„Jesus liebt mich“: Das ist die Überzeugung von Marie. Nicht, dass die nicht mehr ganz so junge Frau besonders religiös wäre -- im Gegenteil. Aber als sie wieder einmal völlig am Ende bei ihrem Vater und seiner blutjungen russischen Geliebten Swetlana unterschlüpft, weil sie gerade ihrem...
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„Jesus liebt mich“: Das ist die Überzeugung von Marie. Nicht, dass die nicht mehr ganz so junge Frau besonders religiös wäre -- im Gegenteil. Aber als sie wieder einmal völlig am Ende bei ihrem Vater und seiner blutjungen russischen Geliebten Swetlana unterschlüpft, weil sie gerade ihrem Fast-Ehemann vor dem Traualtar den Laufpass gegeben hat, taucht als Deus ex machina mir nichts, dir nichts, also wenig salbungsvoll, der Messias persönlich auf, um in seiner Eigenschaft als Zimmermann den väterlichen Dachstuhl zu reparieren. Dabei bringt er, in Personalunion mit einem zum Pfarrer degradierten Erzengel Gabriel und einem Teufel in der Menschengestalt von George Clooney, auch Maries Dachstübchen ziemlich durcheinander. Aber eigentlich ist es längst zu spät. Denn Jesus verkündet den nahenden Weltuntergang... Bekannt wurde David Safier mit dem Überraschungs-Bestseller Mieses Karma, in dem eine beliebte Talktante mittels des Waschbeckens einer russischen Raumstation in eine Ameise verwandelt wird. Ähnlich kafkaesk geht es bisweilen auch in Jesus liebt mich zur Sache zur Sache -- beziehungsweise dostojewskisch, denn beim russischen Autor kommt in Der Großinquisitor ja auch der Heiland auf die Erde zurück. Allerdings ist große Literatur Safiers Sache nicht. Eher setzt der Autor auf teils kalkulierbare, teils platte, teils aber auch recht witzige Gags. Kein Wunder -- schließlich wirkte er durch seine Drehbücher wesentlich mit am Erfolg von TV-Serien wie Mein Leben & ich oder Berlin, Berlin. So kommt Jesus liebt mich über weite Strecken daher wie eine transkribierte, bisweilen schräge TV-Serie über eine Frau im Gefühlsstrudel, in der es ja inzwischen obligatorisch auch eine Laufpass-vor-dem-Traualtar-Nummer geben muss. Selbst die eingestreuten Comic-Strips kennt man schon aus solchen Serien. Macht aber nichts. Denn Spaß hat man auf jedem Fall beim Lesen -- und das nicht nur dann, wenn in der Vorabendzeit der Fernseher kaputt gegangen ist. -- Thomas Köster, Literaturanzeiger.de
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