logo
Wrong email address or username
Wrong email address or username
Incorrect verification code
back to top
Search tags: eskalation
Load new posts () and activity
Like Reblog Comment
review 2021-08-17 19:58
Der Täter am Telefon
Eskalation - Nora Benrath

Nach einem Treffen mit ihrer Freundin Linda gerät Dina Martin in Not. Die 36-jährige Nageldesignerin wird in ihrem Kleinwagen auf der Autobahn von einem Mann bedroht. Mit seinem dunklen SUV treibt der Unbekannte die Frau per Telefon vor sich her. Um ihre Tochter Lydia zu beschützen, leistet die verängstigte Dina den Anweisungen Folge. Doch was will der Fremde von ihr? Und wird sie sich noch vor ihm retten können?

 

„Eskalation“ ist der erste Spannungsroman von Nora Benrath.

 

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 84 kurzen Kapiteln. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Tage. Das letzte Kapitel ist vier Monate später angesiedelt. Einheitliche Zeitangaben erleichtern die Orientierung. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus vielen unterschiedlichen Perspektiven. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

 

Sprachlich ist der Thriller recht einfach gehalten und wenig variantenreich. Eingefügt sind Zeitungsartikel und Nachrichten.

 

Überrascht hat mich das breite Spektrum an Figuren. Neben Dina gibt es weitere Protagonistinnen und Protagonisten, die ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen möchte. Die Hauptcharaktere wirken authentisch, ihre Gedanken sind nachvollziehbar. Dennoch bleibt genügend Distanz zu den Figuren, um miträtseln zu können, wer von ihnen verdächtig sein könnte.

 

Auf den etwas mehr als 300 Seiten flacht die Spannung zwischenzeitlich nur kurz ab. Die Autorin legt mehrere falsche Fährten mit interessanten Ansätzen. Erst im letzten Drittel des Buches hat sich für mich herauskristallisiert, wer die Taten verübt hat. Aber auch dann konnte mich die Geschichte noch überraschen. Das Motiv ist ungewöhnlich und schlüssig zugleich. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Hintergründe der Taten psychologisch gut analysiert und erklärt werden.

 

Der Thriller sensibilisiert dafür, umsichtig mit den eigenen Kontaktdaten umzugehen, und zeigt auf, wie leicht man zum Opfer werden kann. Eine wichtige Botschaft. Inhaltlich schöpft die Geschichte ihr gesamtes Potenzial allerdings nicht aus. So hätte die anfängliche Verfolgungsfahrt besser ausgebaut werden können. Realitätsfern erscheint mir ein nachlässiges Verhalten, das gleich zwei Personen unabhängig voneinander an den Tag legen. Für meinen Geschmack hätte außerdem etwas weniger Brutalität der Geschichte gutgetan.

 

Das stimmungsvolle Cover passt nicht nur hervorragend zum Inhalt, sondern hebt sich auch von der Optik anderer Bücher des Genres positiv ab. Der knappe Titel ist treffend formuliert.

 

Mein Fazit:
„Eskalation“ von Nora Benrath ist ein spannender Psychothriller mit einer schlüssigen Story und authentischen Charakteren. Trotz kleinerer Schwächen hat mich die Lektüre gut unterhalten.

Like Reblog Comment
review 2016-09-07 10:06
Pervertierte Kleinstadtidylle
In einer kleinen Stadt [Needful Things] - Stephen King,Christel Wiemken „In einer kleinen Stadt: Needful Things“ von Stephen King habe ich mir vorgenommen, weil mein Bauch so laut danach schrie, dass ich seinen Wunsch nicht ignorieren konnte. Ich weiß nicht, warum er plötzlich von heute auf morgen der Ansicht war, dass die Zeit ausgerechnet für dieses Buch gekommen sei, war aber gern bereit, mich darauf einzulassen. Meinen letzten King hatte ich im Juli 2015 gelesen; es handelte sich um „Stark: The Dark Half“. Beide Romane werden dem Castle-Rock-Zyklus zugeordnet, wobei „In einer kleinen Stadt“ passenderweise chronologisch nach „Stark“ angesiedelt ist. Ursprünglich plante King, den Zyklus mit diesem Werk abzuschließen, kehrte in den folgenden Jahren allerdings doch mehrfach nach Castle Rock, die fiktive Kleinstadt im Westen Maines, zurück. In einer kleinen Stadt wie Castle Rock ist die Eröffnung eines neuen Geschäfts eine mittlere Sensation. Natürlich würde es niemals jemand zugeben, aber als an der Main Street eine schöne grüne Markise angebracht wird, ergreift eine Atmosphäre mühsam im Zaum gehaltener Neugier die Stadt. »Needful Things« steht auf dem Schild an der Tür. Der Inhaber ist Leland Gaunt, ein Fremder von außerhalb. Er verspricht eine völlig neue Art von Laden und er hält Wort: bei »Needful Things« gibt es alles, was das Herz begehrt – zu Spottpreisen. Geld scheint Mr. Gaunt nicht besonders wichtig zu sein. Stattdessen erwartet er von seinen Kund_innen als Teil der Bezahlung, dass sie ihren Nachbar_innen kleine Streiche spielen. Was ist schon dabei? Doch der harmlose Spaß entwickelt sich unaufhaltsam zu tödlichem Ernst, die Situation gerät außer Kontrolle und Castle Rock stürzt ins Chaos. Werden einige wenige aufrechte Bürger_innen ausreichen, um die Stadt zu retten? Ich bin ein bisschen perplex. „In einer kleinen Stadt“ hat meine Erwartungen weit übertroffen. Nicht hinsichtlich des Inhalts, denn diesen schätzte ich bereits vor der Lektüre als gewohnt aufregend und unheimlich ein, sondern hinsichtlich des Schreibstils. Stephen King hat irgendetwas verändert. Anscheinend hat er an ein paar Schräubchen gedreht, denn dieses Werk ist der erste und bisher einzige Roman aus seiner Feder, der meine Aufmerksamkeit ungebrochen zu fesseln vermochte. „In einer kleinen Stadt“ weist keinerlei Längen auf. Es ist durchgehend spannend. Für mich ist das eine kleine Sensation, denn ich war fest darauf eingestellt, es wieder einmal mit einigen zähen Passagen zu tun zu bekommen, durch die ich mich würde durchbeißen müssen. Vielleicht lag es daran, dass ich wirklich aus tiefstem Herzen Lust auf dieses Buch hatte, vielleicht hat King mehr Wert auf einen konstanten Spannungsbogen gelegt – was immer es war, „In einer kleinen Stadt“ hielt mich pausenlos in Atem, obwohl sich die Handlung recht gemütlich entfaltet. Es beginnt harmlos: »Needful Things« eröffnet in Castle Rock und Mr. Gaunt bemüht sich rührend, die sehnlichsten Wünsche aller Bewohner_innen der Stadt zu erfüllen. Dass Gaunt keineswegs ein wohltätiger Samariter und Geschäftsmann ist, lässt King erst nur anklingen. Ein bedrohlicher Blick hier, ein gemurmeltes Wort da, ein Händeschütteln, das Abscheu auslöst. Er vermittelt seinen Leser_innen subtil, dass Misstrauen angebracht ist und bringt sie dadurch in die für Horrorgeschichten typische überlegene Position. Ich konnte beobachten, wie die Bürger_innen von Castle Rock der Gier nachgaben und Mr. Gaunt auf den Leim gingen; ich wollte ihnen zurufen, sich nicht auf diesen aalglatten Händler einzulassen und spürte lebhaft, wie sich die Spirale des Terrors zuzog und sich die Ereignisse bis zur Eskalation zuspitzten. Meiner Meinung nach haben die Menschen in Castle Rock zwei bedeutende Schwachstellen, die King Gaunt perfide ausnutzen ließ: ihre Habsucht und ihre Streitigkeiten untereinander. Gaunt spielt meisterhaft auf der Klaviatur der Kleinstadt-Fehden und hetzt alle Akteure geschickt gegeneinander auf, sodass am Ende er allein als Profiteur dasteht. Er treibt jeden noch so kleinen schwelenden Zwist auf die Spitze und bedient sich dabei (zumindest anfangs) erstaunlich zurückhaltender Mittel. Es überraschte mich, wie wenig nötig ist, um die Konflikte gottesfürchtiger, anständiger und strikt bürgerlicher Leute in hässliche Gewalttätigkeiten ausufern und eine ganze Stadt in Anarchie versinken zu lassen. Natürlich kann eine derartige Situation nicht für alle Beteiligten glimpflich ausgehen. Ich fand, dass Stephen King sehr hart mit seinen Figuren ins Gericht geht und sie für ihre Fehler bitter bestraft. Besonders in einem Fall wünschte ich mir vergeblich, dass er Nachsicht und Gnade walten ließe. Trotz dessen verstehe ich, warum er streng war, niemanden davonkommen und sie alle leiden ließ. Castle Rock musste geläutert werden. Läuterung verlangt nach Schmerz. Mir gefiel „In einer kleinen Stadt“ hervorragend. Es ist eine mitreißende Geschichte von Gier, Bedürfnissen und Manipulation, die das Klischee der Kleinstadtidylle auf faszinierende Weise pervertiert. Obwohl Stephen King das eine oder andere übernatürliche Elemente einarbeitete, sind es in Wahrheit doch wieder einmal die Abgründe der menschlichen Psyche und Natur, die das Grauen dieses Buches prägen. Man stelle sich vor, alle Fehden einer kleinen Stadt würden mit einem Schlag eskalieren, aus welchem Grund auch immer – das Ergebnis ist den Geschehnissen nicht unähnlich, die King für „In einer kleinen Stadt“ so farbenfroh beschreibt. Lässt man das Übernatürliche weg, ist seine Schreckensvision unwahrscheinlich, aber dennoch vorstellbar und genau das ist der Grund, warum ich ihn als Autor unheimlicher Geschichten schätze. Er hat erkannt, dass wir Menschen selbst die furchteinflößende Quelle unseres Horrors sind. Vielleicht ist die schützende Schicht namens Zivilisation, die unsere Triebe unter Verschluss hält, um einiges dünner, als wir glauben möchten.
Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/09/07/stephen-king-in-einer-kleinen-stadt-needful-things
More posts
Your Dashboard view:
Need help?