Auch wenn es sich ‚nur’ um eine Legende handelt, so ist die Figur der Päpstin Johanna doch außergewöhnlich interessant und bietet Stoff für einen spannenden Roman. Das Buch von Donna W. Leon wurde so auch millionenfach verkauft. In der Lesung von Barbara Rudnik wird ganze 308 Minuten lang das...
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Auch wenn es sich ‚nur’ um eine Legende handelt, so ist die Figur der Päpstin Johanna doch außergewöhnlich interessant und bietet Stoff für einen spannenden Roman. Das Buch von Donna W. Leon wurde so auch millionenfach verkauft. In der Lesung von Barbara Rudnik wird ganze 308 Minuten lang das abenteuerliche Leben einer mutigen und ungewöhnlich gebildeten Frau erzählt. Dank der Empathie und Lebendigkeit, mit der die Sprecherin die Erlebnisse der als Mann verkleideten Frau vorträgt, wird einem kein bisschen langweilig. Und auch wenn man die Geschichte kennt, so will man doch hören, wie es weiter geht. Johanna, Tochter eines Priesters und einer heidnischen Sächsin ist ein Ausnahmemensch. Im 9. Jahrhundert, im tiefsten Mittelalter, wächst sie in der Nähe von Ingelheim auf. Sie ist außerordentlich wissbegierig und schafft es auch, sich von ihrem ältesten Bruder erste Grundbegriffe im Lesen und Schreiben beibringen zu lassen. Dann gibt eines das andere. Der Gelehrte Aeskulapius erkennt ihre Begabung, unterrichtet sie und verschafft ihr einen Platz an einer Scola. Hier lernt sie Gerold, ihre große Liebe kennen. Johanna überlebt einen Überfall der Normannen. Danach erwirbt sie sich als Mönch unter dem Namen ihres Bruders im Kloster Fulda großes Wissen über Heilkräuter. Nachdem sie selbst an der Pest erkrankt ist, reist sie nach Rom und kann dort den Papst Sergius von der Gicht heilen. Jetzt ist sie im nächsten Umfeld des Papstes, der Macht und Intrigen... und wird schließlich selbst zum Papst Johannes Angelicus gewählt. Bevor Donna W. Cross Romane schrieb, verfasste sie Sachbücher über Kommunikation und Mediensprache. „Pope Joan“, ihr erster Roman, erschien 1996 in den USA. Ein Jahr später kam „Die Papstin“ in Deutschland heraus und wurde ein Beststeller. Die Autorin mit Werbeagenturerfahrung lehrt heute „Creative Writing“. Sie arbeitet an einem historischen Roman aus dem 17. Jahrhundert. Fazit: Barbara Rudnik, der von Film und Theater bekannten und geschätzten Schauspielerin, gelingt eine im besten Sinne unterhaltende Lesung. Eine Lesung, in der bis zum Schluss die Spannung aufrechterhalten bleibt. Brillant sind die Passagen, in denen sie sich leidenschaftlich in das Gefühlsleben der Johanna hineinversetzt. Also z. B., wenn die Kleine nicht einsehen will, weshalb sie nichts lernen darf. Wenn sie nicht anders kann, als gegen die Ungerechtigkeit aufzubegehren. Oder auch die Szenen, in denen von der Liebe zwischen Gerold und Johanna die Rede ist. Johannas Emanzipation gegenüber der Gesellschaft, aber auch gegenüber Gerold interpretiert Barbara Rudnik mit großem Engagement. Autorisierte Lesung, Spieldauer: ca. 308 Minuten, 4 CD. Mit Booklet. -- culture.text
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