Die Winterfestung von Elizabeth A. Lynn aus dem Jahr 1979 ist ein Fantasyklassiker, der bei Knaur erfreulicherweise wieder veröffentlicht worden ist. In diesem ersten Roman der Trilogie Die Türme von Tornor wird die Geschichte des Kriegers Ryke erzählt. Er und der junge Burgherr Errel überleben...
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Die Winterfestung von Elizabeth A. Lynn aus dem Jahr 1979 ist ein Fantasyklassiker, der bei Knaur erfreulicherweise wieder veröffentlicht worden ist. In diesem ersten Roman der Trilogie Die Türme von Tornor wird die Geschichte des Kriegers Ryke erzählt. Er und der junge Burgherr Errel überleben als Einzige den Sturm auf die Festung Tornor Keep durch den grausamen Col Istor. Sie werden dort so lange gefangenen gehalten, bis zwei Kriegerinnen erscheinen und ihnen zur Flucht verhelfen. Eine der beiden, Sorren, ist die Schwester Errels, die vor Jahren die Festung verlassen hatte, um ein eigenbestimmtes Leben führen zu können. Die vier Protagonisten verbringen einige Zeit in Vanima, einem verborgenen Ort, wo ein Lehrmeister sie die Kunst des waffenlosen Kampfes lehrt. Am Ende machen sie sich auf, Tornor Keep zurückzuerobern. Die Handlung ist beeindruckend schnörkellos und geradlinig. Die Charaktere und die sie umgebende Welt werden dagegen sehr faszinierend beschrieben. Mit Blick für Details und einer schlichten, aber packenden Sprache erzeugt Lynn eine sehr dichte Atmosphäre, die auch ohne viel Action fesselt. Es muss allerdings gesagt werden, dass die deutsche Übersetzung der Schönheit des Originals bei weitem nicht gerecht wird, den Text oft geradezu entstellt. Meisterhaft lässt Lynn Themen wie Gewaltlosigkeit und Gleichberechtigung in die Geschichte einfließen: Sie erzählt von der streng hierarchischen Welt der männlichen Krieger, und von Ryke, der in Vanima zu kämpfen lernt ohne zu töten; davon, wie er sich in Sorren verliebt, die sich gegen die Männer und die Traditionen durchsetzt, während seine Schwester von Col Istor als Mätresse missbraucht und später von seinen eigenen Soldaten ermordet wird. Die Winterfestung ist ein sehr schöner, menschlicher Roman, der ethisches Denken mit einer Fantasyhandlung und einem brillianten Schreibstil verbinden kann -- alles in allem ein großer Lesegenuss. Verdientermaßen wurde diese Leistung 1980 mit dem renommierten World Fantasy Award gewürdigt. --Simon Weinert
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