Eine so bedeutende Künstlerfamilie wie die Manns hat es im 20. Jahrhundert in Deutschland wohl nur einmal gegeben: Da ist an erster Stelle Thomas Mann, begnadeter Autor von Werken wie Buddenbrooks (1901), Tod in Venedig (1912) und Der Zauberberg (1924), der trotz seines weltweiten Ruhmes...
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Eine so bedeutende Künstlerfamilie wie die Manns hat es im 20. Jahrhundert in Deutschland wohl nur einmal gegeben: Da ist an erster Stelle Thomas Mann, begnadeter Autor von Werken wie Buddenbrooks (1901), Tod in Venedig (1912) und Der Zauberberg (1924), der trotz seines weltweiten Ruhmes (Literatur-Nobelpreis 1929) aufgrund seiner latenten, uneingestandenen Homosexualität niemals wirklich glücklich war. Dann ist da sein älterer Bruder Heinrich, ebenfalls ein geachteter Schriftsteller (Professor Unrat, 1905; Der Untertan, 1916), dessen Verhältnis zum im Denken wie im Schreiben eher konservativen Thomas aufgrund seiner eigenen sozial- und gesellschaftskritischen Einstellung zumeist problematisch war. Auch Thomas Manns Kinder prägten die deutsche Kulturlandschaft nachhaltig: Die älteste Tochter Erika Mann wurde ebenso wie ihr Bruder Klaus (Mephisto, 1936) zu einer der exponiertesten Vertreterinnen der deutschen Exilliteratur; Golo Mann war einer der herausragendsten Historiker der jungen Bundesrepublik. Über diese im öffentlichen wie im privaten Leben außergewöhnliche Familie lassen sich viele Geschichten erzählen. Der Filmemacher Heinrich Breloer (Todesspiel) hat sich an den Stoff herangewagt und einen dreiteiligen Fernsehfilm gedreht, der Ende 2001 ausgestrahlt wird (am 5., 6. und 7. Dezember auf Arte, am 17., 19. und 21. Dezember in der ARD). Begleitend zu dieser hervorragend besetzten Produktion (u.a. mit Armin Mueller-Stahl, Monica Bleibtreu, Jürgen Hentsch, Veronica Ferres, Sophie Rois, Sebastian Koch, Rudolf Wessely, Andrea Sawatzki, Udo Samel sowie Katharina und Anna Thalbach) ist nun ein sehr ungewöhnliches Filmbuch erschienen: Der schön ausgestattete Band enthält dankenswerterweise nicht -- wie beim typischen "Buch zum Film" sonst üblich -- einen Eins-zu-eins-Abdruck des Drehbuchs, sondern verdichtet dieses zu einer spannenden, flüssig zu lesenden Erzählung. Ergänzt wird dieser Lesetext durch zahlreiche Abbildungen -- und zwar farbige aus dem Fernsehfilm ebenso wie Originalfotos der Manns und ihres Umfeldes in Schwarz-Weiß. Die Manns - Ein Jahrhundertroman ist nicht nur ein Fernsehfilm, auf den man sich freuen darf. Es ist auch ein absolut lesenswertes Buch, das einem die Erfolge und die Niederlagen, die Verbundenheit und die Konflikte, die Größe und die Enge dieser außergewöhnlichen Familie nahe bringt. --Christoph Nettersheim
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