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text 2020-01-06 06:41
Mein Lesejahr: Best of 5 Belletristik und Sachbuchhighligts
Hippocampus - Gertraud Klemm
Der Held von Madrid - Markéta Pilátová
Sal - Mick Kitson
Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin - Thomas Meyer
Maschinen wie ich - Ian Mc Ewan
Unterwegs im Weltraum - Gernot Grömer
Untenrum frei - Margarete Stokowski
Kochbuch ohne Rezepte - #1 Küchenpraxis - Ingrid Andreas

Heuer hatte ich „leider“ mehr als fünf Lesehighlights und qualitätsmäßig konnte ich mich auch nach massiver Aussortierung zwischen acht Büchern (5 von Autorinnen) nicht mehr entscheiden, deshalb wähle ich jene fünf Bücher, die 2019 erstmals erschienen sind.

Highlights
Hippocampus – Gertraud Klemm
Ein witziger feministischer Roman, der neben des Transportes von Frauenpositionen um Teilhabe beweist, dass Feminismus auch urkomisch und gleichzeitig bitterböse sein kann.

Der Held von Madrid – Marketa Pilatova
Ein Beitrag des Gastlandes Tschechien zur Leipziger Buchmesse und für mich die totale Überraschung dieses Jahr. Ein Kurzroman, der das Wesen des Krieges und die Position von Soldaten sehr gut einfängt.

Sal – Mick Kitson
Eine berührende Geschichte von zwei kleinen Mädchen im Kampf ums Überleben, erstens im übertragenen Sinn, um der fürchterlichen Familiensituation zu entkommen und zweitens auch de facto, weil sie auf der Flucht davor alleine in der Wildnis gelandet sind.

Maschinen wie ich – Ian McEwan
Eine gewohnt gute Arbeit von Ian McEwan, der in diesem Roman um einen Androiden, der unter Menschen lebt, sehr viele Fragen zur digitalen Ethik aufwirft, sie teilweise beantwortet und die Leserschaft zum Nachdenken anregt.

Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin – Thomas Meyer
Eine wundervoll schräge wahnwitzige Räuberpistole über die jüdische Weltverschwörung im Kampf gegen unterirdisch hausende Nazis, die auch die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Gleichtzeitig aber auch ein humorvolles Lehrstück darüber, wie man mit Sozialen Medien, Desinformations- und Hasskampagnen und Verschwörungstherorien (nicht) umgehen sollte.

Die weiteren Highlights vor allem von Autorinnen waren:
Vernon Subutex 1 - Virgenie Despentes
Raum - Emma Donnoghue
Gone Girl - Gillian Flynn
Die Hinrichtung des Martin P. - Klaus Oppitz

Sachbuch Highlights
Unterwegs im Weltraum – Gernot Grömer
Eine Kreuzfahrt durch unser Sonnensystem in 200 Jahren wie ein Tourismusfeature verfasst. Spannend, informativ, sehr unterhaltsam, wissenschaftlich korrekt mit viel Science und sehr wenig Fiction.

Untenrum frei – Margarete Stokowski
Ein wundervolles Feminismusbuch, sehr persönlich von der Autorin mit eigenen Beispielen verfasst, sehr informativ teilweise sehr humorvoll – Feminismus geeignet für Jedermensch.

Kochbuch ohne Rezepte – #1 Küchengrundlagen Ingrid Andreas
Diese Reihe aus vier Bänden ist eine großartige Ergänzung zu allen Kochbüchern, denn sie erläutert den Lesern die Hintergründe und prinzipiellen Kochtechniken, die in herkömmlichen Kochbüchern nicht erwähnt, weil sie vorausgesetzt werden.

Challenges:
Meine Autorinnenchallenge habe ich auch sehr erfolgreich absolivert. Ich habe eine Wundervolle Reise durch die EU unternommen und viele Länder sogar mehrmals durch weibliche Autorinnen besucht. Das eigentliche Ziel, mindestens 50% Autorinnen zu lesen, habe ich aber so etwas von erreicht.
Mein endgültiger Stand ist:
Autorinnen: 41
Autoren: 30
Die vollständige Liste findet Ihr hier http://awogfli.booklikes.com/post/2010125/eu-autorinnenchallenge-vom-1-12-2018-31-12-2019

Meine Book2moviechallenge habe ich leider nicht so erfolgreich absolviert, ich konnte anstatt 12 nur 9 Book2movierezensionen abschließen, was aber meistens an den Filmen lag. Ich schlafe immer so schnell ein, wenn ich einen Film sehe. Trotzdem hat es sehr viel Spaß gemacht und ich habe durch die Serie der Der Report der Magd ein richtiges filmisches Schmankerl entdeckt und mit Gone Girl einen wahrhaft spannenden Thriller gelesen.

Mein Jahr grafisch von Goodreads aufbereitet, findet Ihr hier https://www.goodreads.com/user/year_in_books/2019/2982535

2019 war auf jeden Fall eines der großartigsten Lesejahre ever.
Auf ein Neues! Hoffentlich kann das 2020 noch toppen.

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review 2019-08-12 07:35
Androiden-Ich trifft auf menschliche Schwächen
Maschinen wie ich - Ian Mc Ewan

Eines gleich vorweg. Die Geschichte ist für mich kein „typischer“ McEwan Roman wie zum Beispiel Abbitte, Honig oder der Zementgarten, sie ist recht kopflastig mit sehr vielen ethischen und moralischen (ich verwende diese beiden Begriffe in diesem Fall tatsächlich nicht als Synonyme) Implikationen, die den Plot über weite Strecken in den Hintergrund drängen. Gerade deshalb und weil ich mich in meinem Fachgebiet gerade mit digitaler Ethik und Ethik von künstlicher Intelligenz beschäftige, war ich sehr gespannt auf das Buch. Ich muss sagen, ich finde es sehr gut, kann aber auch verstehen, warum einige mit der Story einfach nicht warm werden können.

 

Was hier wahrscheinlich manche stört, ist der Umstand, dass der Plot den ethischen und wissenschaftlichen Hypothesen folgt und nicht umgekehrt ein bisschen moralischer Hintergrund in eine präsente Geschichte eingewoben ist. Es ist, als hätte McEwan zuerst wie bei einer wissenschaftlichen Arbeit Forschungsfragen formuliert und sich dann drum herum eine Geschichte dazu ausgedacht: zum Beistpiel: Wie funktioniert maschinelles Lernen im Vergleich zu menschlichem mit der Einführung der Figur eines Kindes. Ich finde, das ist ein sehr gewagtes und grandioses Konzept. Aber zuerst noch ein bisschen etwas zum Inhalt damit ich diese Strategie auch gleich ein bisschen konsistent anhand von Beispielen erklären kann.

 

McEwan platziert seine Figuren in einer alternativen Welt von 1982, in der sich der Logiker Alan Turing nicht mit dem Schneewittchen-Apferl (so wie in der Realität) selbst gemeuchelt hat. Ergo schlug er – quasi in der realen if-then-else Verzweigung im Jahr 1952 die Möglichkeit der Wahl einer chemischen Kastration in Folge seiner Verurteilung wegen Homosexualität aus und hat stattdessen den Weg der gesellschaftlichen Ächtung, Schande und des Gefängnisses gewählt. Daraus folgten anstatt seines frühen Todes einige der produktivsten wissenschaftlichen Arbeitsjahre, inklusive Inspiration von anderen Wissenschaftlern und universitäre Open-Source-Zusammenarbeit weltweit. Daher gibt es in dieser Welt auch alles, was seit 2004 bei uns erst jetzt Realität ist, durch Turings Erfindergeist schon im Jahr 1982: Internet, KI (Künstliche Intelligenzsysteme), Androiden, selbstlernende Algorithmen, selbstfahrende Autos… . Das ganze Alternativuniversum ist technologisch-wissenschaftlich grandios konsistent aufgebaut. Besser kann man nicht erfinden, wie ein einzelnes, winziges Ereignis, eine kleine Gabelung in der Realität sich tatsächlich weltweit so massiv auswirken kann.

Eines muss ich hier noch loswerden. Der Diogenes Verlag spoilert bedauerlicherweise massiv in seinem eigenen Klappentext. Da ich diesen nie lese, konnte ich gottseidank in den Genuss kommen, erst nach und nach zu realisieren, was mit der vom Autor beschriebenen Welt irgendwie irritierend und mit meinem Bild vom Lauf der Welt nicht vereinbar ist. Also ich wäre enttäuscht gewesen, wenn mir diese Erfahrung genommen worden wäre.

 

Im alternativen Großbritannien von 1982 ist ansonsten zum Beispiel politisch, gesellschaftlich und kulturell vieles ähnlich wie im tatsächlichen Jahr 1982. Maggie Thatcher mischt mit, der Falklandkrieg bricht aus, aber trotzdem funktioniert die Welt in allen Belangen um eine Nuance anders, da die technologischen Möglichkeiten und die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Faktor Arbeit und die Politik einfach völlig neue Rahmenbedingungen schaffen.

 

In dieses Umfeldkonstrukt, das ich deshalb in der Rezension so detailliert thematisiert habe, weil auch McEwan den Schwerpunkt darauf gelegt hat, bettet der Autor nun eine Geschichte ein.

 

In der ersten Szene hat Charlie den Androiden Adam, einen sehr teuren Prototypen einer Miniserie, mit seiner letzten Barschaft aus einer Erbschaft erworben. Er ist in seine Nachbarin Miranda verliebt und bittet sie, mit ihm gemeinsam die künstliche Intelligenz von Adam gleich nach seiner Lieferung zu parametrisieren. Die Idee, die einstellbaren Eigenschaften von Adam gleichmäßig und zufallsverteilt zwischen Miranda und Charlie aufzuteilen ist genial, das hat etwas zwingend Logisches und die Anmutung von geschlechtlicher Zeugung. Adam ist also frei parametrisierbar. Is this a Bug or a feature? Für Charlie eher ersteres, aber dann stellt sich heraus, die Einstellungsmöglichkeiten sind ohnehin hauptsächlich dazu da, dem Nutzer eine Anmutung von Kontrolle zu geben, um ihn an das Konsumprodukt, an den Androiden zu binden, denn das Ding konfiguriert sich ohnehin selbst durch maschinelles Lernen. Ist wie bei echten Kids dort heißt das Modelllernen. – Das ist ein ganz köstlicher und sensationeller Einstieg in die Geschichte.

 

Dann werden, je mehr Adam lernt und sich als Android dem menschlichen Wesen annähert, tatsächlich fast alle Forschungsfragen, die ich zu dem Thema habe, anhand der Geschichte abgearbeitet: Da geht es um topaktuelle Gedanken zur Roboterethik, Eifersucht, Liebe und Rivalität zwischen Charlie und dem Androiden, denn Miranda schnackselt tatsächlich mit Adam. Großartig, der daraus sich entspinnende Dialog über Betrug, Eifersucht und den Turing Test.

„Ich will Dich nur daran erinnern, dass er eine Maschine ist, eine verfickte Maschine.“
„Eine fickende Maschine.“ […].
„Wenn er aussieht, sich anhört und benimmt wie ein Mensch, ist er für mich auch einer.“

Da wird man stark an Philip K. Dick‘s Träumen Androiden von elektrischen Schafen (Blade Runner) erinnert, aber McEwan geht noch ein paar Schritte weiter, um das Verhalten, das Lernen und Bewusstsein von künstlicher Intelligenz genau zu erforschen und den Unterschied und die Interaktion mit realen Menschen herauszuarbeiten. So führt er auch den Unterschichtsjungen Mark in das Setting ein, der mit seinem kindlichen Lernen durch Spielen und durch sein impulsives Verhalten das Thema sehr genau aufgreift. Mark entpuppt sich quasi als das zweite zur Adoption stehende Wesen, das diametral entgegengesetzt zu Adam agierend in den kleinen Familienverband von Charlie und Miranda eingeflochten wird.

 

Durch die Aufarbeitung von Mirandas Vergangenheit spricht McEwan auch viele moralische Dilemmata an, die von Androiden mit Bewusstsein und Menschen komplett unterschiedlich interpretiert und abgewickelt werden. Hier gibt es immer den Gegensatz zwischen Adam, der einerseits auf Grund des tatsächlichen menschlichen Verhaltens und seiner Ambivalenz maschinell lernt, aber auch andererseits in seiner logischen Grundprogrammierung sich (meist) an die Asimovschen Gesetze halten muss, im Zusammenspiel und Interaktion, in der Diskussion und im Konflikt mit seinen Menschen, die er mittlerweile innig liebt. Die wichtigste Frage dieser Fiktion ist aber: Wenn Androiden ein Bewusstsein haben – was der Leser in dieser Geschichte eindeutig mit Ja beantworten muss – welche Rechte entstehen ihm dadurch gegenüber dem Menschen?

 

Irgendwann ab der Mitte wird dann auch noch Alan Turing in Persona und als Fürsprecher und moralische Instanz für die Androiden in den Roman eingeführt, das hat mir ausnehmend gut gefallen. Gegen Ende der Geschichte überschlagen sich dann die Ereignisse – das ist übrigens typisch für eine McEwan Geschichte – und gipfeln in einem für mich sehr traurigen Ende für die vierköpfige Familie. Ich war als Leserin immer wieder hin und her gerissen, für die einzelnen wundervoll gezeichneten sehr sympathischen Figuren Partei zu ergreifen und litt mit allen extrem mit, obwohl sie sich in einem unüberbrückbaren Konflikt gegenseitig aufreiben und fertig machen. Jedes Motiv konnte ich sehr gut nachvollziehen.

 

Fazit: Ich fand den Roman außergewöhnlich, sehr innovativ und großartig, aber ich glaube, man muss schon ein bisschen Interesse für Digitalisierung, Ethik und Technikgeschichte mitbringen, um ihn wirklich genießen zu können. Einen typischen rasanten McEvan Plot gibt es zwar schon, aber er steht für mich nicht im Vordergrund der Aussage des Buchs.

 

P.S.: Ein ausführliches Interview mit dem Autor, und was er sich bei der Gestaltung dieser Fiktion gedacht hat, im Gegensatz zu dem, was ich hineininterpretiere, findet Ihr hier. Ich habe es mir vor dem Schreiben der Rezension nicht angeschaut, denn ich wollte mir meine alternative Auslegung nicht von der Realität beeinflussen lassen ;-).

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review 2016-06-01 17:35
Heule mit den Wölfen
Lone Wolf - Jodi Picoult

Luke Warren liebte die Freiheit. Er rannte und lebte mit Wölfen, erforschte sie. Luke ist der führende Wolfsexperte der USA, eine Koryphäe auf seinem Gebiet, der Millionen von Menschen mit seiner intimen Verbindung zu wilden Wölfen in Erstaunen versetzte. Für seine Familie war dieses Leben schwer zu ertragen, denn Beständigkeit konnte Luke ihnen nicht bieten. Es kostete ihn seine Ehe – seine Frau Georgie verließ ihn und gründete eine neue Familie. Sein Sohn Edward floh ans andere Ende der Welt. Nur seine Tochter Cara schien Lukes Leben unter Wölfen zu verstehen. Als Luke und Cara nach einem schweren Autounfall ins Krankenhaus eingeliefert werden und sich abzeichnet, dass Luke nicht mehr aufwachen wird, finden sich seine Kinder plötzlich in der Situation wieder, entscheiden zu müssen, ob die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet werden sollen. Doch wie entscheidet man für einen Mann, für den zwar jedes Leben kostbar war, der jedoch niemals seine Freiheit aufgegeben hätte? Edward und Cara müssen Jahre der Distanz, der Enttäuschung und des Schmerzes überwinden und erneut zusammenwachsen, um gemeinsam herauszufinden, was ihr Vater gewollt hätte.

 

Jodi Picoult ist brillant. Sie ist eine der einfühlsamsten, sensibelsten Autor_innen, die ich kenne. Es lohnt sich für mich immer, zu einem ihrer Romane zu greifen. „Lone Wolf“ ist da keine Ausnahme. Ich liebe es, dass sie sich stets die unterschiedlichen Perspektiven ihrer Figuren zu Nutze macht, in sie hineinschlüpft und so eine komplexe, schwierige Situation gefühlvoll von allen Seiten beleuchtet. In „Lone Wolf“ verwendet sie abwechselnd die Ich-Perspektiven aller Familienmitglieder, um die Beziehungen zwischen ihnen überzeugend darzustellen. Die Warrens sind eine erschreckend kaputte, aber beeindruckend echte Familie. Sicherlich sind sie nicht gewöhnlich, ihre Probleme trifft man allerdings vermutlich in vielen Familien an. Lukes Beruf trieb es auf die Spitze, aber ich glaube, dass er weder der Erste noch der Letzte ist, der sich in seiner eigenen Familie nicht Zuhause fühlt und einen Ersatz dafür sucht. In der Geschichte agiert er als Schlüsselfigur; die Kapitel aus seiner Sicht sind Wegweiser, die die Aufmerksamkeit der Leser_innen auf einen bestimmten Aspekt der Familiendynamik lenken, indem sie die Parallelen zur Dynamik eines Wolfsrudels herausarbeiten. Diese Kapitel halfen mir, zu begreifen, was Luke an Wölfen so ungemein faszinierte, dass er ihnen sein ganzes Leben widmete. Ich bin jedoch überzeugt, dass er den Fehler beging, sich auf die Unterschiede zwischen Menschen und Wölfen zu konzentrieren, statt die Gemeinsamkeiten beider Spezies zu genießen. Obwohl ich absolut verstehe, warum Luke Menschen nie ganz vertraute, war er wirklich ein furchtbarer Ehemann und Vater, der meiner Ansicht nach die falschen Prioritäten setzte. Es ist erstaunlich, in wie vielen Punkten sich ein Rudel und eine Familie ähneln – bedauerlicherweise war Luke nie in der Lage, das zu erkennen. Er konnte Liebe, Nähe und Anerkennung nur zu seinen Bedingungen geben, was seine (Ex-) Frau verletzte und seinen Sohn ungeheuer unter Druck setzte, seinen Erwartungen entsprechen zu müssen. Edward sah sich im Gegensatz zu seiner kleinen Schwester Cara in Lukes Gegenwart allzeit als ungenügend, schwach und klein. Während Cara aus ihrer Beziehung Stärke, Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit schöpfte, sich von ihm beschützt und ernst genommen fühlte, litt Edward massiv unter der wilden Dominanz ihres Vaters, weil er ein Bild von Männlichkeit vermittelte, dem Edward nicht gerecht werden konnte. Cara war darüber hinaus die einzige, die nie das Gefühl hatte, mit den Wölfen konkurrieren zu müssen, was ihre Mutter letztendlich dazu veranlasste, sich scheiden zu lassen. Ich kann voll und ganz nachvollziehen, warum Georgies Liebe zu ihrem Mann nicht ausreichte, um die Ehe am Leben zu erhalten. Manchmal ist Liebe eben nicht genug. Ich hätte an ihrer Stelle ähnlich empfunden.
Da seine Kinder Luke so verschieden wahrnahmen, ist es kaum verwunderlich, dass sie sich nicht einig sind, ob Luke gewollt hätte, dass die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet werden. Jodi Picoult verwendet ihren Konflikt, um eine der ältesten Fragen der Menschheit zu stellen: was macht ein Leben lebenswert? Reicht es einem Mann, der unter Wölfen lebte und jedes Leben als wertvoll erachtete, zu atmen? Ist das bereits ein Leben? Ich fand diese Problemstellung sehr anspruchsvoll und habe für mich selbst bis zum Schluss keine Antwort darauf gefunden. Ich hoffte allen negativen Anzeichen zum Trotz, dass Luke einfach wieder aufwachen und Edward und Cara aus ihrer grausamen Verantwortung befreien würde. Ich lasse an dieser Stelle offen, ob sich meine Hoffnung erfüllte, kann aber verraten, dass das Ende des Buches wundervoll ist, mich unheimlich berührte und sogar zum Weinen brachte.

 

Jodi Picoult hat es wieder einmal geschafft. Sie schickte mich auf eine emotionale Achterbahnfahrt und forderte mich heraus, lud mich ein, mich in ihre außerordentlich realistischen Figuren hineinzuversetzen und erstaunte mich detailliertem und gut recherchiertem Fachwissen über faszinierende, hochintelligente Tiere. Am Fall der Warrens zeigt sie, dass es völlig egal ist, was vorgefallen ist, Familie bleibt immer Familie. Man kann nicht einfach aufhören, sie zu lieben, selbst wenn man fürchterlich enttäuscht und verletzt ist und sich wünscht, alle Gefühle in sich abzutöten. Niemand ist tatsächlich ein einsamer Wolf.
Wenn ihr euch eine Lektüre wünscht, die euch wirklich zwingt, andere Perspektiven einzunehmen und tief in die Emotionen einer bestimmten Situation einzutauchen, liegt ihr mit Jodi Picoult goldrichtig. „Lone Wolf“ wird euch lehren, was es bedeutet, mit den Wölfen zu heulen.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/06/01/jodi-picoult-lone-wolf
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review 2015-11-10 12:42
Ann Leckie: Die Maschinen
Die Maschinen - Ann Leckie

So gerne ich Science Fiction mag, so ist es doch sicher kein Genre, das ich oft lese. Meine Perry Rhodan-Tage liegen laaaaange zurück. Alles, was ich danach an SciFi las, war zwar meist besser geschrieben und wesentlich origineller, aber als Stoff nie mehr so groß, dass ich wirklich in eine Science-Fiction-Welt abgetaucht wäre und die Fortsetzung kaum erwarten konnte. (Außer im Filmbereich)

 

Das ist jetzt anders. Die Bezugspunkte, die ich in Science Fiction habe, konnte ich auch in "Die Maschinen" von Ann Leckie ausmachen, wie z.B. die Borg aus Star Trek. "Die Maschinen" stellt zu diesem Thema (Kollektiv) die wichtigsten Fragen: Wie funktioniert Identität, wie variabel ist sie, sind wir eigentlich alle Viele? Wie verarbeitet man Traumata bzw. das Gefühl der eigenen Schuld, was macht es mit dem Kopf? Gehorsam oder Befehlsverweigerung? Nicht zuletzt: Was ist Liebe und ist sie für alle möglich?

 

Unsere Hauptfigur, die Ich-Erzählerin Breq (zumindest nennt sie sich so) ist auf dem Planeten Nilt unterwegs, einem kalten, unwirtlichen Ort. Dort sammelt sie Kapitänin Seivarden schwer verwundet auf, eine Radchaai. Die Radch sind die Bürger eines riesigen Reiches, die lange Zeit auf stetem Expansionskurs ihr Reich erweiterten. Angeführt von Anaander Mianaai, die keine Skrupel zu kennen scheint, wenn sich ihr ein Volk nicht sofort absolut unterwirft - im Notfall werden Exempel statuiert, doch auch genozid-artige Ereignisse sind im Reich der Radch nicht unbekannt. Der Beginn des Buches ist aufgrund der Fülle an Informationen zunächst sehr verwirrend - ein Gefühl, dass durch die über die Hälfte des Buches von Kapitel zu Kapitel wechselnden Zeitstränge verstärkt wird: Ist Breq im ersten Kapitel ein Individuum, offenbart sie sich im nächsten als eine von Vielen. Als Teil einer künstlichen Intelligenz, die auf einem anderen Planeten zu einer anderen Zeit diente und mit einem Raumschiff verbunden war, der "Gerechtigkeit der Torren". Lange bleibt unklar, weshalb sie jetzt auf Nilt ist, ob sie überhaupt weiblich ist (ein weiterer, sehr interessanter Aspekt des Buches!), welches Ziel sie verfolgt, und was sie mit Seivarden verbindet. Jason Pettus bringt auf goodreads auf den Punkt, weshalb das Buch so spannend ist:

"it's the kind of perfect blend of mind-blowing theoreticals with action-oriented adventure that represents the "holy grail" of science-fiction, a space-opera and brain-teaser rolled into one perfect story bound to satisfy all genre fans no matter who they are."

Im Vorwort des Übersetzers Bernhard Kempen, der einen tollen Job gemacht hat, erzählt er über die größte Übersetzungsherausforderung von "Die Maschinen": die Genderbezeichnungen. Die Sprache der Radch kennt keine weiblichen/männlichen Formen, Ann Leckie hat im englischen Original die weibliche Form als generische benutzt. Die Figur von Awn ist im englischen Original "she", aber natürlich the lieutenant", da auch das Englische hier nicht unterscheidet. Kempen entschied sich, in solchen Fällen die weibliche Berufsbezeichnung als Standard zu nutzen, also von Leutnantin Awn zu sprechen, was über die Länge des Buches einen faszinierenden Effekt hat, denn: Beim Lesen stellt man sich im ersten Moment nur Frauen vor, und fängt dann an, zu hinterfragen, ob die Figur nun eine Frau oder ein Mann ist. Und welchen bzw. ob es einen Unterscheid machen würde?

 

Das eBook, das mir vom Bloggerportal von Randomhouse zur Verfügung gestellt wurde, enthält außerdem ein sehr lesenswertes Interview mit der Autorin, das auch auf Die Zukunft nachzulesen ist. 

Dort gibt es auch eine weitere, kostenlose Kurzgeschichte, "Das Gift der Nacht", aus dem "Maschinen"-Universum von Ann Leckie zu lesen.

 

"Die Maschinen" ist der erste Teil einer Trilogie, die im Englischen bereits erschienen ist.

 

 

 

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review 2015-11-08 00:00
Krieg der Maschinen: Techno-Thriller
Krieg der Maschinen: Techno-Thriller - C... Krieg der Maschinen: Techno-Thriller - Christopher Golden,Michael Kubiak Cover
Ansich finde ich es ist ein interessantes und ansprechendes Cover. Mich irritiert allerdings das menschliche Gesicht in dem Kampfroboter. Das passt so überhaupt nicht zu der Beschreibung des Autors. Es ist auf jeden Fall ein Bild, das einem sofort ins Auge springt, vor allem mit all den zum Teil hellen (fast schon grellen) Farben deinen starken Kontrast zum Roboter und der Skyline bilden.

Meine Meinung
Gleich vorneweg möchte ich sagen, dieses Buch hat mich aus meiner Komfortzone gezerrt, denn es gehört definitiv nicht zu meinem üblichen Lesestoff. Ich liebe Dystopien und Fantasy, aber mit Science-Fiction kann ich normalerweise nur sehr wenig anfangen. Doch jetzt erst ein Mal zum Buch:
Die Hauptfigur ist Danny Kelso, ein junger amerikanischer Soldat, der in Wiesbaden stationiert ist. Dort gehört er zu einer der Tin-Men-Einheiten. Das sind Roboter, die auf dem ganzen Globus verstreut sind und für Frieden sorgen. Hier möchte ich gleich einwerfen, wie unglaublich komisch ich es fand, das die Kommandozentrale der Roboter in Wiesbaden war. Beim ersten Mal lesen war ich mir gar nicht sicher, ob ich die Textstelle richtig gelesen hatte. Jedes Mal wenn der Name der Stadt genannt wurde, musste ich wieder grinsen. Das hat einfach nicht so richtig dazu gepasst zu der Geschichte.

Danny gefällt sein Job. Er nicht das Leben trotz aller Katastrophen nicht zu ernst und lebt vor sich hin. Als es jedoch einen Anschlag gibt, der jegliche Kommunikation unterbindet, wird es auch für ihn auf einmal ernst. Er ist mit seinem Roboter in Damaskus stationiert. Zusammen mit seiner Einheit versucht er, zurück nach Wiesbaden zu kommen. Jedoch müssen auch die Verantwortlichen festgenommen werden. Danny begibt sich mit seinen Teammitgliedern auf eine gefährliche Reise. Wobei, so gefährlich ist sie dann doch nicht, denn die Tin-Men sind beinahe unzerstörbar. Es gibt einen Punkt, den man allerdings drei Mal treffen muss, trotzdem schaffen es die Terroristen, einige Roboter auszuschalten.

Anstatt Mitleid zu empfinden, war ich beinahe schon begeistert. Die Selbstbeweihräucherung der Amerikaner hat mich bereits in den ersten Sätzen des Buches so gestört, das ich es am liebsten Weg gelegt hätte. Mir ist durchaus bewusst, dass die Amerikaner sich gerne als Retter der Welt darstellen und als Friedensbringer, doch das sind sie mit Sicherheit nicht. Auch der amerikanische Autor lässt es in seinem Buch so klingen, als hätte Amerika sich erbarmt und würde für Frieden auf der Welt sorgen. Doch die Kriege toben weiter und irgendwie funktioniert das mit dem Frieden nicht so wirklich. Der Gefangene der Truppe um Danny Kelso bringt ein paar interessante Denkansätze, die alle darauf abzielen, dass die westliche Welt sich aus den Angelegenheiten des Orients heraushalten soll. Inwieweit dass nun optimal ist oder nicht, will ich gar nicht entscheiden, dennoch fand ich diese Seite des Buches interessant und war auch erstaunt darüber, dass der Autor hier etwas Derartiges erwähnt.

Eine Textstelle zu Beginn des Buches hat es mir besonders angetan:

Fernseher wären tot. Telefone. Keine Kinofilme mehr. Kein Internet.
Mein Gott, dachte Danny. Kein Internet. Sämtliche Daten, die dort gespeichert waren, alle Bücher und Zeitschriften … das gesamte Wissen … das nicht auf Papier gedruckt worden war… alles würde für immer verschwunden sein. Es war, als ob die Bibliothek von Alexandria die ganze Welt eingeschlossen hätte und von deisen verdammten Anarchisten, in deren Diensten Hanif Kahn stand, niedergebrannt worden sei.
– Seite 195, Krieg der Maschinen von Christopher Golden

Diese Stelle ist meiner Meinung nach eine der Besten und Sinnvollsten des Buches.

Im Laufe der Zeit lernt man neben Danny noch weitere Figuren kennen. Zum Beispiel wäre da Corporal Kate Wade. Sie ist eine junge Soldatin, die im Krieg schon ihre Beine verloren hat. Durch die Tin Men kann sie jedoch wieder aktiv Kämpfen und eine “ganz normale” Soldatin sein. Sie führt den Zug von Danny nach Athen. Dort will sie ihren Vater Retten, der als Berater des Präsidenten bei einer Konferenz ist. Ganz neben bei Retten sie natürlich auch den Präsidenten. Im Gepäck haben sie dabei zeitweise einen verletzten Anarchisten und die Tochter des Botschafters in Damaskus.

Während die Soldaten sich nach Athen aufmachen, flüchtet der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zusammen mit dem Vater von Kate Wade. Lustigerweise gehört ihrer kleinen Gruppe auch der russische Präsident an, der natürlich nicht nachgeben will und sehr stereotypisch dargestellt wird. Die Geschichte ihrer Flucht hat mich verhältnismäßig wenig interessiert.

Ein dritter Handlungsstrang spielt in Wiesbaden (hier kindisches Gekicher einfügen). Dort wollen die Techniker herausfinden, wie sie alles wieder in Ordnung bringen. Außerdem kommt es zu einem Aufstand und es gibt Verrat. Ja, genau so abgebrüht und knapp wie ich das jetzt geschrieben habe, kam mir das Ganze vor. Es hat mich wenig interessiert und auch wenig berührt.

Alle drei Handlungsstränge werden abwechselnd erzählt, interessant war für mich jedoch nur der um Danny.

Schade fand ich die Tatsache, dass bis zur Abreise aus Damaskus alles Ewigkeiten gedauert hat, danach aber alles kaum schnell genug gehen konnte. Vor allem das Ende war mehr als enttäuschend. Ich möchte jetzt nicht zu viel verraten, aber ich saß vor dem Buch und hatte das Gefühl, der Autor wollte nur noch so schnell wie möglich fertig werden. Es war, als hätte er das Ende der Geschichte nur noch in kurzen Sätzen zusammengefasst.

Ein weiterer Kritikpunkt sind die Anarchisten. Es gibt nur einen Anarchisten, mit dem man wirklich konfrontiert wird: Hanif Kahn. Er und seine Bot-Killer sind aber nicht einmal annähernd wichtig. Für Hanif Kahn hat die Aktion persönliche Gründe, die ich hier nicht weiter ausbreiten möchte. Es gibt allerdings keine höher gelegene Macht, die aktiv in die Geschichte eingebunden wird. Es wird zwar davon geredet, doch im Endeffekt tut man nichts dagegen.
Mir kommt es teilweise so vor, als wäre dieses Buch nur der Anfang einer Geschichte, die nicht fertig erzählt und hastig beendet wurde.

Abschließend kann ich sagen, dass ich dieses Buch öfter weglegen musst, aus dem einfachen Grund: Ich hätte mich sonst nur aufgeregt, vor allem über die Amerikaner, die machen mich wirklich wahnsinnig. Das Buch hat mich nicht wirklich gefesselt und ich bin sehr froh, dass ich es mir nur ausgeliehen und nicht selbst gekauft habe. Ich wurde überhaupt nicht überzeugt.

Wertung (2/5)

www.valaraucos-buchstabenmeer.com
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