Der Neunte Wagenlenker ist der dritte und vorletzte Band der feinsinnigen und bewegenden Geschichte von Crispin dem Mosaikleger, der im ersten Band (Das Komplott) aus der Provinz in die große Weltstadt Sarantium gerufen wurde. Dort soll er am Bau eines gewaltigen Tempels mitwirken und damit dem Kaiser Valerius unsterblichen Ruhm sichern. Doch Sarantium, dem Byzanz der Spätantike nachempfunden, ist eine Stadt, die geradezu überkocht vor Machtstreben, Kriegtreiberei, Intrigen und Leidenschaften. Crispin, gramgebeugt durch den Verlust von Frau und Kind, ist dem Ruf in die Hauptstadt gefolgt, um den Traum seines Lebens zu verwirklichen und ein wirklich großes, bedeutendes Kunstwerk zu erschaffen. Doch er findet sich in einer Welt wieder, in der selbst ein Künstler nur schwerlich seine Unschuld bewahren kann. Als Vertrauter der Kaiserin von Sarantium und seiner eigenen, im Exil lebenden Königin kann er nicht lange die Augen davor verschließen, dass ein Kriegszug gegen sein eigenes Heimatland bevorsteht, durch den Sarantium seine schwindende Macht sichern will. Mit Der Neunte Wagenlenker und Herr aller Herrscher ist Guy Gavriel Kay eine Fortsetzung gelungen, die die ersten Teile sogar noch überbietet. Eine neue Hauptfigur wird eingeführt und all die losen Fäden der ersten Bände werden aufgenommen und zu einem Gespinst aus wilden Wagenrennen, Liebe, Sehnsucht und Verlust verwoben. Kays Meisterschaft besteht dabei vor allem in der Schilderung seiner Protagonisten, lebensnah gebrochenen Helden, die im entscheidenden Moment doch noch über sich hinaus wachsen. In all den Wirren, all dem Elend und den herzzereißenden Katastrophen bleibt ihnen immer der Schimmer einer Sehnsucht: Etwas zu hinterlassen, was Bedeutung und Bestand in einer vergänglichen Welt besitzt. Die Reise nach Sarantium ist erwachsene, mitreißende Fantasy von einem Autor, der entschlossen scheint, mit jedem Roman den vorangegangenen noch zu überbieten. --Birgit Will