Zugegeben, der Umschlag dieses Schmökers ist nicht eben originell: die verschwommene Nahaufnahme eines Feuers mit einem auf den Schriftzug gelegten abgebrannten Streichholz. Aber als Metapher für den Inhalt passt es durchaus: Vorsicht, Brandgefahr! Hier sind mehr als nur die Finger gefährdet. Nick Miller hat endlich sein Glück gefunden. Nina ist eine kluge und eigenständige Frau, die zusammen mit ihrer Schwester Phoebe in San Francisco ein kleines, erfolgreiches Maklerbüro führt. Er selbst etabliert sich als Porträt- und Landschaftsmaler und illustriert ein Kinderbuch, das Nina und Phoebe in ihrer Freizeit geschrieben haben, um unliebsame Jugenderinnerungen zu verarbeiten. Verlag und Publikum sind begeistert. Doch dann wird er von seiner Vergangenheit sprichwörtlich eingeholt. Seine Kindheitsfreundin und spätere Geliebte Holly ist nie über ihre Trennung hinweggekommen und will ihn wiederhaben. Um jeden Preis. Holly hat sich inzwischen zu einer Anwältin gemausert, die mit allen Wassern gewaschen ist. Die Tatsache, dass Nick nichts mehr von ihr will, verheiratet ist und seine Frau ein Kind erwartet, kann sie von ihrem Ziel nicht abbringen. Jedes Problem hat ein Lösung. Jedes Hindernis lässt sich beseitigen. Die Figuren und die Story dieses Romans sind Hollywood pur. Bereits nach hundert Seiten läuft vor dem inneren Auge ein Liste der Schauspieler ab, die für entsprechende Rollen in Frage kommen. Doch Hilary Norman hat nicht nur Klischees auf Lager, denn sie hat mit Holly eines gemeinsam: Sie ist konsequent. Gefährliche Nähe ist ein äußerst fesselndes Buch. Der Klappentext verspricht zwar, dass man es nicht mehr aus der Hand legt, ehe man es zu Ende gelesen hat, doch bei mir ist das genaue Gegenteil eingetreten: Ich habe es immer wieder weggelegt, weil ich die Spannung nicht mehr ausgehalten habe. Denn streckenweise ist es nur schwer zu ertragen, wie sehr Holly Nicks Leben auseinander nimmt, Stück für Stück zerpflückt, bis eigentlich nichts mehr übrig ist. Natürlich musste ich trotzdem weiterlesen. Wie gesagt: Hollywood pur -- in seiner packendsten Variante. --Felix Darwin