Wer heute ein Science Fiction Buch mit dem Titel Androidenträume schreibt und dann auch noch ein Schaf zum Hauptgegenstand der Handlung macht, lehnt sich weit aus dem virtuellen Hochhausfenster, aus dem schon so mancher Autor in die Tiefe gestoßen wurde. Die Anlehnung an Philip K. Dicks Do...
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Wer heute ein Science Fiction Buch mit dem Titel Androidenträume schreibt und dann auch noch ein Schaf zum Hauptgegenstand der Handlung macht, lehnt sich weit aus dem virtuellen Hochhausfenster, aus dem schon so mancher Autor in die Tiefe gestoßen wurde. Die Anlehnung an Philip K. Dicks Do Androids Dream of Electric Sheep, besser bekannt in der Ridley Scott-Verfilmung Blade Runner ist bei John Scalzis Androidenträume jedoch ebenso gewollt und tolerierbar wie schon die unverholenen Anspielungen in Krieg der Klone auf Joe Haldemans Der ewige Krieg und Robert A. Heinleins Sternenkrieger. John Scalzi darf das. Weil er nicht kopiert und sich selbst nicht zu ernst nimmt, Ideen klaut und in Form von Hommagen etwas Neues daraus macht. Okay, bei all dem Military-SF-Hype, auf dem Scalzi mit Krieg der Klone erfolgreich mitsegelt: bierernst wie sein Autorenkollegen John Ringo nahm der das Waffen-Tam-Tam nie wirklich und auch in Krieg der Klone blitzt immer wieder der Schalk in ihm hervor, wenn etwa die Ausbilder auf dem dreimonatigen Weg ins Kriegsgebiet den über 70-jährigen Rekruten in ihren neuen übermenschlich leistungsfähigen Klonkörper ein ganz besonderes Training verschreiben, um ihre neuen Körper auszutesten: Sex. In Androidenträume, das nichts mit dem Universum der Krieg der Klone zu tun hat, dreht er die Satire-Tuba sogar noch weiter auf und löst einen in einen Krieg mündenden interstellaren Zwischenfall durch einen, nunja, Furz aus, der, in verstärkter Weise, zum Tode eines geruchsempfindlichen Alien führt. Mit diesem Startpotenzial ist der Rest der Geschichte schon auf dem Weg und wenn Scalzi dann mit Religion, Fanatikern und Action jongliert bleibt einem im warsten Sinne des Wortes die Spucke weg. Scalzi schafft in Androidenträume die Gradwanderung zwischen SF, Klamauk, Hommage an Autoren wie Dick und Heinlein so souverän und leichtfüßig, dass er ebenso gelesen werden muss wie Richard Morgan oder Charles Stross, um auf dem aktuellen Stand der Sf zu sein. -- Wolfgang Tress
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