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text 2015-06-28 18:36
Buchtipp
Balzac und die kleine chinesische Schneiderin - Sijie Dai

Wieder einmal habe ich mich durch die Leserlieblingsbuchchallenge an einen Roman gewagt, der sonst vermutlich nie auf meiner Leseliste gelandet wäre. Und wieder einmal bin ich sehr froh, dass mir dieses berührende, vielschichtige und poetische Buch empfohlen wurde. Ich habe „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“ von Dai Sijie innerhalb kürzester Zeit gelesen. Dabei habe ich jede Zeile genossen und beendet das eBook mit einem gleichermaßen melancholischen wie wohlig-warmen Gefühl im Herzen.

 

Worum geht es?

Wie alle Intellektuellen-Kinder wurden auch Luo und der Ich-Erzähler, dessen Namen nicht genannt wird, während der chinesischen Kulturrevolution zur „Umerziehung“ in ein kleines abgelegenes Bergdorf geschickt. Beide stammen aus Familien, die als Feinde des Volkes gelten, und haben daher kaum Chancen, das Dorf je wieder zu verlassen. Durch ihr Talent fürs Geschichtenerzählen gelingt es ihnen, das Vertrauen der Dorfbewohner zu gewinnen. Bald werden sie sogar regelmäßig einmal im Monat in die Stadt geschickt, um sich einen Kinofilm anzusehen und anschließend im Dorf nachzuerzählen. Dann aber verlieben sich beide in die gleiche Frau. Aber so richtig beginnt der Ärger erst, als sie erfahren, dass ihr in einem Nachbardorf lebender Freund streng verbotene westliche Bücher versteckt, welche die beiden nur zu gerne lesen würden.

 

Warum habe ich es gelesen?

Ich gebe zu, dass ich zwar schon von „Balzac und die kleine chinesische Schneider“ gehört hatte, mich aber nie näher mit dem Inhalt beschäftigte. Ich erwartete dabei einen klassischen Liebesroman. Für dieses Genre habe ich jedoch nicht allzu viel übrig; und so ließ ich es immer unbeachtet.

 

Nun aber bekam ich Dai Sijies Debut für die Leserlieblingsbuchchallenge vorgeschlagen und nutzte die Chance, meine Bildungslücke zu schließen. Bestimmte Erwartungen hatte ich nicht.

 

Wie war mein erster Eindruck?

„Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“ beginnt etwas unvermittelt und ohne einführende Worte mit einer sehr ausdrucksstarken Szene, in der die Dorfbewohner die Neuankömmlinge aus der Stadt und ihr Gepäck begutachten. Vor allem die Geige des Erzählers fasziniert sie sehr, denn dieses Musikinstrument ist ihnen unbekannt. Damit führt Dai Sijie auch sofort eines der Grundthemen des Romans ein: die großen Unterschiede zwischen dem Leben auf dem Land und in der Stadt. Diese sind tatsächlich so gravierend, dass ich die Szene zunächst falsch verstand und dacht, bei dem Erzähler handele es sich um einen Mann aus dem Westen, einen Amerikaner vielleicht. Schnell wird jedoch klar, dass Luo und sein Freund genau wie die Dorfbevölkerung Chinesen sind und dass sie als Jugendliche zur „Umerziehung“ in die Provinz geschickt wurden.

 

Mir gefiel dieser Einstieg sehr gut. Sijie lässt die Szene für sich selbst sprechen und auf den Leser wirken. Er beschreibt ruhig und neutral aus einer reinen Beobachterperspektive. Die Spannung entsteht allein aus der Situation selbst, die Sijie ohne viele Worte so eindringlich beschreibt, dass ich sie fast schon plastisch vor Augen hatte.

 

Wie fand ich die Charaktere?

Dai Sijie gelingt es mit „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“ einen atmosphärisch dichten, poetischen und zugleich kritischen Roman zu schreiben. Dass er dabei mit nur einer Handvoll Charaktere auskommt, beeindruckte mich.

 

Im Mittelpunkt des Romans stehen der Erzähler und Luo, die beide individuell und schön gezeichnet sind. Auch die kleine Schneiderin, in die sich beide verlieben wird schön gezeichnet und besitzt persönliche Charakterzüge.

Die weiteren Nebencharaktere hingegen stehen jeweils stellvertretend für größere Gruppen. Bei ihnen werden jeweils nur einige wenige besonders charakteristische Merkmale und Verhaltensmuster herausgearbeitet.

 

Durch die wenigen Charaktere, denen der Leser begegnet, wird die Abgeschiedenheit des Bergdorfs atmosphärisch schön verdeutlicht. Die Einsamkeit der Jugendlichen, die durch das deutlich höhere Bildungsniveau der beiden zusätzlich verstärkt wird, war für mich so beinahe spürbar.

 

Wie fand ich das Buch insgesamt?

„Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“ ist ein berührender, teils autobiografischer Roman über die Macht der Literatur. Aus den Seiten spricht eine solche Liebe und Leidenschaft für die Klassiker der Weltliteratur, dass man selbst eine fast unbändige Lust verspürt, die zitierten Werke gleich dem Erzähler und seinen Freunden für sich zu entdecken.

 

Zudem ist es eine zarte Liebesgeschichte. Dai Sijie erzählt nicht überschwänglich von großen Gefühlen, sondern beschränkt sich auf eine Schilderung aus der Beobachterrolle heraus. Aus dem Text spricht eine feinfühlige Poetik, die auch von der Liebe des Erzählers zur kleinen Schneiderin zeugt. Es ist eine sehr sinnliche und zugleich unschuldige Dreiecksbeziehung voller Herzenswärme und aufrichtiger Wertschätzung. Mich sprach dies sehr viel mehr an, als viele klassische Liebesromane mit besonders überschwänglichen Gefühlsbeschreibungen.

 

Eine weitere Stärke dieses Romans liegt in der schönen Schilderung des einfachen Lebens jener Dorfbevölkerung, bei denen der Erzähler wohnt. Die harte, oft mühsame Arbeit auf den Reisfeldern wird ebenso deutlich dargestellt wie die Landschaft und Natur jener Gegend. So bekommt der Leser einen seltenen Einblick in die Lebenswirklichkeit der breiten Landbevölkerung während der chinesischen Kulturrevolution.

 

Bei aller der Schönheit, Poesie und Hingabe in diesem Roman besitzt „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“ jedoch auch einen feinsinnigen Humor, der einem Schelmenroman gleich von Zeit zu Zeit aufblitzt. Vor allem der Begriff „revolutionär“ wird des Öfteren mit einem ironischen Augenzwinkern benutzt, was mir gut gefiel. Hierdurch entsteht eine gewisse Leichtigkeit und Unterhaltsamkeit, die den ansonsten doch eher ernsten Themen des Romans ein wenig Schärfe nimmt. Gleichzeitig schwingt darin jedoch auch eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Thema mit, was „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“ eine weitere Ebene mit zusätzlicher tiefe hinzufügt.

Ich habe den Roman gerne und in kürzester Zeit gelesen. Er ist eine gefälligen, gut zugänglichen Stil geschrieben, der jedoch keineswegs trivial zu nennen wäre. Wieder einmal bin ich sehr froh, dass mich die Leserlieblingsbuchchallenge auf diesen schönen Roman aufmerksam machte.

 

Source: kerstin-scheuer.de/?p=3459
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text 2015-05-10 21:35
Das Schneemädchen - Eowyn Ivey

Selten wurden für Schnee und Eis schönere Wort gefunden, als es Eowyn Ivey tut. “Das Schneemädchen” zeigt die Schönheit der unberührten Wildnis Alaskas.

Es ist ein modernes Märchen für Erwachsene, das die Leserherzen durch einen zarten Hauch Magie dahinschmelzen lässt.

(Ausführliche Rezension: http://kerstin-scheuer.de/?p=3136)

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text 2015-04-26 16:32
Still Alice - Lisa Genova

Gerade nach der Oscarverleihung hatte ich große Erwartungen an “Still Alice – mein Leben ohne Gestern”.

Leider wurden sie nicht erfüllt. Der Roman ist in einem sehr nüchternen und sachlichen Ton verfasst, der echte emotionale Momente vermissen lässt. Zwar sind viele Konfliktsituationen im Roman angelegt, diese werden jedoch nicht zu echten Spannungsmomenten ausgebaut.

(Ausführliche Rezension: http://kerstin-scheuer.de/?p=3047)

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