Auf Eriksons Epos Das Spiel der Götter gibt es unter Fantasy-Lesern zweierlei Reaktionen: Manche fühlen sich von dem Ansturm der Details erschlagen und überfordert, andere dagegen sind hingerissen von dem gewaltigen Weltenentwurf, der in seiner Tiefe, seiner Originialität und erzählerischem...
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Auf Eriksons Epos Das Spiel der Götter gibt es unter Fantasy-Lesern zweierlei Reaktionen: Manche fühlen sich von dem Ansturm der Details erschlagen und überfordert, andere dagegen sind hingerissen von dem gewaltigen Weltenentwurf, der in seiner Tiefe, seiner Originialität und erzählerischem Reichtum seinesgleichen sucht. Der vorliegende Band knüpft an die Ereignisse von Das Reich der Sieben Städte an und läuft parallel zur Handlung von Band drei und vier, die in einem anderen Teil der Welt spielt. Die Armeen des Pannionischen Sehers, die sich sowohl aus erfahrenen Soldaten wie aus ausgehungerten Menschenfressern zusammensetzen, scheint nicht aufzuhalten. Bald stehen sie vor der Stadt Capustan, die von 7.000 Grauen Schwertern geschützt wird, eine der schlagkräftigsten Söldnerarmeen des Kontinents. Als wäre ein Belagerungsring aus einer viertel Million blutrünstiger Feinde noch nicht genug, verbreiten sich innerhalb der Allianz der Verteidiger Gerüchte von schrecklichem Verrat. Lässt sich noch vermeiden, dass auch die Alten Götter in diesen Krieg hineingezogen werden? Bei aller epischen Breite gelingt es Erikson -- und das ist wirklich erstaunlich --, seine nicht eben wenigen Protagonisten im Auge zu behalten. Sein Geschichtsentwurf umspannt weit über 100.000 Jahre und eine Vielzahl mächtiger Sterblicher und Götter, und da ist es doppelt wichtig, die Ereignisse immer wieder aus dem eingeschränkten Blickwinkel einer handelnden Person zu schildern, die Leser mit dem Schicksal jedes Einzelnen mitfiebern zu lassen. Von wesentlicher Bedeutung ist auch, dass Erikson Handlungsbögen zu Ende führt und nicht jedes Buch mit einem offenen Schluss abbricht. Ein Lob noch an den Übersetzer: Tim Straetmann zeigt, wie man Namen konsequent eindeutscht und damit einen in sich geschlossenen Fantasy-Kosmos schafft, der nicht nach englischem Mittealter klingt. --Helge Basler
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