Kai Meyer ist ein literarisches Chamäleon: Sein Spektrum changiert zwischen großer Unterhaltung (Die Alchimistin), farbenprächtigen Jugendbüchern (Die fließende Königin), romantischen Kleinoden (Das Gelübde) und einer exotischen Fantasyserie (Mythenwelt. Sein neuster Roman richtet sich wieder...
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Kai Meyer ist ein literarisches Chamäleon: Sein Spektrum changiert zwischen großer Unterhaltung (Die Alchimistin), farbenprächtigen Jugendbüchern (Die fließende Königin), romantischen Kleinoden (Das Gelübde) und einer exotischen Fantasyserie (Mythenwelt. Sein neuster Roman richtet sich wieder ganz klar an ein breiteres Publikum, und Meyer gelingt es wie kaum einem anderen zeitgenössischen deutschsprachigen Schriftsteller, historische Fakten, ausgetüftelte Handlungsfäden und überbordende Phantasie zu einem Spannungsroman erster Güte zu verknüpfen. Die Reise geht in die Mitte des 13. Jahrhunderts. Der Zisterziensernovize Aelvin wird von einem Tag auf den nächsten der Ruhe seines Mönchsdaseins beraubt: In Begleitung des weithin geschätzten Gelehrten Albertus Magnus sucht die junge Favola in dem abgelegenen Eifelkloster Schutz, in dem Aelvin -- nicht immer mit Erfolg -- den Weisungen seines gestrengen Abtes zu folgen sucht. Dicht auf den Fersen der beiden Gäste befindet sich ein Trupp unbarmherziger Meuchelmörder -- Gabriel und sein “Wolfsrudel” haben es auf die geheimnisvolle Pflanze abgesehen, die Favola bei sich trägt. Im fernen Persien steuert unterdessen ein anderes Drama seinem Höhepunkt entgegen: Hunderttausende mongolischer Krieger überziehen das Land mit Schrecken und Tod. Sinaida, Schwägerin des Anführers, versucht durch die Hochzeit mit einem einheimischen Fürsten zwischen den Völkern zu vermitteln. Doch Missverständnisse und Machtgier lassen ihre Pläne scheitern, und alsbald befindet sie sich auf der Flucht vor ihren eigenen Leuten ... Das Buch von Eden ist ein Buch, das aus dem Vollen schöpft: Die Ereignisse überschlagen sich und sind von nicht abzuschätzender Tragweite; auf die Protagonisten wartet ein Schicksal, dem sie nur unter Aufbietung all ihrer Kräfte gewachsen sind; die ganze Welt ist eine Bühne und die Leser das Publikum, das mit angehaltenem Atem zuschaut. Man wird von der Handlung mitgerissen und kann dabei beobachten, wie Kai Meyer sein groß angelegtes Drama orchestriert -- ein doppeltes Vergnügen, denn nie gleitet der Erzählton zu sehr ins Melodramatische ab, immer weiß der Autor das Gleichgewicht zwischen packender Story, menschlichen Details und historischer Wahrheit zu halten. Dass es manchmal etwas derber zur Sache geht, entspricht der beschriebenen Zeit: Meyer schildert kein weichgespültes Mittelalter, sondern eine Welt der Armut, Gefahren und -- nicht immer -- alltäglichen Katastrophen. Von Verlagsseite wird Das Buch von Eden als “das historische Epos für das neue Jahrtausend” angepriesen. Dem kann man fast uneingeschränkt zustimmen. --Hannes Riffel
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