Mit Hard Feelings ist Jason Starr einer der besten Psychothriller der letzten Jahre gelungen. Seine beklemmende Geschichte des chronisch erfolglosen Computerverkäufers Richard Segal, der sich plötzlich mit schrecklichen Erinnerungen aus seiner Kindheit konfrontiert sieht, geht tief unter die...
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Mit Hard Feelings ist Jason Starr einer der besten Psychothriller der letzten Jahre gelungen. Seine beklemmende Geschichte des chronisch erfolglosen Computerverkäufers Richard Segal, der sich plötzlich mit schrecklichen Erinnerungen aus seiner Kindheit konfrontiert sieht, geht tief unter die Haut. Mit seiner beruflichen Erfolglosigkeit alleine könnte Richard Segal einigermaßen leben, vor allem auch, weil er sie für vorübergehend hält. Doch vieles kommt zusammen und wirft ihn aus seiner mühsam ausbalancierten Bahn. Ehefrau Paula zum Beispiel macht richtig Karriere. Zudem wird Segal das Gefühl nicht los, dass sie hinter seinem Rücken Affären hat. Immer häufiger greift er in seiner Unsicherheit zum Alkohol, arbeitet unzuverlässig, versäumt Termine und wird von seinem Chef abgemahnt. Paula gegenüber reagiert er abwechselnd aggressiv und reumütig. In dieser Situation begegnet er Michael Rudnick, einem ehemaligen Nachbarsjungen, der den jüngeren Richard regelmäßig sexuell missbraucht hatte. Auf Rudnick nun fokussiert Segal all seinen Hass, seine Frustration, seinen Überdruss. Er rückt dem Anwalt in dessen Büro auf die Pelle, stellt ihn zur Rede und bedroht ihn. Kurze Zeit später wird Rudnick auf einem abgelegenen Parkplatz ermordet. Immer tiefer verstrickt sich Segal in ein Gespinst aus Lügen, Widersprüchen und Rechtfertigungen. Er wird gefeuert, seine Frau will ihn verlassen, die Polizei verdächtigt ihn. Schließlich verschwindet Paula Segal spurlos. Jason Starr nimmt den Leser mit auf eine höchst beunruhigende Reise ins Innere einer gespaltenen Persönlichkeit. Seine fabelhafte Erzähltechnik erzeugt ein nervenaufreibendes Unbehagen, man leidet mit dem zweifelhaften Helden, bangt um ihn, verurteilt ihn und hofft schließlich doch wieder mit ihm. Es braucht nicht betont zu werden, dass Starr kein versöhnliches Finale im Sinn hat. Im Gegenteil. Alles kommt noch viel grauenvoller und überraschender am Schluss dieses kleinen Meisterwerks, als man es für möglich gehalten hätte. --Ulrich Deurer
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