Zuerst war mit Yannick Brenner alles wie Himbeerbrause. Nun sitzt Jella Nowak bei der Polizei, um eine Anzeige wegen häuslicher Gewalt aufnehmen zu lassen. Und sie muss sich fragen: Wie konnte es so weit kommen, dass ihr Freund seine Hände um ihren Hals gelegt und sie gewürgt hat?
„Die schönste Version“ ist der Debütroman von Ruth-Maria Thomas.
Der Roman besteht aus 13 kurzen Kapiteln, die jeweils mehrere Abschnitte umfassen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Jella, chronologisch, aber mit diversen Rückblicken.
Vor allem in sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman beeindruckt: Starke Bilder, viel Atmosphäre und kurze, aber eindringliche Sätze kennzeichnen den Text. Stilistisch präsentiert sich der Roman zudem wandlungsfähig - dank eingefügter Chats, Zitate usw.
Jella und Yannick, die beiden Hauptfiguren, werden mit psychologischer Tiefe dargestellt. Besonders die Gedanken und Gefühle der Protagonistin werden deutlich. Das Verhalten erscheint schlüssig und lebensnah.
Häusliche und sexualisierte Gewalt in Beziehungen, sowohl in verbaler als auch in körperlicher Form, stehen auf inhaltlicher Ebene im Vordergrund. Ein wichtiges Thema, das leider noch zu wenig Aufmerksamkeit erfährt. Darüber hinaus geht es um Liebe, Freundschaft und Weiteres, das ich nicht vorwegnehmen möchte.
Auf den rund 270 Seiten hat mich die Geschichte immer wieder berührt, zum Teil auch schockiert. Die Handlung ist kurzweilig und durchweg plausibel.
Cover und Titel machen neugierig und passen durchaus, obgleich der Kontrast der zarten Farben und positiven Worte zum teils heftigen Inhalt zunächst verwundert.
Mein Fazit:
Mit „Die schönste Version“ legt Ruth-Maria Thomas ein sprachlich wie inhaltlich überzeugendes Debüt im Bereich Roman hin. Eine empfehlenswerte Lektüre, die bewegt und nachdenklich macht.