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text 2020-01-06 06:41
Mein Lesejahr: Best of 5 Belletristik und Sachbuchhighligts
Hippocampus - Gertraud Klemm
Der Held von Madrid - Markéta Pilátová
Sal - Mick Kitson
Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin - Thomas Meyer
Maschinen wie ich - Ian Mc Ewan
Unterwegs im Weltraum - Gernot Grömer
Untenrum frei - Margarete Stokowski
Kochbuch ohne Rezepte - #1 Küchenpraxis - Ingrid Andreas

Heuer hatte ich „leider“ mehr als fünf Lesehighlights und qualitätsmäßig konnte ich mich auch nach massiver Aussortierung zwischen acht Büchern (5 von Autorinnen) nicht mehr entscheiden, deshalb wähle ich jene fünf Bücher, die 2019 erstmals erschienen sind.

Highlights
Hippocampus – Gertraud Klemm
Ein witziger feministischer Roman, der neben des Transportes von Frauenpositionen um Teilhabe beweist, dass Feminismus auch urkomisch und gleichzeitig bitterböse sein kann.

Der Held von Madrid – Marketa Pilatova
Ein Beitrag des Gastlandes Tschechien zur Leipziger Buchmesse und für mich die totale Überraschung dieses Jahr. Ein Kurzroman, der das Wesen des Krieges und die Position von Soldaten sehr gut einfängt.

Sal – Mick Kitson
Eine berührende Geschichte von zwei kleinen Mädchen im Kampf ums Überleben, erstens im übertragenen Sinn, um der fürchterlichen Familiensituation zu entkommen und zweitens auch de facto, weil sie auf der Flucht davor alleine in der Wildnis gelandet sind.

Maschinen wie ich – Ian McEwan
Eine gewohnt gute Arbeit von Ian McEwan, der in diesem Roman um einen Androiden, der unter Menschen lebt, sehr viele Fragen zur digitalen Ethik aufwirft, sie teilweise beantwortet und die Leserschaft zum Nachdenken anregt.

Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin – Thomas Meyer
Eine wundervoll schräge wahnwitzige Räuberpistole über die jüdische Weltverschwörung im Kampf gegen unterirdisch hausende Nazis, die auch die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Gleichtzeitig aber auch ein humorvolles Lehrstück darüber, wie man mit Sozialen Medien, Desinformations- und Hasskampagnen und Verschwörungstherorien (nicht) umgehen sollte.

Die weiteren Highlights vor allem von Autorinnen waren:
Vernon Subutex 1 - Virgenie Despentes
Raum - Emma Donnoghue
Gone Girl - Gillian Flynn
Die Hinrichtung des Martin P. - Klaus Oppitz

Sachbuch Highlights
Unterwegs im Weltraum – Gernot Grömer
Eine Kreuzfahrt durch unser Sonnensystem in 200 Jahren wie ein Tourismusfeature verfasst. Spannend, informativ, sehr unterhaltsam, wissenschaftlich korrekt mit viel Science und sehr wenig Fiction.

Untenrum frei – Margarete Stokowski
Ein wundervolles Feminismusbuch, sehr persönlich von der Autorin mit eigenen Beispielen verfasst, sehr informativ teilweise sehr humorvoll – Feminismus geeignet für Jedermensch.

Kochbuch ohne Rezepte – #1 Küchengrundlagen Ingrid Andreas
Diese Reihe aus vier Bänden ist eine großartige Ergänzung zu allen Kochbüchern, denn sie erläutert den Lesern die Hintergründe und prinzipiellen Kochtechniken, die in herkömmlichen Kochbüchern nicht erwähnt, weil sie vorausgesetzt werden.

Challenges:
Meine Autorinnenchallenge habe ich auch sehr erfolgreich absolivert. Ich habe eine Wundervolle Reise durch die EU unternommen und viele Länder sogar mehrmals durch weibliche Autorinnen besucht. Das eigentliche Ziel, mindestens 50% Autorinnen zu lesen, habe ich aber so etwas von erreicht.
Mein endgültiger Stand ist:
Autorinnen: 41
Autoren: 30
Die vollständige Liste findet Ihr hier http://awogfli.booklikes.com/post/2010125/eu-autorinnenchallenge-vom-1-12-2018-31-12-2019

Meine Book2moviechallenge habe ich leider nicht so erfolgreich absolviert, ich konnte anstatt 12 nur 9 Book2movierezensionen abschließen, was aber meistens an den Filmen lag. Ich schlafe immer so schnell ein, wenn ich einen Film sehe. Trotzdem hat es sehr viel Spaß gemacht und ich habe durch die Serie der Der Report der Magd ein richtiges filmisches Schmankerl entdeckt und mit Gone Girl einen wahrhaft spannenden Thriller gelesen.

Mein Jahr grafisch von Goodreads aufbereitet, findet Ihr hier https://www.goodreads.com/user/year_in_books/2019/2982535

2019 war auf jeden Fall eines der großartigsten Lesejahre ever.
Auf ein Neues! Hoffentlich kann das 2020 noch toppen.

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review 2019-12-03 19:07
Traumschiff Surprise
Unterwegs im Weltraum - Gernot Grömer

Dieses Sachbuch folgt einer grandiosen und sehr innovativen Idee. Der Direktor des Österreichischen Weltraum Forums ÖWF, Dr. Gernot Grömer, beschreibt der Leserschaft unser Sonnensystem, als würden wir im Jahr 2219 – also in 200 Jahren – als Massentouristen eine Weltraumkreuzfahrt an Bord des Raumschiffes Kopernikus absolvieren. Die Stationen der Reise gehen von der Erde zum Kometen Churi, zum Merkur, zur Venus, zurück zum Mond beziehungsweise zur Erdumlaufbahn, um Anlauf zu nehmen und um einen jeden einzelnen äußeren Planeten unseres Sonnensystems von der Erde aus als Reisender heimzusuchen. Dabei werden die touristischen Sehenswürdigkeiten und Hotspots, die eine solche Reise in 200 Jahren mit sich bringen könnten, genau wie in einem Prospekt anschaulich und blumig geschildert.

 

Basierend auf sehr viel Science und ein paar Extrapolationen 200 Jahre in die Zukunft, die man schon fast nicht mehr als Fiction bezeichnen sollte, zeichnet uns der Autor ein sehr vergnügliches Bild der Reise, der Technologie, der Angebote an Bord, der touristischen Hotspots und der Besiedlung der Planeten unseres Sonnensystems in dieser nahen Zukunft.

 

Aber welche Sonderqualifikation hat der Autor überhaupt, uns eine Reise in unser Sonnensystem derart humorvoll, zwar populärwissenschaftlich, aber korrekt zu erläutern? Der Astrophysiker Gernot Grömer hält schon länger an den Universitäten Innsbruck und Klagenfurt die Vorlesung „Einführung in das Sonnensystem“ und hat – damit die hehre Wissenschaft aus ihrem Elfenbeinturm herabsteigt und nicht so langweilig ist – schon eine Weile dieses Konzept der Weltraumkreuzfahrt für seinen Vortrag gewählt. In vielen Lehrveranstaltungen hat sich das Projekt durch die klugen Fragen und auch aberwitzigen Ideen der Studenten erweitert und gipfelt nun in diesem höchst vergnüglichen Buch. Weiters ist Grömer einer der Vorreiter und Leiter von 12 simulierten Mars-Expeditionen in diversen Wüsten der Welt.

 

So, nun zurück zum Inhalt. Im ersten Kapitel werden hier sehr witzig trockene wissenschaftliche Fakten zur Reise und Regeln der Kreuzfahrt präsentiert. Das Raumschiff fliegt mit magnethydrodynamischem Antrieb, wenn jemand bei der Raumkreuzfahrt zum Treffpunkt zu spät kommt, dann wird man auf dem fremden Planeten einfach stehengelassen, der Trip folgt einem ganz stringenten Terminplan, der durch sehr enge Zeitfenster für günstige Planetenkonstellationen determiniert ist. Die genaue Schilderung des Kackens auf der Weltraumtoilette, ist zwar a bissi grauslich mit diesem Sauger, aber sehr spannend und absolut lebensnah. In 200 Jahren gibt es übrigens auch nicht mehr flächendeckend diesen widerlichen Raumfahrerfraß aus der Tube, da auf einigen Planeten Außenstationen existieren, können durchaus einige Pflanzen und Tiere gezüchtet und den Gästen selbstverständlich zu astronomisch hohen Preisen angeboten werden. Ein Gourmet Dinner im lunaren Luxusrestaurant ist übrigens von der ganz üblen Sorte. Da gibt es für die Reichen Mondschaf-Steak aus einer Farm nahe dem Mondäquator.

Wenn die Schäfchen die nötige Reife erreicht haben, schickt man sie in die nächste Luftschleuse, aber ohne Raumanzug eben. Die armen Tierchen leiden angeblich zwar weniger, als in einem Simmeringer Schlachthof, und das Fleisch wird als sehr zart genossen, aber der Gedanke an die Luftschleuse lässt Sie dennoch etwas zögern – erinnert irgendwie an Entenstopfleber oder den bedauernswerten Tequila-Wurm auf der Erde.

Ihr seht, die traurige Erkenntnis dieses Kapitels ist, dass der Mensch sich noch immer nicht geändert hat und Tierquälerei auch nicht vom Universum(sboden) verschwunden ist.

 

Auf jedem der Planeten beschreibt der Autor dann mindestens einen sehenswerten Hotspot, zwar sehr blumig und detailliert, da aber noch kaum jemand außer den Wissenschaftlern beim Auswerten der Teleskop- und Raumsondendaten solche Bilder gesehen hat, habe ich mir persönlich mit der geistigen Visualisierung von Methaneisnebeln oder Diamantenregen sehr schwer getan.

 

Hier muss ich auch erstmals den Verlag massiv kritisieren, der zwar im Innenteil ein paar Bilder zur Verfügung stellt, aber diese sind das Gegenteil von anschaulich, weil sie erstens in Schwarzweiß und recht unplastisch in schlechter Qualität gedruckt sind. Echt jetzt? War bei einem solchen Buchprojekt mit diesen Anforderungen zur Visualisierung kein Geld für einen Vierfarbdruck da? Sorry, das ist mir echt zu kostenorientiert – wenn ich ehrlich bin, möchte ich es sogar geizig nennen. Gerade das noch von fast niemandem Gesehene zu vermitteln, muss zumindest ein Farbbild erfordern, ich gehe sogar so weit, dass ich mir dieses sehr innovative Thema noch besser in einem animierten Film mediengerecht aufbereitet wünsche. Am besten auch noch animiert im Ars Electronica Center Linz in Form von augmented reality in einem cave, damit ich in diese Weltraumkreuzfahrt gleich selbst eingreifen kann. Bitte, lieber Gernot Grömer, denken Sie über eine solche Umsetzung nach, das wäre der Wahnsinn, das Tüpfelchen auf dem i Ihres sehr guten Werks.

 

Bevor der gemeine Tourist die jeweilige Location wieder verlässt, gibt es zu jedem Planeten, Zwergplaneten, Mond und Kometen auch noch historische Informationen. Einen kurzen Abriss, wer wann das Objekt erstmals entdeckt und wie die Namensgebung letztendlich funktioniert hat. Dieses Kapitel rundet alle Informationen ab und schlägt einen Bogen von der Vergangenheit – teilweise bei den Planeten sogar von den Assyrern – über die Gegenwart bis in die Zukunft in 200 Jahren.

Strukturell ist das Sachbuch großartig, sehr übersichtlich gegliedert und logisch aufgebaut, trotz des leichten amüsanten Plaudertons bleibt der Inhalt stets im Rahmen der geplanten Kapitel und mäandert nicht wie in vielen anderen populärwissenschaftlichen Büchern herum vom Hundertsten ins Tausendste. Ein ausführliches Glossar beschreibt auch noch sehr kurz aber genau jede Technologie, jedes dargestellte Objekt und alle anderen wichtigen Begriffe.

 

Zwei ganz winzige Irritationen hatte ich noch beim Autor: Die sprichwörtliche Tante auf Seite 13 heißt Mizzi von Maria und niemals Miezi, und dass der Autor die Mondstation in 200 Jahren Jahren Bezos-Musk-Alibaba nennt, finde ich sehr traurig. Fällt den Menschen in Zukunft wirklich nix Besseres ein, als erneut dem Sponsoring und dem Kapital zu huldigen? Wäre nicht ein anderer Name cooler gewesen?

 

Das Ende der Reise auf dem Pluto ist sehr witzig, der Tourist rebelliert gegen das Standardkreuzfahrtpauschalprogramm und macht etwas ganz typisch Österreichisches. Eine richtig gute Idee des Autors. Aber Pst! Ich will Euch nur neugierig machen, verraten werde ich es nicht.

 

Fazit: Es ist Sachbuchzeit und dieses Werk ist es Wert, unbedingt gelesen zu werden, sofern Interesse für die Zukunft und das Universum besteht. Es ist die perfekte Kombination von lehrreich und amüsant, super strukturiert, mit leichten Mängeln in der optischen Präsentation. Ich bitte auf jeden Fall dringendst, mich zu informieren, wenn der Film rauskommt. Das wird dann der absolute Waaahnnnsinnn!!!

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review 2016-01-15 09:58
Märchenhaft
Heaven - Stadt der Feen - Christoph Marzi

Christoph Marzi. *seufz* Meine Beziehung zu diesem Autor ist kompliziert. Als Teenager habe ich seine vierteilige Reihe „Die Uralte Metropole“ gelesen und von Herzen geliebt. So sehr, dass ich sie sogar mehrfach gelesen habe. Bis heute gehören die Romane zu meinen All-Time-Favorites. Leider konnte Marzi danach meiner Meinung weder mit dem Zweiteiler „Fabula“ noch mit dem Einzelband „Grimm“ an seine eigene Brillanz anknüpfen. Dreimal hat er mich nach „Die Uralte Metropole“ enttäuscht. Trotz dessen kann ich nicht aufhören, ihm immer wieder eine Chance zu geben, weil ich weiß, was er kann. Ich weiß, wie viel Talent und sprachliche Schönheit in ihm schlummern. „Heaven: Stadt der Feen“ ist ein weiterer Versuch, in seinem Schaffen abermals das zu finden, was er mir vor Jahren mit „Lycidas“ und dessen Nachfolgern geboten hat.

 

Auf den Dächern Londons fühlt David sich frei. Hier oben kann er der erdrückenden Enge der Stadt entfliehen, ohne Mauern, Wände und Grenzen. David kann gehen, wohin auch immer er möchte. Eines Abends ist er wieder einmal unterwegs, um einen Auslieferungsauftrag zu erfüllen, als er plötzlich stolpert und beinahe vom Dach rutscht. David sieht sich um und stellt fest, dass ihn nicht etwas zu Fall brachte, sondern jemand. Ein Mädchen. Sie scheint Hilfe zu brauchen, also gibt sich David einen Ruck und spricht sie an. Sie sagt, ihr Name sei Heaven. Sie erzählt ihm eine ungeheuerliche, haarsträubende Geschichte: zwei unheimliche Männer haben ihr Herz gestohlen. Wortwörtlich. Und doch ist Heaven am Leben, spricht und atmet. Wie ist das möglich? David ist nicht sicher, ob er ihr glaubt, aber irgendetwas an ihr fasziniert ihn und so beschließt er, ihr beizustehen. Gemeinsam begeben sie sich auf die gefährliche Suche nach Heavens Herz und enträtseln dabei ein Mysterium, das London seit vielen Jahren umgibt.

 

„Heaven“ gibt mir für Christoph Marzi als Autor wieder Hoffnung. Es ist lange nicht so zauberhaft, detailreich und überzeugend wie „Die Uralte Metropole“, aber um einiges besser als „Fabula“ und „Grimm“. Vielleicht ist es nicht fair, das Buch nicht eigenständig zu bewerten, doch ich glaube, ein Schriftsteller muss es sich nun einmal gefallen lassen, dass man ihn an seinen vorangegangenen Werken misst. Ich habe den Eindruck, dass Marzi sich für diesen Einzelband auf seine Wurzeln besann. Die Handlung ist bodenständig, verzichtet auf Schlenker in andere, parallele Realitäten und konzentriert sich auf das Wesentliche. Ich bin erleichtert, dass dieser Roman so bescheiden geraten ist, denn auf diese Weise beweist Marzi, dass er noch immer eine glaubhafte, runde Geschichte schreiben kann. Über die Jagd nach Heavens Herz führt er seine beiden ProtagonistInnen durch die faszinierende Kulisse Londons und ließ vor meinen Augen ganz ähnliche Bilder entstehen wie damals vor vielen Jahren bei der Lektüre von „Die Uralte Metropole“. Ich kann seine Leidenschaft für diese alte Lady, für den charaktervollen Gegensatz von Geschichte und Moderne, absolut nachvollziehen. Diese Stadt umgibt von Natur aus ein Hauch Magie, den Marzi dank seines märchenhaften Schreibstils nicht nur in eine überzeugende, geheimnisvolle Atmosphäre verwandelt, sondern auch für sich arbeiten lässt. London selbst treibt Heavens und Davids Geschichte bereits voran, sodass sie sich ganz von allein entwickelt. Trotzdem hatte ich nicht den Eindruck, dass Marzi jemals die Kontrolle verloren hätte – nein, er wusste, was er tat. Ich hätte mir allerdings etwas mehr Umfang gewünscht. „Heaven“ beschränkt sich fast ausschließlich auf Heaven und David und nimmt keine größeren Dimensionen ein, obwohl die Möglichkeit dazu meiner Ansicht nach durchaus präsent war. Es war, als würde die große Geschichte, die „Heaven“ hätte werden können, stets hinter der Handlung darauf warten, eingefangen zu werden. Ich kann natürlich nur vermuten, warum Marzi sie nicht lebendig werden ließ, doch ehrlich gesagt ist es mir so lieber, als hätte sich der Autor ein weiteres Mal verzettelt. Außerdem sind Heaven und David wirklich sympathisch, sodass ich sie gern begleitet habe. David hat genau das Feuer, das ich in der Figur des Oliver Twist von Charles Dickens vermisst habe. Ein wenig draufgängerisch, mutig und ein Herz aus Gold – eine Kombination, die man einfach mögen muss. Heaven ist nicht minder tapfer, aber sie besitzt ein zarteres, sanfteres Wesen als David. Ich empfand sie als introvertierte Persönlichkeit, die sowohl ihre innere wie auch ihre äußere Schönheit durch ihre Scheu verbirgt. Sie vereint Stärke und Zerbrechlichkeit, wodurch ihre Figur außerordentlich gut zum übernatürlichen Thema des Buches passt: Feen. Christoph Marzi hat sich ein ganz wundervolles, originelles Konzept dieser fantastischen Geschöpfe überlegt; anders als alles, was ich bisher über Feen gelesen habe. Ich fand seine Idee wahnsinnig interessant – schade, dass er nur kurz darauf eingeht.

 

„Heaven: Stadt der Feen“ ist ein märchenhafter Einzelband, mit dem Christoph Marzi meiner Meinung nach langsam wieder zu seiner alten Form zurückfindet. Nach den letzten drei Enttäuschungen freut es mich sehr, dass „Heaven“ mich überzeugen konnte, rund und ausgeglichen ist und tolle Ideen zusammenhängend verarbeitet. Ich finde, es passt hervorragend in die Weihnachts- und Winterzeit, weil es diese besondere Magie transportiert, die ich mit dieser Saison assoziiere. Dabei wirken die übernatürlichen Elemente angenehm dezent und sind nicht zu dominant integriert. Ich bin gespannt, ob das auf „Memory: Stadt der Träume“ auch zutreffen wird, obwohl es keine Fortsetzung ist.
Wenn ihr Lust auf ein modernes, zauberhaft geschriebenes Märchen habt, ist „Heaven“ genau die richtige Wahl. In London, dieser Stadt der Mythen und Geheimnisse, sind Feen lebendig und Mädchen ohne Herz können die Liebe finden.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/01/15/christoph-marzi-heaven-stadt-der-feen
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review 2015-12-27 11:47
Schlechtes Erwartungsmanagement
Tintenherz (Tintenwelt, #1) - Cornelia Funke

Gibt es eine deutschsprachige Autorin, die den Titel „Bestsellerautorin“ wirklich verdient, dann ist es Cornelia Funke. Seit Ende der 80er Jahre im Geschäft, lag ihre Gesamtauflage 2012 bei Sage und Schreibe 20 Millionen Büchern. Ihre Romane wurden bislang in 37 Sprachen übersetzt und 2005 wählte sie das TIME Magazine unter die 100 weltweit einflussreichsten Persönlichkeiten.
Trotz Funkes enormen Erfolgs und jahrelanger, euphorischer Schwärmerei seitens meiner Mutter brauchte ich sehr lange, bis ich bereit war, „Tintenherz“ endlich eine Chance zu geben.

 

Meggie und ihr Vater Mo führen ein ungewöhnliches, aber ruhiges Leben. Als Buchbinder ist Mo viel unterwegs, um Büchern überall auf der Welt ein neues Kleid zu schenken. Seine Tochter begleitet ihn oft auf seinen Reisen, denn die Liebe zu den Büchern verbindet sie. Niemals hätte Meggie erwartet, dass ausgerechnet ein Buch ihr Leben völlig durcheinanderbringt. In einer besonders ungemütlichen Nacht klopft ein mysteriöser Gast an ihre Tür. Seltsamerweise scheint Mo den Mann zu kennen, doch sein Besuch ist ihm offenbar unangenehm. Am nächsten Morgen brechen sie Hals über Kopf zu Meggies verschrobener Tante Elinor auf. Bevor sie abfahren, beobachtet Meggie Mo dabei, wie er ein merkwürdiges kleines Buch einpackt, das Meggie noch nie zuvor gesehen hat. Bei Elinor angekommen, bittet Mo sie, eben dieses Buch in ihrer gewaltigen Bibliothek zu verstecken. Warum will Mo das Buch verbergen und wieso weigert er sich, Meggie zu erklären, was es damit auf sich hat? Als böse Männer in Elinors Haus einbrechen, das Buch stehlen und Mo entführen, stürzen Vater und Tochter in das Abenteuer ihres Lebens – voller Magie, Geheimnissen und Gefahren.

 

„Tintenherz“ ist für mich ein Rezensionsschreckgespenst. Selbst während ich hier sitze und tippe, weiß ich eigentlich nicht, was ich schreiben soll. Ich gebe das ganz ehrlich zu, denn ich glaube einerseits, dass das allen Rezensent_innen ab und zu passiert und andererseits, dass die Tatsache, dass mir nichts einfällt, bereits einiges darüber aussagt, wie ich das Buch fand. Deswegen wird dies hier keine reguläre Rezension, denn ich bin nicht in der Lage, „Tintenherz“ wie jedes andere Werk zu analysieren. Stattdessen möchte ich euch erklären, was mich blockiert und warum.
Nach der Lektüre von „Tintenherz“ habe ich mich mit meiner Mutter über Erwartungsmanagement unterhalten müssen. Es tut mir unheimlich leid um das Buch, doch aufgrund ihres jahrelangen Überschwangs waren meine Erwartungen astronomisch, unrealistisch hoch. Sie hat das Buch in meinem Kopf größer werden lassen, als es eigentlich ist, wodurch mich die tatsächliche Erfahrung des Lesens enttäuscht hat. Die ganze Zeit wartete ich darauf, dass all das Spektakuläre, das ich in die Worte meiner Mutter hineininterpretierte, passierte. Ich konnte nicht wissen, dass meine Erwartungshaltung unmöglich zu erfüllen war. Darüber hinaus wurde mir klar, dass sie mir bereits lange vor der Lektüre das wichtigste Detail der Geschichte verriet. Sie hat mich heftig gespoilert. Das ist das erste Mal, dass sich meine Kenntnis eines entscheidenden Bausteins unbestreitbar auf mein Lesevergnügen auswirkte.
Ich kann „Tintenherz“ nicht objektiv bewerten, weil ich nicht weiß, wie es auf mich gewirkt hätte, wären meine Erwartungen nicht total übersteigert gewesen. Meine Enttäuschung ist so dominant, dass sie jedes andere Gefühl überdeckt und unterdrückt. Der Versuch einer normalen Rezension wäre deswegen äußerst unfair, denn es liegt nicht an der Geschichte selbst, dass ich unzufrieden bin. Glaube ich zumindest. Ich denke schon, dass sie mir hätte gefallen können, obwohl ich überzeugt bin, dass ich den allgemeinen Hype trotz dessen nur schwerlich nachvollziehen könnte. Dafür hätte ich sie vermutlich wesentlich eher lesen müssen, nicht erst mit Mitte 20.
Ich hoffe nun stark auf die Fortsetzung der Trilogie, über die ich rein gar nichts weiß. Ich fand den Auftakt ja nicht schlecht, er war nur nicht das, was ich erwartet hatte. Ich möchte mich nicht damit abfinden, dass sich alles, was ich für „Tintenherz“ empfinde, durch ein Schulterzucken ausdrücken lässt. Für mich ist diese Situation nicht akzeptabel, denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich so viele Leser_innen weltweit irren sollen. Nein, ich bin das Problem, dessen bin ich sicher.

 

Manchmal ist die Beziehung zu einem Buch durch äußere Faktoren kompliziert. Erwartungen sind eine heikle Angelegenheit. Wie ihr seht, ist die begeisterte Schwärmerei über ein Buch in diesem Fall mächtig nach hinten losgegangen. Ich möchte noch einmal betonen, wie leid es mir um „Tintenherz“ tut. Ich laste es weder Cornelia Funke noch der Geschichte an, dass mich die Lektüre nicht so glücklich gemacht hat, wie ich es mir gewünscht hätte. Es tut mir auch leid, dass ich euch dieses Mal keine richtige Rezension anbieten kann, aber ich komme an meinem Gefühl der Enttäuschung einfach nicht vorbei. Ich würde euch gern einen Eindruck von Schreibstil, Handlungskonstruktion und Charakterkonzipierung vermitteln, doch ich dringe nicht zu meinem analytischen Ich hindurch. Für mich ist das eine unangenehme Erfahrung, allerdings ist es auch eine wichtige Lektion, die ich bereits an meine Mutter weitergereicht habe. In Zukunft wird sie sich bestimmt etwas besser beherrschen und sich auf die Zunge beißen, bevor sie mir ein entscheidendes Detail verrät. ;)
Wenn ihr „Tintenherz“ bereits gelesen habt, verratet mir doch, was euch daran begeisterte. Vielleicht brauche ich einfach eine andere Perspektive, um zu sehen, was an der Geschichte so wundervoll ist, dass sie weltweit geliebt wird.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/12/27/cornelia-funke-tintenherz
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review 2009-02-27 00:00
Aufbau Ost: Unterwegs zwischen Zinnowitz und Zwickau - Claudia Rusch Erwartet hatte ich eher Kurzgeschichten, die sich in dem jeweiligen Bezirken abspielen, nach denen die einzigen Kapitel benannt sind. Mal witzig, mal dramatisch...Daß Aufbau Ost dieser Erwartung nicht entspricht, enttäuscht aber keineswegs. Claudia Rusch entführt einen in ein Stück deutscher Geschichte, so persönlich und nah, wie es wohl nur möglich ist. Es sind weniger Kurzgeschichten als vielmehr Erinnerungen, die mit Informationen verknüpft werden. Es fesselt, diese ganz persönlichen Eindrücke, knapp 20 Jahre nach dem Fall der Mauer, zu lesen, Einblick zu erhalten, wie die DDR war, wie sie erlebt wurde, wie vieles in den letzten Jahren verklärt, verharmlost, schöngeredet wurde. Aber von Bitterkeit keine Spur. Zwischen Dramatik und Unfassbarkeit findet auch Ironie ihren Platz, Ironie, die die Geschichte der DDR selbst schrieb und die hier wunderbar wiedergegeben wird.Ein wirklich lesenswertes, schönes Buch, das einem die jüngere deutsche Geschichte auf sehr persönliche Weise näherbringt und den Bezug zum Heute nicht verliert.
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