In einem verschneiten fränkischen Wald macht der Lizenziat Nicolai Röschlaub eine entsetzliche Entdeckung: Inmitten der Spuren eines heftigen Kampfes liegt eine blutüberströmte Leiche ohne Hände und mit schrecklich zugerichtetem Gesicht. Doch der schlimmste Anblick für den jungen Nürnberger Arzt...
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In einem verschneiten fränkischen Wald macht der Lizenziat Nicolai Röschlaub eine entsetzliche Entdeckung: Inmitten der Spuren eines heftigen Kampfes liegt eine blutüberströmte Leiche ohne Hände und mit schrecklich zugerichtetem Gesicht. Doch der schlimmste Anblick für den jungen Nürnberger Arzt sind die Augen des Toten, die der Mörder mit einem Dolch an den nächsten Baum gespießt hat, auf dessen scharfer Klinge die Mahnung eingraviert ist: "In te ipsum redi -- Schaue in Dich selbst!" Einziger Zeuge der grauenhaften Tat ist eine ebenso geheimnisvolle wie verwirrend verführerische junge Frau ohne Namen, der Nicolai mehr und mehr verfällt. Doch die schöne Unbekannte ist nicht das einzige Rätsel, das sich der Aufklärung des Falles entgegen stellt. Der dubiose Justizrat Di Tassi, der Nicolai in seine Dienste stellt, arbeitet für Machthaber, deren Motive im Dunkeln liegen, und doch ist auch er nur einer von vielen Spielern und Gegenspielern, die versuchen, am Ende des 18. Jahrhunderts die Herrschaft im Deutschen Reich an sich zu reißen. Während Nicolai versucht, das Geheimnis der jungen Schönen zu lüften, gerät er immer tiefer in den Strudel der Gewalt und den verbissenen Kampf zwischen Aufklärung und Gegenaufklärung, in dessen Zentrum ein Buch steht, das ein neues Zeitalter einläutet und dabei eine alte Welt zum Verschwinden bringt. Souverän und geschickt bedient sich Wolfram Fleischhauer auch in seinem vierten Buch der Mittel des historischen Romans, um eine ebenso spannend wie intelligent konstruierte Handlung aufzubauen. Zwar wirkt die Mischung aus Aufklärungsschwärmerei, feudalistischer Unterdrückung, religiösem Fanatismus und konspirativen Sekten von den Freimaurern bis zu den Illuminaten nicht gerade neu, doch Fleischhauer gelingt es durchaus, dem Bekannten überraschende Aspekte abzugewinnen. Wie schon in seinen früheren Romanen Die Purpurlinie, Die Frau mit den Regenhänden und Drei Minuten mit der Wirklichkeit erweist sich Fleischhauer als Regisseur präzise kalkulierter Effekte und einer Geschichte mit großer assoziativer Dichte und voller Anspielungen auf Philosophie, Kunst und Literatur. Auch wenn sein Buch die Welt nicht zum Verschwinden bringt, Zerstreuung auf höchstem Niveau bietet es allemal! --Peter Schneck
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