Der Schriftsteller Maurice Bendrix und Henry Miles, ein hölzerner Staatsbeamter, treffen nach Jahren zufällig wieder aufeinander. Beide hatten sich damals im Rahmen einer Recherche für ein von Bendrix geplantes Buch kennen gelernt und der Schriftsteller hatte mit Sarah, der Gattin von Miles, eine...
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Der Schriftsteller Maurice Bendrix und Henry Miles, ein hölzerner Staatsbeamter, treffen nach Jahren zufällig wieder aufeinander. Beide hatten sich damals im Rahmen einer Recherche für ein von Bendrix geplantes Buch kennen gelernt und der Schriftsteller hatte mit Sarah, der Gattin von Miles, eine Affäre begonnen, von der dieser jedoch nie erfuhr. Der dereinst Gehörnte, ein weinerlicher, erotisch desinteressierter Charakter, nimmt nun gutgläubig das unverhoffte Wiedersehen zum Anlass und berichtet Bendrix von seinem Verdacht, von Sarah betrogen zu werden. Unversehens befinden wir uns auf einer spannenden Tauchfahrt in den Seelenmorast schuldhafter Verstrickungen und moralischer Zerwürfnisse, dem zentralen Thema fast sämtlicher Werke des Engländers Graham Greene. Bendrix, der bislang für den Schlappschwanz Henry nur zynische Verachtung empfand, muss seine Gefühle plötzlich neu justieren. Gerührt von dessen ehrlicher Verzweiflung, erwachen zugleich in ihm eine rasende Eifersucht auf den unbekannten Dritten und der teuflische Wunsch, Sarah erneut zu besitzen. Auf eigene Faust beauftragt er eine Detektivagentur, ihrem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Der 1991 verstorbene Graham Greene pflegt seine Protagonisten auf den moralischen Prüfstand zu stellen. In seinem krass realistischen Erzählstil lässt er sie in oft unwirtlich urbaner Kälte an der Sinnlosigkeit allen äußeren Lebens verzweifeln. Da mit diesen Konflikten oft auch eine gleichzeitige Gottsuche verbunden war, trug sich Greene den Ruf eines "katholischen" Schriftstellers ein (wohl auch, weil er tatsächlich in jungen Jahren zum Katholizismus konvertierte). Dass er dabei aber durchaus einen feinen Humor pflegt, zeigen die Szenen des rührend-tapsigen Hilfsdetektivs Parkis, der auf seinen Schnüffeltouren seinen 12-jährigen Sohn zum Detektiv ausbildet: Sie sind zum Schreien komisch. --Ravi Unger
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