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review 2025-01-31 15:57
Keine perfekte Zweckgemeinschaft
Halbe Leben - Susanne Gregor

Klara Steiner (37) ist als Architektin erfolgreich. Sie lebt mit ihrem Mann Jakob, einem Fotografen, und der zehnjährigen Tochter Ada in einem schönen Haus im Kremstal (Österreich). Als ihre Mutter Irene, eine ehemalige Lehrerin, nach einem Schlaganfall unerwartet früh zum Pflegefall wird, muss sich Klara eingestehen, dass die Familie Hilfe benötigt. Über eine Agentur kommt Paulína (38) aus der Slowakei als Pflegekraft ins Haus. Zunächst scheint es, für alle Beteiligten die perfekte Lösung zu sein…

 

„Halbe Leben“ ist ein Roman von Susanne Gregor.

 

Untergliedert in drei Teile, wird im Präsens erzählt. Der Schluss der Geschichte ist an den Anfang gestellt. Davon abgesehen, wird in chronologischer Reihenfolge mit einigen Rückblenden erzählt.

 

Die Sprache ist atmosphärisch, eindringlich und einfühlsam, aber zugleich ungekünstelt. Der Schreibstil ist unaufgeregt und gleichzeitig einnehmend.

 

Drei Frauen stehen im Vordergrund der Geschichte. Vor allem die Protagonistinnen Klara und Paulína stechen hervor. Ihre Charaktere verfügen über viel psychologische Tiefe und wirken lebensnah. Ihre Gedanken und Gefühle werden sehr gut deutlich, man kommt ihnen sehr nahe. Keine der beiden ist frei von Fehlern. Auch Irene bleibt nicht eindimensional. Sie sowie die übrigen Figuren werden ebenfalls authentisch dargestellt.

 

Was bedeutet es, für die häusliche Pflege auf jemand anderen angewiesen zu sein? Was macht die anspruchsvolle, anstrengende Arbeit im Ausland mit den Pflegekräften und ihren Familien? Diese beiden Fragen leuchtet die Geschichte eindrucksvoll aus. Sicherlich: Die Geschehnisse im Roman sind zugespitzt. Dennoch legt die Geschichte einen Finger in die Wunde, macht die Missstände im Pflegesystem deutlich und richtet den Fokus auf ein wichtiges gesellschaftsrelevantes Thema. Sie rüttelt auf, stimmt nachdenklich.

 

Dass der Roman weitere Themen wie familiäre Beziehungen und die Vereinbarkeit von Job und Familie beinhaltet, macht ihn vielschichtig. Auf den nur rund 190 Seiten ist der Text dennoch nicht inhaltlich überladen.

 

Der Titel des Romans passt sehr gut zur Geschichte. Auch das künstlerisch anmutende Cover mit den unscharfen Frauenfiguren ist stimmig.

 

Mein Fazit:
Mit „Halbe Leben“ hat mich Susanne Gregor in mehrfacher Hinsicht überzeugt. Eines der besten Bücher des Frühjahrs 2025. Sehr empfehlenswert.

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review 2024-08-25 14:58
Ein unvorstellbarer Verlust
Mein drittes Leben - Daniela Krien

Für Linda, einst eine erfolgreiche Kuratorin, ist die Zeit stehen geblieben. Seit dem Unfalltod ihrer 17-jährigen Tochter Sonja hat eine allumfassende Trauer sie fest im Griff. Schon zwei Jahre lang hat sich die Mittvierzigerin auf einen ehemaligen Bauernhof fernab von Leipzig zurückgezogen. Ihr Mann Richard, der sie dort sporadisch besuchen kommt, weiß nicht mehr, wie er ihr helfen könnte. So droht Linda jetzt auch noch, dass ihr die Ehe entgleitet.

„Mein drittes Leben“ ist ein Roman von Daniela Krien, der es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2024 geschafft hat.

Die Struktur des Romans ist wohl durchdacht und schlüssig. Er besteht aus zwei Teilen mit insgesamt 31 kurzen Kapiteln. Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Linda - in chronologischer Reihenfolge, aber mit mehreren Rückblicken. Die Handlung spielt in Leipzig und einem Dorf in Ostdeutschland, dessen Name nicht verraten wird. Sie umspannt mehrere Jahre.

Auf sprachlicher Ebene hat mich der Roman komplett überzeugt. Auf den ersten Blick wirkt der Text schnörkellos und unspektakulär, fast nüchtern. Dennoch wird viel Atmosphäre vermittelt. Die Beschreibungen sind wunderbar anschaulich. Die Autorin beweist eine feine Beobachtungsgabe und eine Menge Sprachgefühl. Viele Zeilen sind eindringlich formuliert, gehen unter die Haut. Trotz oder gerade wegen des unaufgeregten Schreibstils konnte mich der Text schnell für sich einnehmen.

Auch die Figuren sind ein Plus des Romans. Sie werden realitätsnah und mit psychologischer Tiefe dargestellt. Protagonistin Linda ist ein interessanter und sympathischer Charakter, in den ich mich gut hineinfühlen und deren Gedanken und Gefühle ich gut nachvollziehen konnte. Positiv aufgefallen ist mir, dass die Personen - wie im wahren Leben - zwar Schwächen und Widersprüchlichkeiten in sich tragen. Weil sie ihre eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten eingestehen und reflektieren können, kommen Linda und Richard besonders menschlich und liebenswert rüber.

Die Geschichte widmet sich der Frage, wie man mit einem unvorstellbar großen Verlust, dem Tod des eigenen Kindes, weiterleben kann. Ihr gelingt es darzustellen, wie scheinbar endlos lange der Trauerprozess dauert, welche Rückschläge und Hindernisse auf diesem schweren Weg liegen und wie stark ein solcher Verlust uns lähmen kann. Das macht den Roman zu einer sehr berührenden, aber kitschfreien Lektüre. Immer wieder hatte ich beim Lesen einen dicken Kloß im Hals.

Obwohl auf den fast 300 Seiten stellenweise gar nicht so viel passiert, hat mich die Geschichte zu keinem Zeitpunkt gelangweilt. Die Handlung bleibt von Anfang bis Ende stimmig und glaubhaft.

Das Covermotiv, eine Hochspringerin, lässt sich vermutlich nur mit viel Fantasie in Bezug zum Inhalt setzen. Mir hat sich der Zusammenhang leider nicht erschlossen. Umso passender ist für mich allerdings der Titel.

Mein Fazit:
Mit „Mein drittes Leben“ hat mich Daniela Krien rundum begeistert. Obwohl es der Roman bedauerlicherweise nicht in die engere Auswahl für den Buchpreis geschafft hat, gehört er schon jetzt zu meinen Lieblingsbüchern 2024. Eine Lektüre, die nachhallt. Große Leseempfehlung!

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review 2023-10-24 20:34
Die Tote in der Wäschetrommel
Fräulein vom Amt – Spiel auf Leben und Tod - Charlotte Blum

Die Kurstadt Baden-Baden im Jahr 1925: Viele Menschen wollen das Schachturnier im Kurhaus verfolgen. Auch Alma Täuber, das Fräulein vom Amt, und ihre Freundin Emmi hat das Schachfieber gepackt. Bis ein mysteriöser Todesfall nicht nur Almas Aufmerksamkeit fordert…

 

„Fräulein vom Amt - Spiel auf Leben und Tod“ von Charlotte Blum ist der dritte Teil der historischen Cosy-Crime-Reihe um Alma Täuber.

 

Meine Meinung:

Der Roman gliedert sich in 16 Kapitel, die von einem Prolog eingeleitet werden. Die Handlung spielt im Jahr 1925 und ist in Baden-Baden verortet. Erzählt wird größtenteils aus der Perspektive von Alma.

 

Der Schreibstil ist unauffällig, aber anschaulich und angenehm zu lesen. Die Wortwahl orientiert sich an den sprachlichen Geflogenheiten jener Zeit. Obwohl zwei Autorinnen am Werk waren, wirkt der Text wie aus einem Guss. Ein Glossar erklärt Namen und Begriffe, was die Verständlichkeit erhöht.

 

Zwar ist es empfehlenswert, zuerst die beiden ersten Bände der Reihe zu lesen. Doch das Geschehen lässt sich auch ohne Vorkenntnisse problemlos verfolgen.

 

Im Vordergrund der Geschichte stehen erneut die sympathische Alma Täuber und Kommissar Ludwig Schiller. Auch andere bereits bekannte Charaktere tauchen wieder auf. Die Figuren machen einen realitätsnahen Eindruck.

 

In erster Linie geht es - wie in den Vorgängerbänden - um einen Kriminalfall: wieder ein Mord, der für Spannung und Unterhaltung sorgt. Positiv hervorzuheben ist, dass der Roman darüber hinaus viel Wissenswertes aus jener Zeit mitliefert, und das auf kurzweilige Weise.

 

Im Nachwort klären die Autorinnen darüber auf, was sie hinzugedichtet haben und was auf wahren Tatsachen beruht. Dabei wird die fundierte Recherche der beiden deutlich. Die Stadtkarte in den Innenklappen ist ebenfalls sehr nützlich.

 

Die rund 350 Seiten sind abwechslungsreich und haben nur wenige Längen. Die Handlung ist größtenteils schlüssig.

 

Das nostalgisch anmutende Cover passt gut zum den übrigen Bänden. Auch der Titel fügt sich wieder prima ein und erschließt sich.

 

Mein Fazit:

Auch der dritte Teil der „Fräulein vom Amt“-Reihe von Charlotte Blum ist durchaus lesenswert. Der Roman macht Lust auf weitere Schreibprojekte des Autorinnenduos.

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review 2022-12-29 16:42
Was mit Annies Schwester passiert ist
Café Leben - Jo Leevers

Im Jahr 1974 ist ihre Schwester aus ungeklärter Ursache ertrunken. Jetzt ist die unheilbare kranke Annie im Hospiz und weicht Fragen über ihre Vergangenheit aus. Die 32-jährige Henrietta Lockwood, die selbst von früheren Geschehnissen verfolgt wird, trifft auf die 66-jährige Krebskranke, um deren Geschichte für die Nachwelt festzuhalten. Wird sie das Rätsel lösen?

 

„Café Leben“ ist der Debütroman von Jo Leevers.

 

Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einem Prolog, dem 45 Kapitel folgen. Erzählt wird im Wechsel aus der Perspektive von Henrietta und Annie. Der Aufbau ist einfach, aber sinnvoll.

 

In sprachlicher Hinsicht ist der Roman unauffällig, gleichzeitig jedoch angemessen. Der anschauliche und bildhafte Schreibstil erzeugt einen angenehmen Lesefluss.

 

Annie und Henrietta stehen im Fokus der Geschichte. Die Ausgestaltung der Charaktere ist für mich nicht komplett gelungen, denn es fiel mir anfangs schwer, mit den Protagonistinnen warm zu werden. Ihre Gedanken und Gefühle werden allerdings sehr gut deutlich.

 

Thematisch werden die existenziellen Herausforderungen behandelt: Leben und Tod, Krankheit und Verlust, Schicksalsschläge und Traumata. Inhaltlich ist die Geschichte nicht besonders originell. Sie schafft aber viele Anknüpfungspunkte und bietet viel Stoff zum Nachdenken.

 

Gut gefallen hat mir, dass der Roman mich emotional berühren konnte und dabei auf kitschige Passagen verzichtet hat. Auf den rund 300 Seiten hält er Überraschungen bereit. Die Auflösung konnte mich ebenfalls überzeugen.

 

Der englischsprachige Originaltitel („Tell me how this ends“) ist aus meiner Sicht passender zum Inhalt. Auch das hübsche Cover ist ein wenig irreführend.

 

Mein Fazit:
Mit „Café Leben“ ist Jo Leevers ein unterhaltsamer und bewegender Roman gelungen. Ein empfehlenswertes Debüt.

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review 2022-03-29 17:05
Keine einfache Beziehung
Unser wirkliches Leben - Imogen Crimp

In London studiert Anna (24) Operngesang und hat Probleme, ihr Leben zu finanzieren. Tagsüber muss sie sich gegenüber ihren Kommilitonen behaupten, am Abend verdient sie ihren Unterhalt als Jazzsängerin in einer Bar. Dort trifft sie auf Max, einen 14 Jahre älteren Banker…

 

„Unser wirkliches Leben“ ist der Debütroman von Imogen Crimp.

 

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus vier Teilen sehr unterschiedlicher Länge. Sie umfassen insgesamt 23 Kapitel. Der Aufbau ist unkompliziert und funktioniert gut.

 

In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman komplett überzeugt. Erzählt wird weitgehend chronologisch in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Anna. Der Schreibstil ist recht dialoglastig. Die Sprache wirkt zunächst ziemlich nüchtern, ist zugleich aber atmosphärisch, bildhaft und eindringlich.

 

Protagonistin Anna ist kein ganz einfacher Charakter. Ihr offener Umgang mit ihren Schwächen und ihre Selbsterkenntnis machen sie jedoch menschlich verständlich und sogar durchaus sympathisch. Ich mochte auch ihre teils bissigen oder zumindest frechen Bemerkungen. Mit der Figur von Max habe ich mich dagegen schwergetan.

 

Im Kern des Romans geht es um eine moderne Liebesgeschichte zwischen zwei ungleichen Personen. Die Darstellung dieser Beziehung verzichtet erfreulicherweise auf Kitsch und übermäßige Dramatik. Ich empfinde sie in Teilen jedoch als problematisch. Zudem wurde mir nicht so richtig klar, was Anna bei Max hält. Auch die weitere Entwicklung, also der Schluss des Romans, hat mich eher enttäuscht.

 

Die weiteren Themen und Facetten der Geschichte konnten mich hingegen erreichen. So spielen beispielsweise feministische Punkte eine wichtige Rolle. Darüber hinaus verfügt die Geschichte über psychologischen Tiefgang. Zudem ist dem Roman anzumerken, dass sich die Autorin mit Inhalten wie dem Operngesang bestens auskennt.

 

Auf den immerhin rund 460 Seiten ist der Roman kurzweilig und unterhaltsam. Tatsächlich entwickelt die Geschichte sogar einen Sog, dem ich mich kaum entziehen konnte.

 

Der deutsche Titel weicht stark vom englischen Original („A Very Nice Girl“) ab, den ich weitaus passender finde. Das moderne Cover, dessen Motiv sich in der Innengestaltung des Buches fortsetzt, ist allerdings sehr gut gelungen.

 

Mein Fazit:
Obwohl mich Imogen Crimp auf der inhaltlichen Ebene nicht vollends überzeugen konnte, ist „Unser wirkliches Leben“ ein durchaus lesenswerter Roman.

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