In 21 Kapiteln wird ein Blick auf das Warschau während des ersten Halbjahrs 1943 gegeben. Die handelnden Personen sind anschaulich geschildert und überzeugend. Die Bilder und Personen hängen in einer losen Handlung zusammen. Bei allen Personen bezieht der polnische Autor auch einen Ausblick auf...
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In 21 Kapiteln wird ein Blick auf das Warschau während des ersten Halbjahrs 1943 gegeben. Die handelnden Personen sind anschaulich geschildert und überzeugend. Die Bilder und Personen hängen in einer losen Handlung zusammen. Bei allen Personen bezieht der polnische Autor auch einen Ausblick auf die Zeit nach dem Krieg mit ein. Gerade dadurch wird zwar das Geschehen noch glaubwürdiger, andrerseits werden die scheußlichen Verhältnisse unter der deutschen Beherrschung von Warschau relativiert, so nach dem Motto: was nützte das zufällige Entkommen 1943, sie oder er hatte eh nicht mehr lang zu leben. "Es gab keinen spezifischen Unterschied zwischen einem auf den Straßen des besetzten Warschau erschossenen alten Mann und seinem Altersgenossen, der ein Dutzend Jahre später am Krebs starb." Ein weiteres retardierendes und relativierendes Element wird stilistisch eingeführt. Ganze Kapitel sind von politischen und philosophischen Überlegungen geprägt. In diesen und auch den Handlungen arbeitet Szczypiorski gut die unglaubliche existentielle Barriere zwischen Besatzern und Verfolgten heraus: "... zwischen ihnen erhob sich eine hohe Mauer. Solche Mauern fallen nur beim Klang der Posaunen von Jericho, aber die Posaunen von Jericho schwiegen." Vielleicht sind diese Einlagen auch notwendig, um zu erläutern und die Spannung in den Handlungsabschnitten vorzubereiten oder zu mildern. --Herbert Huber
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