr. Wednesday vor. Obwohl sie sich gerade erst kennenlernen, weiß er Dinge über Shadow, die er unmöglich wissen kann und bietet ihm einen Job an. Shadow findet ihn seltsam, doch er hat kein Leben, zu dem er zurückkehren könnte. Er hat nichts zu verlieren. Er schlägt ein, unwissend, dass er schon bald in einen kosmischen Sturm hineingezogen werden wird. Um sich zu schützen, muss Shadow den Funken wiederfinden, der mit Laura starb: seinen Glauben.

 

Warum schreibt ein Brite ein Buch über die Götter der Vereinigten Staaten von Amerika, nachdem er zum Zeitpunkt dessen Erscheinens bereits selbst seit 9 Jahren in den USA lebte? Welche Mission verfolgt er? Welche Botschaft möchte er vermitteln? Ich denke nicht, dass ich „American Gods“ durchschaut habe, denn ich finde keine Antworten auf diese Fragen. Neil Gaiman wollte mir mit diesem Roman etwas sagen, dessen bin ich fest überzeugt. Er schrieb „American Gods“ nicht ausschließlich zur Unterhaltung seiner Leser_innen. Grübele ich über seine Motivation nach, taucht in meinem Kopf das Wort „Identität“ auf, doch es schwebt frei in meinen Gedanken herum, ohne Anker, ohne Begründung, ohne Erklärung. Ich vermute, dass es in der Tiefe dieses Buches um die Identität der USA geht, aber ich kann meinen Finger nicht darauflegen, welche Aussage Gaiman diesbezüglich tätigt. Ich empfand „American Gods“ als irritierend und verwirrend, weil ich all die kryptischen Untertöne der Geschichte nicht zu deuten wusste. Ich hatte das Gefühl, enorm viel zu verpassen und gar nicht allen Details die nötige Aufmerksamkeit schenken zu können. Ich fand nicht in den Rhythmus des Buches und musste mich nach jeder Lesepause wieder neu einfinden. Ich denke, worauf Neil Gaiman abzielte, ist ein Roman mehrerer sich überlappender Ebenen. Leider schätze ich, dass ich dessen Kern, die Ebene, die alle anderen verbindet, nicht begriffen habe. Daher begleitet mich seit der Lektüre ein Gefühl diffuser Ratlosigkeit, obwohl ich den offensichtlichen Grundgedanken der Geschichte durchaus interessant fand. Der sympathische Protagonist Shadow, dessen Funktion und Rolle undurchsichtig bleiben, gerät zwischen die Fronten eines Krieges der Götter um den Glauben des amerikanischen Volkes. Anhand von ergreifend geschilderten Einzelschicksalen, die betonen, dass Glaube und Leid Partner sind, erfahren die Leser_innen, dass die alten Götter von Siedlern verschiedener Epochen in die Neue Welt gebracht wurden. Der Glaube der Menschen belebte sie; Opfer, die in ihren Namen erbracht wurden, verliehen ihnen Macht und Substanz. Unglücklicherweise vergaßen die Gläubigen über die Jahrhunderte jedoch die Gebräuche ihrer alten Heimat, womit auch ihre Götter Macht einbüßten oder sogar ganz verschwanden. Nun kämpfen die Götter um die letzten religiösen Almosen, die die USA auszugeben bereit ist; erschleichen und ergaunern sich unbewusste Anbetungen und Preisungen. Aus allmächtigen Wesen wurden verblasste, bedauernswerte Bittsteller, die von der Schnelllebigkeit der Moderne überholt werden. Auf diese Weise beleuchtet Neil Gaiman die Beziehung zwischen Göttern und Menschen von einem spannenden Blickwinkel aus: die wahre Macht liegt nicht bei den Göttern. Sie liegt bei den Gläubigen. Was ist ein Gott ohne Anhänger_innen? Überflüssig. Ihre tragische Abhängigkeit von den Menschen zwingt sie, die Konfrontation zu suchen, weil die USA einfach nicht genug Raum für alle bieten. Ein Land abenteuerlicher geografischer Weite – doch spirituell ein Stecknadelkopf.

 

Meiner Ansicht nach ist „American Gods“ überbewertet. Es ist ein faszinierendes Buch, das eine ungewöhnliche Geschichte erzählt, aber das Meisterwerk, das mir von zahlreichen Lobpreisungen versprochen wurde, kann ich darin nicht erkennen. Das Konzept der vom Glauben abhängigen Götter war mir bereits durch niemand geringeren als Terry Pratchett bekannt, der sich weitaus früher mit diesem fesselnden Gedankenspiel auseinandersetzte. Neil Gaiman versäumte es, mir nachvollziehbar den größeren Rahmen seines Romans zu vermitteln, sodass ich für all die leisen Untertöne und Bedeutungen zwischen den Zeilen taub und blind blieb. Wahrscheinlich gingen viele Anspielungen unbeachtet an mir vorbei. Ich weiß einfach nicht, was er mir sagen wollte und wartete während der gesamten Lektüre auf die große Erleuchtung, die sich niemals einstellte. Ich empfinde ein Schulterzucken. Vielleicht habe ich mit der Serie mehr Glück. Vielleicht helfen mir bewegte Bilder, zu verstehen, worauf er hinauswollte. Vielleicht hätte ich aber auch meinem Entschluss, zuerst „Neverwhere“ zu lesen, treu bleiben sollen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/11/14/neil-gaiman-american-gods
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review 2017-10-25 09:43
Prinzessin Davy sucht heißen Bodyguard mit Zusatzleistungen
Unleashed - Sophie Jordan

„Uninvited“ von Sophie Jordan brauchte ziemlich lange, um den deutschen Markt zu erreichen. Ich habe das Buch im Juli 2015 gelesen; die deutsche Version wurde erst im Februar 2016 unter dem Titel „Infernale“ bei Loewe veröffentlicht. Auf seiner Website bietet der Verlag einen Test an, durch den Leser_innen herausfinden können, welcher Figur der Geschichte sie ähnlich sind. Ich habe den Test aus Jux und Tollerei durchgeführt: angeblich bin ich wie die Protagonistin Davy. Na danke. In meiner Rezension zu „Uninvited“ beschrieb ich Davy als hilflose Mary Sue. Ich konnte nur hoffen, dass sie in der Fortsetzung „Unleashed“ etwas mehr Feuer erhält.

 

An der Grenze zu Mexiko warten Davy, Sean, Gil und Sabine auf ihre Gelegenheit. Als Träger_innen des HTS, des Homicidal Tendency Syndrome, sind sie in den USA Freiwild, erst recht, seit sie aus Mount Haven flohen. Nun müssen sie sich auf die Hilfe des Widerstands verlassen, um als Flüchtlinge ein neues Leben zu beginnen. Doch verdient Davy überhaupt eine zweite Chance? Das Gesicht des Mannes, den sie auf Befehl im Camp erschoss, verfolgt sie. Ihre Schuld frisst sie auf und entfernt sie weiter und weiter von ihren Freunden. Trotzdem geht sie mit ihnen, als der Zeitpunkt ihrer Grenzüberquerung gekommen ist. Der Plan scheitert. Davy wird von den anderen getrennt und angeschossen, entkommt nur knapp und ist schwer verletzt auf sich allein gestellt. Zu ihrem Glück findet sie der charismatische Caden, Leiter eines unterirdischen Stützpunktes des Widerstands. Er bringt sie in Sicherheit und stellt ihre Gefühle, ihr Selbstverständnis und ihre Loyalität auf eine harte Probe. Hat sie als Trägerin ein Recht auf eine glückliche Zukunft oder sollte sie als die Mörderin behandelt werden, die sie ist?

 

Ich hatte von Anfang an niedrige Erwartungen an „Unleashed“. Ich ging nicht davon aus, dass sich die Kritikpunkte des ersten Bandes in der Fortsetzung auflösen würden. Sophie Jordan brachte trotz dessen das Kunststück fertig, meine bescheidene Erwartungshaltung noch zu untertreffen. Dieses Buch ist weit schlechter, als ich angenommen hatte. Es ist banal und beschränkt. Meiner Meinung nach hätte sie sich den zweiten Band definitiv sparen können, weil er den Leser_innen überhaupt kein neues Wissen verschafft und sich die Geschichte permanent im Kreis dreht. Es gibt darin keine Fortschritte, sondern nur ermüdende, enervierende Wiederholungen. Der theoretische Kern der Handlung, das HTS, wird vollständig von den Liebeseskapaden der Protagonistin Davy verdrängt und dient maximal als Rahmen. Es geht kaum noch um die Diskriminierung von Träger_innen in den USA, sondern nur um Davys persönliches Schicksal. Ich durfte eine zimperliche, naive Heulsuse begleiten, die ununterbrochen im Selbstmitleid badet. In Ich-Perspektive. Großartig. Hätte ich mich noch ein bisschen mehr über sie aufgeregt, hätte ich vermutlich ins Buch gegriffen, um ihr alle Zähne auszuschlagen. Ich hasse ihre psychische, mentale Schwäche und Hilflosigkeit. Ich verabscheue ihren grenzenlosen Egoismus, der sie ihre Freunde vergessen, Caden ausnutzen und sich selbst als Mittelpunkt des Universums verstehen lässt. Sie hat ihre Vorurteile über HTS-Träger_innen noch immer nicht überwunden und Sophie Jordan bemüht sich weiterhin nach Kräften, ihr verzerrtes Weltbild zu bestätigen. In einer Szene wird Davy beinahe von einem Träger vergewaltigt – ein überflüssiger und abstoßender Moment, der lediglich verdeutlichen soll, wie furchtbar die Welt ist, in der Davy lebt. Selbst im Lager des Widerstands, über dessen Organisation Jordan so gut wie nichts offenbart, nimmt Davy eine Sonderposition ein, weil sie dort als Bedrohung aufgefasst wird. Bullshit. Sie bleibt in „Unleashed“ eine hilflose Mary Sue, ein Mädchen, das sich, obwohl sie sich für ach so gefährlich hält, dem ersten hübschen Kerl an den Hals wirft, der ihr begegnet, weil sie in Wahrheit nicht in der Lage ist, irgendetwas allein zu regeln. Sie hat keinerlei Gewissensbisse, mit Caden anzubandeln, obwohl sie meinem Verständnis nach mit Sean zusammen ist. Sie haben zwar nie Schluss gemacht, aber für sie ist die Beziehung beendet. Seans Gefühle spielen keine Rolle. Davy ist weder stark, noch mutig oder ein besonders wertvoller Mensch, sie ist eine egozentrische Dramaqueen, die sich ständig selbst belügt und nicht ein einziges Mal darüber nachdenkt, wie ihr Verhalten ihre Mitmenschen beeinflusst. Ich fand es ätzend, wie hemmungslos Sophie Jordan unglaubwürdige Klischees bedient, die die emotionalen Knöpfe der Leser_innen drücken sollen und darüber die grundlegende Handlung ihrer Geschichte sträflich vernachlässigt. Jegliche Chancen, inhaltliche Wendungen für ein Mindestmaß an Bedeutsamkeit zu verwenden, blieben ungenutzt. Das Ende von „Unleashed“ war eine Zumutung, irrationales, unrealistisches Gefasel, das ich ihr nicht einmal unter Einfluss schwerer Sedativa abgekauft hätte. Es war eine Beleidigung meiner Intelligenz.

 

Ich bin so wütend auf Sophie Jordan, dass mir beinahe Rauch aus den Ohren quillt. Ich habe ja keine großen Sprünge von „Unleashed“ erwartet, aber das… Das ist einfach unverfroren. Dreist. Billig. Kitsch und Drama werden es schon richten, wen interessieren da inhaltliche Substanz und Plausibilität? Mich interessiert es, verflixt und zugenäht noch mal! Wie konnte die Autorin wagen, solchen Schund zu veröffentlichen? Was fällt ihr ein? Ich habe das Buch überhaupt nur deshalb gelesen, weil ich hoffte, dass sie sich intensiver mit dem HTS auseinandersetzen würde! Ich wollte keine Neuauflage von „Prinzessin Davy sucht heißen Bodyguard mit Zusatzleistungen“! Mir hat diese Fortsetzung nicht das Geringste gebracht. Die Dystopie ist nicht mehr als ein leeres Versprechen, die Figuren sind in Klischees gefangene, unechte, starre Schaufensterpuppen und die Geschichte… Ja, welche Geschichte eigentlich? Die Lektüre war Zeitverschwendung. Schämen Sie sich, Sophie Jordan, schämen Sie sich.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2017/10/25/sophie-jordan-unleashed
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