Vier Frauen aus vier Welten. Jeannine aus der Gegenwart, Janet, eine Frau von der Erde in ferner Zukunft, Joanna, eine Feministin aus den 70er-Jahren und Jael, eine Frau der Erde der nahen Zukunft treffen in Joanna Russ Eine Weile entfernt auf verschiedene weibliche und männliche Gesellschaften,...
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Vier Frauen aus vier Welten. Jeannine aus der Gegenwart, Janet, eine Frau von der Erde in ferner Zukunft, Joanna, eine Feministin aus den 70er-Jahren und Jael, eine Frau der Erde der nahen Zukunft treffen in Joanna Russ Eine Weile entfernt auf verschiedene weibliche und männliche Gesellschaften, wobei sie zu ergründen versuchen, was es bedeutet, Mann oder Frau zu sein und wie man damit (über-)lebt. Das Ergebnis ihrer Bemühungen, nämlich eine Antwort auf diese Frage zu finden, deckt die ganze Bandbreite von Ernüchterung, Komik, Satire bis hin zu banalen Feststellungen in Sachen Geschlechtsunterschiede und seine gesellschaftlichen Folgen ab. Russ hält sich in ihrer, aus verschiedenen Perspektiven geschriebenen, feministischen Gesellschaftsanalyse nicht mit den Schlagwörtern der Frauenbewegung auf (obwohl ein Planet ohne Männer nicht fehlt), sondern spinnt ein intelligentes Netz aus Situationen und verschiedenen Wahrnehmungen der stattfindenden Ereignisse und Begegnungen in den unterschiedlichen Gesellschaftsformen. Dabei entstehen fast immer Fragen, die zum Nachdenken, Lachen oder Widerspruch anregen. Die Geschichte der vier Frauen in vier verschiedenen Realitäten ist offensichtlich auch die Geschichte von Russ selbst und damit ein Bericht aus den 70er-Jahren, der mit seiner Erzählform zu einem der wichtigen Werke des Science Fiction avanciert ist. Dabei ist der viel diskutierte, 1975 erstmals erschienene SF-Roman der Nebula-and-Hugo-Award-Gewinnerin nicht einfach zu lesen -- die Erzählerinnen wechseln unvermittelt, Handlungsorte und Ereignisse springen über das ganze Buch -- doch liegt genau darin die Stärke von Eine Weile entfernt: Es ist schwer zu fassen und deshalb auch nur schwer mit einfachen Anti-Feministinnen-Kommentaren abzutun. Anspruchsvolle Lektüre mit dem richtigen Hauch Genialität, auf dem die Frage der Geschlechter über das voll ausgeschöpfte Potenzial des Science Fiction ins Gehirn gleitet. --Wolfgang Tress
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