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review 2016-06-08 09:59
Die Düsternis hat einen Namen
The Rose Society - Marie Lu

Seit ich den gleichnamigen Auftakt von Marie Lus neuster Trilogie „The Young Elites” im Mai 2015 voller Begeisterung gelesen habe, fieberte ich der Fortsetzung „The Rose Society“ entgegen. Diese erschien im Oktober 2015, ich versuchte jedoch, mich zurückzuhalten, weil ich wusste, dass das Finale „The Midnight Star“ erst ein Jahr später im Oktober 2016 veröffentlicht würde. Im Mai 2016 hielt ich es nicht länger aus. Ich musste einfach wissen, wie es mit Adelina und den Young Elites weitergeht.

 

Adelina Amouteru wurde verraten. Familie und Freunde ließen sie im Stich, ihre Verbündeten wandten sich von ihr ab, weil sie ihre ungezügelte Macht fürchten. Adelina schwört, Rache zu nehmen. Begleitet von ihrer kleinen Schwester Violetta flieht sie nach Merroutas, um Kenettras Inquisition unter Teren Santoro zu entkommen und andere malfettos zu finden, die ähnliche Kräfte wie sie selbst besitzen. Sie plant, ihre eigene Gesellschaft von Elites zu gründen und mit ihrer Hilfe sowohl die Inquisition als auch die Dagger Society zu zerschlagen. Sie alle werden büßen für das Leid, das Adelina erdulden musste. Sie alle werden vor ihr zittern. Sie alle werden den Tag bereuen, an dem sie die Weiße Wölfin herausforderten. In ihrem blinden Bestreben nach Macht und Vergeltung bemerkt Adelina nicht, dass ihre Fähigkeiten, die sich von Schmerz und Angst nähren, sie zu verschlingen drohen. Sie verliert die Kontrolle. Die Dunkelheit ist ein Teil ihrer Seele – wird sie sich ihren Einflüsterungen hingeben oder an dem Guten in sich festhalten?

 

In „The Rose Society“ schildert Marie Lu die Geschichte von Adelinas Fall in die Dunkelheit. Wiederholt lässt sie sich verführen und gibt der unsagbaren Wut in ihrem Herzen nach, um skrupellos ihre Ziele zu erreichen. Adelina kennt keine Bescheidenheit. Adelina will Königin sein, basta. Sie ist überzeugt, dass ihre Macht allein als Anspruch genügt. Wehe, ihr kommt jemand in die Quere. Ihr könnt euch anhand dieser Beschreibung sicher vorstellen, dass es nicht einfach war, Adelina im zweiten Band der Trilogie „The Young Elites” zu ertragen. Ich wusste, dass Marie Lu „The Rose Society“ als das (bisher) düsterste Buch ihrer Karriere bezeichnet. Ich habe damit gerechnet, dass Adelina eine erschreckende Entwicklung durchleben wird; dass sie, berauscht von ihren Fähigkeiten, jegliches Gespür für Anständigkeit bewusst zum Schweigen bringt. Diesen Prozess zu erleben, empfand ich trotzdem als Herausforderung. Ich spürte, dass mir Adelina immer weiter entglitt und meine Verbindung zu ihr bröckelte. Ich wollte mich von ihr abwenden, konnte mich dem Sog der Geschichte aber nicht entziehen. Adelinas moralischer Verfall übte eine morbide Faszination auf mich aus, obwohl die Handlung, die diese Entwicklung einrahmt, meines Erachtens nach etwas holprig und nicht völlig überzeugend geriet. Für mich war es problematisch, Adelinas Pläne ernst zu nehmen, weil sie streng genommen keine Pläne macht. Sie reagiert lediglich, handelt selten vorausschauend und legt sich nicht ein einziges Mal eine längerfristige Strategie zurecht. Marie Lu lässt sie wie ein Blatt im Wind treiben, das mal hierhin, mal dorthin fliegt, ohne selbst Einfluss nehmen zu können. Adelina wird mit Situationen konfrontiert, auf die sie nicht vorbereitet ist und dementsprechend durch impulsive Entscheidungen bewältigen muss. Einzig ihre enormen Fähigkeiten und ihr Wille, erforderlichenfalls Leben zu opfern, erlauben ihr, Erfolge zu verzeichnen. Unterstützt wird sie dabei von ihrer kleinen Schwester Violetta und einem neuen Charakter, dem Elite Magiano. Ich fand ihre jeweiligen Rollen in der Geschichte äußerst interessant, da sie beide auf ihre Art ein Gegengewicht zu Adelinas geballter Negativität darstellen. Violetta agiert als Adelinas zartfühlendes Gewissen, erinnert sie aber stets an das Leid, dem sie unter ihrem grausamen Vater ausgesetzt war. Violettas Gegenwart ist für Adelina eine zweischneidige Klinge, die sie entweder beruhigt oder erzürnt. Sie fühlt sich von Violettas Fähigkeiten bedroht, da sie die einzige ist, die Adelina aufhalten könnte, erkennt jedoch ihr Potential als mächtige Waffe. Ihre Gefühle für ihre kleine Schwester sind widersprüchlich; sie ist hin- und hergerissen zwischen Liebe, Paranoia und eiskalter Berechnung. Magiano hingegen könnte Adelina vor sich selbst retten, wenn sie ihn ließe. Ich war entsetzt, dass sie nicht erkennt, wie gut er ihr tut. Magianos schalkhafte, gutherzige Positivität überfordert sie, weil sie sich nicht erlaubt, ihm völlig zu vertrauen. Stattdessen hält sie an Enzo fest, mit dem sie eine manische, verzehrende Leidenschaft verbindet, die der Düsternis ihrer Seele Nahrung bietet. Magiano würde Licht und Wärme in ihr Leben bringen, aber sie weigert sich, mehr in ihm zu sehen als ein Mittel zum Zweck und entscheidet sich erneut für die Dunkelheit.

 

Ich fand den ersten Band der Trilogie, „The Young Elites“, besser als die Fortsetzung „The Rose Society“. Nichtsdestotrotz verstehe ich, welche Absicht Marie Lu verfolgte und freue mich nun sehr auf das Finale „The Midnight Star“. Im zweiten Band werden einige Punkte angedeutet, die meine Neugier entfachen und auf einen fulminanten Abschluss hoffen lassen. Ich bin gespannt, ob Lu ihre finstere Antiheldin läutern oder bestrafen möchte. Ich habe noch nicht entschieden, welches Schicksal ich ihr wünsche, befürchte aber, dass es für Adelina bereits zu spät ist.
Für mich ist diese Trilogie reizvoll und lesenswert, weil sie so anders ist. Man trifft im Young Adult – Genre nicht oft auf Antiheld_innen. Selbst wenn ich „The Rose Society“ völlig enttäuschend gefunden hätte, würde ich weiterlesen, um herauszufinden, wie Marie Lu ihre Geschichte beenden wird. Glücklicherweise empfand ich das Buch allerdings als fesselnd und atmosphärisch, voller faszinierender Beziehungen und menschlicher Schattenseiten. Die Düsternis hat einen Namen: Adelina Amouteru.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/06/08/marie-lu-the-rose-society
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review 2014-09-21 17:58
Ein zwiespältiger Roman über das Mobbing und seine Konsequenzen
Das wirst du bereuen - Amanda Maciel

*Worum geht's?*
Emma Putnam ist tot – und Sara und ihre beste Freundin Brielle sind schuld daran. Sie haben Emma mit ihren Demütigungen in den Selbstmord getrieben und sollen sich nun vor Gericht für ihre Taten rechtfertigen. Absoluter Unsinn, wie Sara findet. Schließlich hat sich Emma nicht umgebracht, weil alle sie für eine Schlampe hielten – sondern weil sie eine war. Dass Emma da den einen oder anderen Denkzettel von Brielle und Sara erhalten musste, versteht sich doch von selbst. Und dass sie sich schließlich umbringen wollte, ist doch ihre eigene Entscheidung gewesen. Emmas Entscheidung ganz allein…

*Meine Meinung:*
Es gibt unzählige Bücher über Mobbing und es gibt wohl niemanden, der noch keines gelesen hat. In der Schule zählen sie mittlerweile zu den Pflichtlektüren, um die Schüler über das Thema aufzuklären und vor den Konsequenzen zu warnen. Amanda Maciel schlägt mit ihrem Debüt, dem Jugendthriller „Das wirst du bereuen“, die gleiche Richtung ein – und ist doch ganz anders als die Mobbing-Bücher, die man sonst in den Buchhandlungen finden kann. Die Autorin beschäftigt sich nämlich nicht, wie sonst typisch, mit dem Opfer, sondern mit den Tätern. Sie beleuchtet in ihrem Roman genau die Seite, die man sonst klischeehaft als bösartig abstempelt und nicht genauer untersucht. „Du wirst bereuen“ ist ein Roman, der sich mit der Gegenseite beschäftigt und zeigen will, warum es überhaupt erst zum Mobbing kommen muss.

Amanda Maciel erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen: dem „Davor“ und dem „Danach“. Während man Sara einerseits in der fiktiven Gegenwart, also nach dem Selbstmord ihrer Mitschülerin Emma, bis zu ihrem Gerichtstermin begleitet, springen einige Kapitel zurück in die Vergangenheit, in der Emma noch gelebt hat. Man erlebt, wie sich Saras Leben durch Emmas Tod verändert hat, wie sie sich selbst verändert hat, und welche Konsequenzen sie nun zu erwarten hat – oder auch nicht. Durch die Rückblicke erfährt man zudem Stück für Stück, was Emma in den Selbstmord getrieben hat, und diese Kapitel haben es wirklich in sich.

Protagonistin Sara ist absolut keine Hauptfigur, mit der man sympathisieren kann. Sie und ihre beste Freundin Brielle gehören zu jenen Mädchen, die sich stets für etwas Besseres halten. Arrogant, überheblich und auf eine ungesunde Weise von sich selbst überzeugt haben sie sich an die Spitze der Hackordnung ihrer Schule gekämpft, indem sie andere schikanieren, beleidigen und demütigen. Es macht ihnen Spaß, ihre Macht zu demonstrieren, und sie lassen keine Gelegenheit aus, Späße aus Kosten anderer zu machen. Sara und Brielle sind grausam und eiskalt – und machen sich damit weder bei ihren Mitschülern (obwohl sie natürlich nie wagen würden, es zuzugeben) noch bei ihren Lesern beliebt.

Saras Grausamkeit und ihre felsenfeste Ansicht, keine Schuld an der Tragödie zu tragen, machen es wirklich unmöglich, sie ins Herz zu schließen. Selbst nach Emmas Selbstmord pocht sie darauf, dass ihre „kleinen Späße“, die in Wahrheit viel tiefer gehen als man es sich vorstellen mag, stets lustig gewesen seien. Egoistisch, wie sie ist, regt sie sich sogar darüber auf, dass sich nun alle nur noch um Emma scheren und sich niemand darum kümmert, wer Emma wirklich gewesen ist. Sara ist auf ihre Weise eine Protagonistin, die einen so sehr abstößt, dass man unweigerlich fasziniert von ihr ist. Fassungslos klebt man an den Seiten, weil man nicht fassen kann – oder eher nicht fassen will -, dass ein solches Verhalten an manchen Schulen tatsächlich Gang und Gäbe ist.

Im Verlauf der Geschichte wird sehr deutlich, dass hinter Sara viel mehr steckt als ein oberflächliches Mädchen, das sich keiner Schuld bewusst ist. Je mehr Zeit man mit ihr verbringt, je näher man sie kennenlernt, desto deutlicher wird, wieso sie sich so ekelhaft verhalten hat. Sympathiepunkte sammelt Sara damit nicht und die Gründe entschuldigen ihr Verhalten auch nicht, aber Amanda Maciel schafft es tatsächlich, dass man ihre Protagonistin auf gewisse Weise verstehen kann. Man kann ihre Wut, ihre Abscheu gegenüber Emma nachvollziehen, und ertappt sich so manches Mal sogar selbst dabei, dass man das verstorbene Mädchen in einem schlechten Licht betrachtet. „Das wirst du bereuen“ geht mit seiner Thematik definitiv unter die Haut und bewegt zum Nachdenken.

Was mir bis zur letzten Seite gefehlt hat, war eine klare Darstellung von Emma Putnam, dem Opfer in der Geschichte. Wer war dieses Mädchen wirklich? Was hat sie zu ihren Entscheidungen und Handlungen bewegt, bevor sie in ihren Selbstmord getrieben wurde? Wie verlief ihr Leben, bevor sie an die Elmwood High kam? Für mich war Emma ein einziges Rätsel und ich hätte gerne mehr von ihr erfahren. Nicht nur aus Neugierde, sondern auch, um ihre endgültige Entscheidung besser nachvollziehen zu können. Während der Rückblenden macht Emma einen insgesamt toughen, manchmal etwas schwächelnden, aber niemals einen selbstmordgefährdeten Eindruck auf mich. Emma war für mich leider nicht der komplexe Charakter, den ich erwartet hätte.

Der Abschluss der Geschichte wirkte auf mich leider viel zu gestellt und zu gewollt. Das Verhalten, das Sara vor Gericht schließlich an den Tag legt, passt überhaupt nicht zu ihr und ihrer Persönlichkeit, die man im Verlauf der Geschichte kennengelernt hat. Vielmehr scheint es so, als würde Amanda Maciel ihrer Protagonistin um jeden Preis noch ihren Seelenfrieden schenken wollen. Ob sie es verdient oder nicht, sei an dieser Stelle dahingestellt, aber die plötzliche Erkenntnis Saras hat der Geschichte leider einiges an Glaubwürdigkeit geraubt.

*Fazit:*
„Das wirst du bereuen“ von Amanda Maciel ist ein schockierender Roman über Mobbing und seine Konsequenzen, der sich im Gegensatz zu den vielen anderen Büchern zu diesem Thema mal nicht mit dem Opfer, sondern mit dem Täter beschäftigt. Auf erschreckende und realistische Art zeigt Maciel in ihrem Debüt, was die junge Sara gemeinsam mit ihrer besten Freundin Brielle dazu bewegt, ein anderes Mädchen nach allen Regeln der Kunst zu demütigen – und sogar in den Selbstmord zu treiben. Es ist ein Roman, der es verdient hat, gelesen und beachtet zu werden. Der zum Nachdenken bewegt. Trotzdem hätte Maciel an einigen Stellen mehr aus ihrem Debüt herausholen können: Emmas Charakter war mir zu blass und das Ende der Geschichte hat dem Roman in meinen Augen leider viel Glaubwürdigkeit geraubt. Für „Das wirst du bereuen“ vergebe ich gute drei Lurche.

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review 2014-08-05 00:00
Das wirst du bereuen
Das wirst du bereuen - Amanda Maciel Ein schlichtes Cover für ein Buch mit einem brisanten und brandaktuellen Thema: Mobbing unter Jugendlichen - in diesem Fall mit tragischer Konsequenz, denn das Opfer erhängt sich vor lauter Verzweiflung. Dabei wählt die Autorin einen originellen Ansatz, indem sie uns die Geschichte aus Sicht von Sara erzählt, einem der Mädchen, das nun wegen Mobbing mit Todesfolge vor Gericht steht.

Und darin liegt auch schon die große Stärke und die große Schwäche des Buchs: einerseits liest es sich dadurch sehr authentisch und glaubwürdig, und andererseits hat man manchmal das Gefühl, dass ein Großteil der Schuld dem Opfer in die Schuhe geschoben wird - denn Sara sieht gar nicht ein, dass sie irgendetwas verbrochen hat. Emma, so sagt sie, war einfach eine blöde Schlampe, die jeden Monat einen neuen Freund hatte und auch nicht davor zurückgeschreckt hat, anderen Mädchen die Freunde auszuspannen. Da ist doch klar, dass die Mädchen sich wehren! Und dass sie sich umgebracht hat, war ja wohl ihre eigene Entscheidung.

Tatsächlich redet Sara viel darüber, wie der Tod von Emma IHR Leben ruiniert hat. Sie kann nicht einmal mehr ins Nagelstudio gehen, ohne dass sie blöd angemacht wird! Mir fiel es sehr schwer, Sympathie und Mitgefühl für Sara zu entwickeln, weil sie sich für einen Großteil des Buches kaum weiterentwickelt. Immer und immer wieder spricht sie mit Anwälten und Therapeuten, und immer und immer wieder beharrt sie stur darauf, dass sie nichts Falsches getan hat. Oder später, dass sie vielleicht doch was Falsches getan hat, aber dass es ja nicht soooo schlimm war, und sich Emma einfach umgebracht hat, weil sie halt psychische Probleme hatte. Erst gegen Schluss kommt ein wenig Einsicht, aber das sehr plötzlich und für mich nicht sehr überzeugend.

Nur manchmal sieht man eine liebenswerte Seite von Sara. Sie geht z.B. sehr liebevoll mit ihren kleinen Brüdern um und übernimmt sehr viel Verantwortung für sie. Aber meist habe ich über sie nur noch den Kopf geschüttelt. Sie ist eine Mitläuferin, die alles tut, was ihre populäre Freundin Brielle gut findet - sie geht sogar so weit, ihre Jungfräulichkeit zu verlieren, obwohl sie dazu noch gar nicht bereit ist, damit Brielle sie cool findet und wieder netter zu ihr ist. Nach Emmas Tod wird Sara selber von den anderen Schülern geschnitten und gemobbt (wenn auch nicht annähernd so schlimm wie das, was Brielle und sie Emma angetan haben), und nur EIN Junge gibt ihr eine Chance und steht ihr bei... Und da gibt es dann eine Szene, in der er sich mit Sara unterhält - und sie überlegt sich: Ohje, was mach ich denn jetzt, wenn Brielle kommt und mich mit diesem total uncoolen Jungen sieht? Soll ich dann lieber so tun, als würde er mich nerven? An dieser Stelle hätte ich am Liebsten das Buch an die Wand gepfeffert. Sie hat nichts gelernt. Nichts. Wie schon gesagt, die plötzliche Einsicht am Schluss kam für mich zu spät, und zu unglaubwürdig.

Über Emma erfahren wir erstaunlich wenig. Sie hat schon mehrfach die Schule gewechselt - warum? Wir erfahren es nicht. Ja, sie hat wirklich einiges von dem getan, was die Mädchen ihr vorwerfen. Sie hatte tatsächlich mit einer ganzen Reihe von Jungen Sex, und sie hat wirklich mindestens zwei Mächen den Freund ausgespannt. Warum? Ganz leise bildet sich der Verdacht, dass Emma womöglich ein schwerwiegendes emotionales Problem hatte, denn normal und gesund ist ihr Verhalten nicht. Hängt ihr Selbstwertgefühl davon ab, wie sexuell attraktiv sie wahrgenommen wird? Gibt es da in ihrer Vergangenheit vielleicht sexuelle Gewalt? Der Leser kann nur spekulieren.

Ich bin etwas zwiegespalten, was diese Darstellung von Emma betrifft. Natürlich ist es nur realistisch, dass Emma keine Heilige war, dass sie auch ihre Schwächen und Probleme hatte, aber dadurch, dass ihr Verhalten relativ unreflektiert von Sara geschildert wird, könnte ein jugendlicher Leser den Eindruck gewinnen, dass das Mobbing tatsächlich gerechtfertigt war. Mir fehlte zweierlei: die ganz klare Aussage, dass Mobbing nie eine akzeptable Lösung ist, und näheres Eingehen darauf, was denn bei so einer Konfliktsituation die richtige Lösungsstrategie sein könnte. Außerdem kommt niemand in diesem Buch auf den Gedanken, dass die Jungs ja wohl auch nicht ganz unschuldig daran sind, wenn sie ihre Freundinnen betrügen...

Trotz aller Bedenken: das Buch liest sich gut und flüssig, und auf traurige Art und Weise unterhaltsam. Der Schreibstil trifft glaubhaft die Jugendsprache. Es ist durchaus spannend; ich wollte immer wissen, wie es weitergeht - wobei viel von dem, was mich interessiert hätte, dann doch nicht angesprochen wurde. Aber ja, doch, es liest sich ansprechend.

Fazit:
Mobbing - ein brisantes, spannendes Thema, das hier auf ungewöhnliche Art und Weise geschildert wird: aus Sicht der uneinsichtigen Täterin. Leider konnte ich nur wenig Sympathie oder Verständnis für sie aufbringen, und über das Opfer erfahren wir nur wenig - beinahe nur, dass sie wirklich viel von dem getan hat, was die Mobberinnen ihr vorwarfen. Warum? Sowohl bei der Motivation der Täter als auch bei der Motivation des Opfers kratzt der Roman nur an der Oberfläche. Im Endeffekt bin ich mir nicht sicher, was das Buch uns sagen will, denn die Botschaft "Mobbing ist schlecht" kam bei mir nur sehr schwach und undeutlich an.
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review 2014-08-01 17:38
Halb gut - Das Problem ist die Perspektive
Das wirst du bereuen - Amanda Maciel

Über diese Rezension habe ich länger nachgedacht als sonst. Einfach, weil ich nicht recht wusste, wie ich sie angehen soll. Ich habe mich nun dafür entschieden, die beiden Teile, aus denen die Geschichte besteht, einzeln zu betrachten.
Der eine Teil spielt im Zeitraum von Januar bis März. In dieser Zeit lebt Emma noch und als sie sich an Saras Freund heranmacht, beschließen Sara und ihre Freundin Brielle, ihr einen Denkzettel zu verpassen. Wie schon der Klappentext verrät, verselbstständigt sich diese Aktion und am Ende ist Emma tot. Genau das wurde der Geschichte bei mir zu Verhängnis: dass man von vorneherein weiß, wie es mit Emma enden wird. Das hat dafür gesorgt, dass bei mir keine echte Spannung aufkommen wollte. Ich war allenfalls neugierig, was Sara und Brielle sich als nächstes für Emma ausdenken würden. Ja, richtig gelesen: ich war neugierig! Ich habe es mir nicht mit Schaudern ausgemalt. Denn so richtig schocken konnten mich ihre Aktionen nicht. Zwar hat mir der Verstand gesagt, wie grausam sie sind, aber gefühlsmäßig kam das bei mir nicht so an. Das schiebe ich darauf, dass man die Geschichte aus Sicht einer der Täter liest, nämlich aus der von Sara. Und die leidet natürlich kein Stück unter den Grausamkeiten. Entsprechend undramatisch wirkten sie auf mich. Gefühlsmäßig, wie gesagt!
Ich denke, um auch zu spüren, wie schlimm ihre Attacken für Emma sind, hätte ich über Emmas Gefühlswelt lesen müssen. Sara hingegen fühlt sich völlig im Recht mit dem, was sie tut, und ich muss gestehen, dass ich oft sogar Verständnis für sie hatte. Nicht für das, was sie Emma zusammen mit Brielle antut, aber auf jeden Fall für ihren Hass auf Emma. Und so richtig unsympathisch war mir zumindest Sara auch nie. Brielle schon eher, aber eben nicht heftig genug um sie für ihr Tun zu verurteilen.
Der zweite Teil der Geschichte spielt im Zeitraum von Juli bis November. Sara und Brielle wurden angeklagt, Emma mit ihrem Mobbing in den Tod getrieben zu haben. Die Verhandlung ist nicht mehr lang hin, doch für Sara ist das Leben ziemlich gelaufen. Man schneidet sie, verachtet sie und sie pendelt zwischen Anwaltsbüro und der Praxis ihrer Therapeutin.
Zunächst muss ich sagen, dass ich völlig richtig finde, dass mit Sara und Brielle dermaßen hart ins Gericht gegangen wird. Mobbing ist grausam und verdient entsprechend harte Strafen. Gearde heute kann ich mir gut vorstellen, dass es bei den Kids oft eine gefährliche Gratwanderung ist zwischen Streichen und Mobbing, die nur allzu leicht in die falsche Richtung kippt. Da ist es gut, wenn jugendlichen Lesern aufgezeigt wird, was ihnen blühen kann. Das wird hier schön anschaulich, intensiv und bedrohlich beschrieben, sodass eine sehr gedrückte Stimmung über dem Geschehen liegt. So wirkt es bei den meisten jungen Lesern hoffentlich vorbeugend.
Entsetzt hat es mich, dass Sara sehr lange nicht mal im Ansatz Reue für ihr Tun empfindet. Ich finde, spätestens wenn einem eine Haftstrafe droht, ist es an der Zeit zu bereuen. Natürlich konnte ich weiterhin verstehen, dass sie es Emma übelnimmt, dass sie ihr den Freund ausgespannt hat, aber selbst das rechtfertigt solche Taten keineswegs. Auch wenn man erst 16 Jahre alt ist, müsste der Verstand doch so weit reichen um das wenigstens im Nachhinein zu erkennen.
Diesen zweiten Teil fand ich eine Spur spannender als den ersten, weil man hier nicht weiß, worauf es hinauslaufen wird. Als die Gerichtsverhandlung immer näher rückte, konnte ich das Buch dann nicht mehr aus der Hand legen. Ich wollte unbedingt wissen, wozu vor allem Sara verurteilt wird. So ganz glücklich bin ich mit dem Urteil zwar nicht -was die Strafe für Mobbing angeht bin ich einfach radikal eingestellt- aber immerhin scheint es Sara endlich aufzurütteln.

 

Da die Geschichte aus Saras Sicht erzählt wird, ist der Ton jugendlich gehalten. Das liest sich zwar leicht, aber man sollte sich davon nicht täuschen lassen. Die Schrift ist ziemlich klein und so ist es -lockerer Ton hin oder her- massig Text. Ich habe mehr Abende dafür gebraucht als für andere Bücher dieser Dicke. Der jugendliche Erzählstil bringt allerdings auch solche Begriffe wie “Schnalle”, “Schlampe”, “Hure”, “Alte” usw mit sich.  Das mag auf den Schulhöfen heute üblich sein, auf mich wirkt das einfach nur assig (um in diesem Slang zu bleiben), und so etwas lese ich nicht gerne. Schon lange nicht in dieser Masse und in Gesprächen unter Freundinnen (?!?)

 

Das Cover gibt über die Geschichte nichts preis. So schwarz wird es dem Schrecken darin aber auf jeden Fall gerecht. Die leuchtend pinkfarben Schrift bildet dazu einen tollen Kontrast, der das Buch zu einem Blickfang macht.

 

Fazit: Ich fand die Geschichte so “halb gut”. Im Teil vor Emmas Tod fehlte es mir an Spannung. Außerdem wirkten Saras und Brielles Taten auf mich nicht so dramatisch, wie sie sicher gewirkt hätten, wenn man in Emmas Gefühlsleben hätte hineinschauen können. Der Teil nach Emma Tod hat mir eine ganze Ecke besser gefallen, zumal Mobbing hier -in meinen Augen- angemessen geahndet wird. Ich hoffe, es wirkt abschreckend genug. Zudem fand ich es spannend zu verfolgen, was Sara in dieser Zeit erlebt. Weil ich unbedingt wissen wollte, wie der Prozess ausgeht, konnte ich das Buch dann schließlich gar nicht mehr aus der Hand legen.

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