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review 2017-03-10 19:38
Alles was war von Annette Mingels
Was alles war: Roman - Annette Mingels

Und dies ist die Geschichte

In dieser Geschichte geht es vor allem um Susanna, Susa genannt. Ihr Leben ist in Ordnung, sie liebt ihre Adoptiveltern, ihren Job als Meeresbiologin, ihre Schwester und seit neustem auch ihren neuen Freund und deren Kinder. Alles scheint ganz Nomal zu sein, bis zu dem Sag als sie einen Brief vom Jugendamt bekommt und ihr mitteilt das ihre Mutter gerne mit ihr in Kontakt treten würde. 

 

Susa überlegt etwas, bis sie sich dann entscheidet der Mutter eine Mail zu senden. Zwar sagt sie sich das sie sich da keine grossen Hoffnungen macht noch spezielle Erwartungen an diese Person stellt, doch so einfach scheint es dann doch nicht zu sein. Auch sonst verändert sich das Leben von Susanna drastisch, und all das hat Einfluss auf sie selber und ihre Umgebung. Wird sie es schaffen alles unter einen Hut zu bringen? 

 

 

Die Geschichte

Ehrlich, ich habe etwas anderes erwartet, mehr Geschichte um die Adoption und die Mutter die sich unverhofft meldet und das drum herum. Aber nicht umbedingt eine allgemeine Familiengeschichte. Wobei diese gar nicht schlecht war. Wichtig ist mir das die Geschichte in sich stimmig und das war sie auch und so hab ich an sich nichts gegen die Umsetzung zu mäkeln, auch wenn der Klappentext was andere impliziert. 

 

Fehler konnte ich keine feststellen dennoch fand ich das Buch streckenweise langweilig. Was aber wahrscheinlich auch damit zusammen hing das ich es schade fand das sie nicht ausreichend auf das Thema Adoption einging. Eben nur kurz am Anfang und dann gegen Schluss wieder, das war mir dann doch zu wenig. 

 

Auch der Schreibstil von Annette Mingels ist sehr gewöhnungsbedürftig und machte mir nicht nur den Einstieg schwer. Lange hab ich gedacht das ich wohl das Buch abbreche, hab mich aber wirklich durchgebissen, auch wenn ich mich nie ganz mit dem Schreibstil anfreunden konnte. Spannung kam nicht auf, das lag nicht nur an der Geschichte an sich sondern auch an dem mühsamen Schreibstil, der bremste mich nämlich wirklich aus. Ob der Schreibstil zur Geschichte gepasst hat? Hm… kann ich so nicht sagen den er war so anders als sonst das es echt schwierig ist das zu beantworten. 

 

Was den Schluss angeht, ja, auch so ne Sache, der war mir dann doch etwas zu abgekürzt. Alles zog sich so in die Länge, Susa brauchte echt lange um diesen Schritt zu wagen und dann wars auch schon fast wieder zu ende. Irgendwie unbefriedigend.

 

 

Prota- und Antagonisten & Co

Als Protagonistin haben wir hier sicher Susa, um sie geht es eigentlich auch wenn andere Charaktere wie ihre Schwester, ihre Adoptiveltern und ihr Mann eine wichtige Rolle spielen. Doch eigentlich geht es Susa und ihr Leben und Erleben. Es ist schwierig zu sagen wie ich sie gefunden habe, denn ich bekam nicht wirklich einen Zugang zu ihr, das lag aber unteranderem am Schreibstil der Autorin. Aber auch daran das ich eben was anderes erwartet habe. So hab ich ständig gewartet bis die Geschichte mal die Richtung einschlägt die ich erwartet habe. Doch das passierte nicht wirklich. Sie war streckenweise echt anstrengend in ihrer Art, dann wieder sehr herzlich und Liebevoll, aber eine Zugang zu ihren Emotionen fand ich nicht wirklich. 

 

Ich hab schon gemerkt das sie Veränderungen durchmachten, schliesslich wäre es andersrum unglaubwürdig gewesen denn in Krisen wandelt sich jeder auf irgend eine Weise, und genau diese konnte man bei ihr sehen aber die hatten nicht perse was mit der Adoption zu tun noch mit dem auftauchen der leiblichen Mutter. Sondern mit anderen Ereignissen in ihrem Leben und die betreffen wohl alle die in die selbe Situation kommen. 

Leider konnten ich auch die Emotionen der Geschichte nicht wirklich berühren, was aber auch wieder am Schreibstil lag. Ja, auf diesen komm ich nachher gleich noch zu sprechen denn der ist wirklich sehr stark dafür verantwortlich das ich mit dem Buch nicht so viel anfangen konnte.

 

Ich liebe dich, sage ich, sage es gerade,als Henryk Peters Haufen mit einer der braunen Tüten aufhebt, die sich überall in unseren Taschen finden, und Henryk sagt mit melodischem Timbre: Die Hand voll Scheisse, das Herz voll Glück.

S. 66 – Susa

 

 

Die Sache mit dem Text

 

Ja, so kommen wir dann nun zu dem Teil mit dem Txt an sich. Ich will nicht sagen das der Schwierigkeitsgrad nicht dem Genre entspricht oder der Alter der Zielgruppe, aber es ist so anders und wirklich anstrengend. Angefangen in den Kapiteln die sehr lange sind, es gibt an sich 4. Der Text dazwischen ist einfach nur durch Absätze unterteilt. So muss man wirklich genau gucken wo man dann aufhört zu lesen damit man den faden auch gleich wieder findet wenn es dann weiter gehen sollte. 

 

Was es aber wirklich schwierig macht, sind die manchmal ellenlangen Sätze und Schachtelsätze. Dazu wird das gesprochene nicht wirklich gekennzeichnet. Es wird einfach mittels Kommas, zum Beispiel, eingebaut. Das ist sowas von anstrengend. Manchmal fühlt sich ein Satz dann einfach komisch an, dann liest man ihn noch mal und merk das dazwischen ja gesprochenes zu finden ist, also betont man es dann anders. 

Diese 3 Elemente hemmen nicht nur den Lesefluss sondern auch manchmal das Verständnis. Man muss manchmal 2 mal den Satz lesen. Der Wortschatz ist an sich leicht zu verstehen aber das hilft hier aber gar nichts. 

 

Ich weiss nicht was die Autorin damit bezwecken wollte. Ob es ihre normale Art zu schreiben ist. Darum kann ich euch dazu nichts sagen. Sollte es einfach mal ein Experiment sein, oder ist das für sie normal und ihre ganz besondere Eigenart. Ehrlich, sollte es wirklich ihre Art des Schreibens sein, könnte ein weiteres Buch noch so interessant sein was das Thema anginge, ich würde es mir nicht noch einmal an tun.

 

 

Und sonst noch

Das Cover ist einfach wunderschön, da hat der Knaus Verlag einfach ein Händchen für, find ich. Der Titel, ja, der passt doch auch ganz gut, auch wenn ich mir den nie merken konnte. Ich vertauschte die Reihenfolge der Worte immer. Macht aber nichts, es passt schon. 

 

Aber wie gesagt, ich hab was anderes erwartet, auch wenn die Geschichte um Susa sicher interessant war, das Thema ist aktuell, nicht nur das mit der Adoption sondern die Frage was bedeutet Familie, Frau, Karriere und Mutterschaft in einem, seine Wurzeln finden und so auch sich selber. Ich fand die Geschichte ganz gut. Wenn alles andere eben nicht wäre, dann hätte es sicher anders ausgesehen, für mich auf alle Fälle. Wer aber gerne mit speziellen Schreibstilen experimentier, dem könnte das Buch sicher gefallen. Solange das Thema Interesse weckt. 

 

Leider blieben mit die meisten Charaktere auch ziemlich fremd, und so fühlte sich das ganze auch eher so als würde man was vom hören sagen mit bekommen. Wenigstens konnte die Handlung soweit überzeugen das ich das Buch dann doch fertig gelesen habe. Aber ich denke kaum das ich noch mal etwas von der Autorin lesen werde. 

 

Vielleicht gefällt es euch ja besser, solltet ihr euch dazu entscheiden das Buch zu lesen, oder habt ihr es gelesen, dann würde es mich freuen wenn ihr mir verratet wie es euch mit dem Buch gegangen ist. Ist es euch ähnlich ergangen wie mir oder fandet ihr das Buch viel besser als ich?

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review 2016-11-23 10:45
Wurzeln und Flügel
The Serpent King - Jeff Zentner

Jeff Zentners Weg zur Literatur war – zumindest meiner Meinung nach – etwas unkonventionell. Als er zu schreiben begann, hatte er sich seinen Berufswunsch nämlich bereits erfüllt: er ist Musiker. Als Gitarrist veröffentlichte er fünf Alben und arbeitete unter anderem mit Iggy Pop. Darüber hinaus ist er als Songwriter aktiv. Ich habe in seine Musik reingehört. Ein bisschen zu melancholisch für meinen Geschmack, aber der Einfluss der Südstaaten klingt deutlich heraus. Fakt ist, Jeff Zentner ist gut genug, um von seiner Musik leben zu können. Den Entschluss, ein Buch für Jugendliche zu schreiben, fasste er durch seine Arbeit im Tennessee Teen Rock Camp und im Southern Girls Rock Camp. Ihn fasziniert dieser Lebensabschnitt und ihn fasziniert die Art und Weise, wie Jugendliche Kunst erleben, wie sie an den Kunstwerken festhalten, die sie lieben. Er wollte ein Ziel für diese Hingabe erschaffen. Heraus kam „The Serpent King“.

 

Dill leidet seit Jahren unter seinem vollen Namen: Dillard Wayne Early Jr. Es ist der Name seines Vaters. Er ist der Sohn des Schlangenpriesters, über den sich ganz Forrestville, Tennessee, das Maul zerreißt. Seit sein Vater im Gefängnis sitzt, begleiten Dill die Tuscheleien auf Schritt und Tritt, mehr als je zuvor. Ohne seine Freunde Lydia und Travis wäre sein Leben unerträglich. Doch da nun ihr letztes gemeinsames Schuljahr anbricht und Lydia danach in New York aufs College gehen möchte, muss sich er damit auseinandersetzen, dass ihre kleine verschworene Gemeinschaft ein Ablaufdatum hat. Während Lydia plant, die Welt zu erobern und ihre Zukunft herbeisehnt, weiß er nicht einmal, ob er eine Zukunft hat. Zerrissen zwischen den Verpflichtungen gegenüber seiner Familie und seinen eigenen Wünschen ist er wie paralysiert von der Aussicht auf Veränderung. Dill muss sich entscheiden: wird er dem Druck seiner Wurzeln nachgeben, oder sich Flügel wachsen lassen?

 

„The Serpent King“ ist definitiv ein Buch, das Hingabe auslöst. Ich fand es phänomenal. Es landet unter Garantie auf der Liste meiner Jahreshighlights. Es ist unheimlich gefühlvoll und feinsinnig, ohne kitschig zu wirken; fasst mit einer ruhigen, besonnenen Stimme die schlimmsten und besten Momente der drei Protagonist_innen respektvoll in Worte. Kaum zu glauben, dass Jeff Zentner nie zuvor ein Buch geschrieben hat. Er ist ein Naturtalent, voller Gespür für die Wirkung von Details und für die tiefe Ausschattierung seiner Figuren. Ich bin wirklich beeindruckt. Es gab einige Szenen, während derer ich die Tränen nur mühsam zurückhalten konnte. Ich habe das Gefühl, zutiefst dankbar sein zu müssen, dass Zentner mich Zeuge der vermutlich wichtigsten Phase im Leben seiner Charaktere sein ließ. Natürlich sind Dill, Travis und Lydia fiktiv, aber es fühlt sich eben nicht so an. Es fühlt sich an, als seien sie real und tatsächlich diese kostbaren Rohdiamanten, als die Zentner sie darstellt. All das Potential, all die Möglichkeiten, die jungen Menschen an der Schwelle zum Erwachsenwerden eigen sind, umgeben die drei wie eine permanente Aura. Als könnten sie die Welt aus den Angeln heben und jeden ihrer Träume wahr werden lassen, wenn sie sich denn nur trauen, anzufangen. Ihre Bereitschaft, die Zukunft mit offenen Armen zu empfangen, ist zwischen den dreien der bedeutendste Unterschied. Zentner nutzt abwechselnd geschickt ihre jeweilige Perspektive, um zu verdeutlichen, wie verschieden ihre Einstellung diesbezüglich ist und welche Rolle ihre Wurzeln dabei spielen. Da ist Travis, einer der liebenswertesten Charaktere, die mir je begegnet sind und der nie mehr vom Leben wollte, als die Realität zwischen den Seiten von Fantasy-Romanen hinter sich zu lassen. Lydia, deren Eltern stets liebend und unterstützend hinter ihr standen und die fest daran glaubt, eines Tages die Welt zu verändern. Und Dill, der Künstler, dessen Fähigkeit zu träumen unter dem Gewicht seiner Familie und seines Namens fast erdrückt wird. „The Serpent King“ beschreibt, warum sie einander gerade in dieser Zeit des Wandels brauchen. Ihr Glaube an einander bestärkt sie darin, über sich hinaus zu wachsen. Ihre reine, echte Freundschaft erinnert Lydia daran, was wirklich wichtig ist; sie zeigt Travis, dass er die Macht besitzt, sein Leben in ein Abenteuer zu verwandeln, das seinen geliebten Büchern in nichts nachsteht; sie lehrt Dill, dass er selbst entscheiden kann, wer er sein möchte und nicht von seiner Herkunft bestimmt wird. Es hat mich zutiefst berührt, ihre Beziehung zu einander erleben zu dürfen, ihre Ängste, Wünsche und Hoffnungen kennenzulernen, Schmerz und Glück mit ihnen zu teilen. Die Lektüre war extrem intensiv. „The Serpent King“ ging mir unter die Haut.

 

Jeff Zentner verdiente sich meinen Respekt und meine Anerkennung. „The Serpent King“ ist ein wundervolles Buch, das nicht erkennen lässt, dass es sich um einen Debütroman handelt. Es ist emotional überzeugend und so realistisch, dass ich mich immer wieder daran erinnern musste, dass die Geschichte fiktiv ist. Ich bin hingerissen von Zentners schriftstellerischem Talent und seiner Fähigkeit, sich sensibel in die Erlebenswelt Jugendlicher hineinzuversetzen. Er schreibt hingebungsvoll und zärtlich, nutzt Umgebungsbeschreibungen, um wichtige Momente zu unterstreichen und lässt seine Figuren sich selbst entdecken, ohne irgendetwas zu erzwingen. Er verzichtet auf einen Höhepunkt, weil seine Geschichte keinen braucht. Er ist ein brillanter Autor und „The Serpent King“ das Zeugnis seiner Brillanz. Meiner Meinung nach ist es ein gleichermaßen bescheidenes wie ambitioniertes Buch, weil es das Leben schildert: es handelt von Familie, von Freundschaft, von Liebe, von Schmerz, von Hoffnung, von Glück. Es handelt von Wurzeln und Flügeln.

 

Vielen Dank an den Verlag Andersen Digital für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars via Netgalley im Austausch für eine ehrliche Rezension!

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review 2016-01-15 09:58
Märchenhaft
Heaven - Stadt der Feen - Christoph Marzi

Christoph Marzi. *seufz* Meine Beziehung zu diesem Autor ist kompliziert. Als Teenager habe ich seine vierteilige Reihe „Die Uralte Metropole“ gelesen und von Herzen geliebt. So sehr, dass ich sie sogar mehrfach gelesen habe. Bis heute gehören die Romane zu meinen All-Time-Favorites. Leider konnte Marzi danach meiner Meinung weder mit dem Zweiteiler „Fabula“ noch mit dem Einzelband „Grimm“ an seine eigene Brillanz anknüpfen. Dreimal hat er mich nach „Die Uralte Metropole“ enttäuscht. Trotz dessen kann ich nicht aufhören, ihm immer wieder eine Chance zu geben, weil ich weiß, was er kann. Ich weiß, wie viel Talent und sprachliche Schönheit in ihm schlummern. „Heaven: Stadt der Feen“ ist ein weiterer Versuch, in seinem Schaffen abermals das zu finden, was er mir vor Jahren mit „Lycidas“ und dessen Nachfolgern geboten hat.

 

Auf den Dächern Londons fühlt David sich frei. Hier oben kann er der erdrückenden Enge der Stadt entfliehen, ohne Mauern, Wände und Grenzen. David kann gehen, wohin auch immer er möchte. Eines Abends ist er wieder einmal unterwegs, um einen Auslieferungsauftrag zu erfüllen, als er plötzlich stolpert und beinahe vom Dach rutscht. David sieht sich um und stellt fest, dass ihn nicht etwas zu Fall brachte, sondern jemand. Ein Mädchen. Sie scheint Hilfe zu brauchen, also gibt sich David einen Ruck und spricht sie an. Sie sagt, ihr Name sei Heaven. Sie erzählt ihm eine ungeheuerliche, haarsträubende Geschichte: zwei unheimliche Männer haben ihr Herz gestohlen. Wortwörtlich. Und doch ist Heaven am Leben, spricht und atmet. Wie ist das möglich? David ist nicht sicher, ob er ihr glaubt, aber irgendetwas an ihr fasziniert ihn und so beschließt er, ihr beizustehen. Gemeinsam begeben sie sich auf die gefährliche Suche nach Heavens Herz und enträtseln dabei ein Mysterium, das London seit vielen Jahren umgibt.

 

„Heaven“ gibt mir für Christoph Marzi als Autor wieder Hoffnung. Es ist lange nicht so zauberhaft, detailreich und überzeugend wie „Die Uralte Metropole“, aber um einiges besser als „Fabula“ und „Grimm“. Vielleicht ist es nicht fair, das Buch nicht eigenständig zu bewerten, doch ich glaube, ein Schriftsteller muss es sich nun einmal gefallen lassen, dass man ihn an seinen vorangegangenen Werken misst. Ich habe den Eindruck, dass Marzi sich für diesen Einzelband auf seine Wurzeln besann. Die Handlung ist bodenständig, verzichtet auf Schlenker in andere, parallele Realitäten und konzentriert sich auf das Wesentliche. Ich bin erleichtert, dass dieser Roman so bescheiden geraten ist, denn auf diese Weise beweist Marzi, dass er noch immer eine glaubhafte, runde Geschichte schreiben kann. Über die Jagd nach Heavens Herz führt er seine beiden ProtagonistInnen durch die faszinierende Kulisse Londons und ließ vor meinen Augen ganz ähnliche Bilder entstehen wie damals vor vielen Jahren bei der Lektüre von „Die Uralte Metropole“. Ich kann seine Leidenschaft für diese alte Lady, für den charaktervollen Gegensatz von Geschichte und Moderne, absolut nachvollziehen. Diese Stadt umgibt von Natur aus ein Hauch Magie, den Marzi dank seines märchenhaften Schreibstils nicht nur in eine überzeugende, geheimnisvolle Atmosphäre verwandelt, sondern auch für sich arbeiten lässt. London selbst treibt Heavens und Davids Geschichte bereits voran, sodass sie sich ganz von allein entwickelt. Trotzdem hatte ich nicht den Eindruck, dass Marzi jemals die Kontrolle verloren hätte – nein, er wusste, was er tat. Ich hätte mir allerdings etwas mehr Umfang gewünscht. „Heaven“ beschränkt sich fast ausschließlich auf Heaven und David und nimmt keine größeren Dimensionen ein, obwohl die Möglichkeit dazu meiner Ansicht nach durchaus präsent war. Es war, als würde die große Geschichte, die „Heaven“ hätte werden können, stets hinter der Handlung darauf warten, eingefangen zu werden. Ich kann natürlich nur vermuten, warum Marzi sie nicht lebendig werden ließ, doch ehrlich gesagt ist es mir so lieber, als hätte sich der Autor ein weiteres Mal verzettelt. Außerdem sind Heaven und David wirklich sympathisch, sodass ich sie gern begleitet habe. David hat genau das Feuer, das ich in der Figur des Oliver Twist von Charles Dickens vermisst habe. Ein wenig draufgängerisch, mutig und ein Herz aus Gold – eine Kombination, die man einfach mögen muss. Heaven ist nicht minder tapfer, aber sie besitzt ein zarteres, sanfteres Wesen als David. Ich empfand sie als introvertierte Persönlichkeit, die sowohl ihre innere wie auch ihre äußere Schönheit durch ihre Scheu verbirgt. Sie vereint Stärke und Zerbrechlichkeit, wodurch ihre Figur außerordentlich gut zum übernatürlichen Thema des Buches passt: Feen. Christoph Marzi hat sich ein ganz wundervolles, originelles Konzept dieser fantastischen Geschöpfe überlegt; anders als alles, was ich bisher über Feen gelesen habe. Ich fand seine Idee wahnsinnig interessant – schade, dass er nur kurz darauf eingeht.

 

„Heaven: Stadt der Feen“ ist ein märchenhafter Einzelband, mit dem Christoph Marzi meiner Meinung nach langsam wieder zu seiner alten Form zurückfindet. Nach den letzten drei Enttäuschungen freut es mich sehr, dass „Heaven“ mich überzeugen konnte, rund und ausgeglichen ist und tolle Ideen zusammenhängend verarbeitet. Ich finde, es passt hervorragend in die Weihnachts- und Winterzeit, weil es diese besondere Magie transportiert, die ich mit dieser Saison assoziiere. Dabei wirken die übernatürlichen Elemente angenehm dezent und sind nicht zu dominant integriert. Ich bin gespannt, ob das auf „Memory: Stadt der Träume“ auch zutreffen wird, obwohl es keine Fortsetzung ist.
Wenn ihr Lust auf ein modernes, zauberhaft geschriebenes Märchen habt, ist „Heaven“ genau die richtige Wahl. In London, dieser Stadt der Mythen und Geheimnisse, sind Feen lebendig und Mädchen ohne Herz können die Liebe finden.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/01/15/christoph-marzi-heaven-stadt-der-feen
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