"Sie wollte schreien ... doch über ihre Lippen kamen nur keuchende Atemzüge und nach Irrsinn klingende Silben." Was ist in dieser Nacht im Hause Helling geschehen? Therese Helling wird brutal ermordet, ihre Schwiegertochter liegt mit 3,8 Promille auf der Couch und ihr Baby ist verschwunden....
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"Sie wollte schreien ... doch über ihre Lippen kamen nur keuchende Atemzüge und nach Irrsinn klingende Silben." Was ist in dieser Nacht im Hause Helling geschehen? Therese Helling wird brutal ermordet, ihre Schwiegertochter liegt mit 3,8 Promille auf der Couch und ihr Baby ist verschwunden. Stella Helling, früher engagierte und sehr erfolgreiche Filmproduzentin, kann sich am nächsten Tag außer an die Wiederholung ihres großen Filmerfolgs im Fernsehen an nicht mehr viel erinnern. „Dass sie heute wieder ansprechbar war, spricht für eine geübte Leber“. Ihr Mann Heiner, Polizeibeamter, hatte in dieser schrecklichen Nacht Dienst. Die Rekonstruktion der Ereignisse gestaltet sich schwierig. Und: es ist nicht der einzige Mord, den es aufzuklären gilt. Petra Hammesfahr schreibt mit gnadenloser und knebelnder Konsequenz, da bordet keine Szene vor Spannung über, es gibt keine Ausbrüche oder spektakulären Auftritte, dafür geht es Schritt für Schritt, Kapitel für Kapitel, Szene für Szene unweigerlich dem grauenhaften Entsetzen entgegen. Die „Crime Lady No.1“, sie schreibt auch nicht gradlinig, dem Verlauf von Geschehen und Ermittlungen folgend, sondern sie baut Parallelszenen ein, blickt zurück, rollt das Geschehen nur langsam und aus verschiedenen Perspektiven und Zeiten auf. All dies ergibt ein mehrdimensionales Bild, zügelt immer wieder die Spannung, die es über eine doch lange Strecke aufrecht zu erhalten gilt. Dies gelingt denn auch im Großen und Ganzen, obwohl die einzelnen Schauplätze sehr detailliert, manchmal sogar, ganz unnötig, etwas arg ausufernd inszeniert werden. „Der Schatten mit den Mörderaugen“, so hieß Stellas großer TV-Triumph, „löste sich auf ... Es sah aus, als fließe die konturlose schwarze Gestalt in Wellen vom unteren Bildschirmrand ins Zimmer.“ Ist das Fernsehmonster ganz real und verantwortlich für den bestialischen Mord, und welche Rolle spielt Gabi, die Drehbuchautorin, der übersinnliche Fähigkeiten nachgesagt werden. Welche Fäden spinnt sie? Mit Grenzbereichen spiele sie gerne, sagt Petra Hammesfahr in einem Interview und wer das noch nicht wußte, lernt die emsige Schriftstellerin und Drehbuchautorin von einer ganz anderen Seite kennen. Und: das größte Kompliment sei für sie, wenn Leser ihr Buch nicht aus der Hand legen können. Dies sei ihr hiermit erneut bescheinigt. --Barbara Wegmann
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