Letzten Endes Meine Ich Doch: Erinnerungen 1933 1999
Die schönste Anekdote vorweg: Als Theodor Eschenburg Anfang der 50er Jahre seine Professur in Politikwissenschaft antrat, lernte er auch den damaligen Studenten Helmut Kohl kennen. Pikanterweise besuchte dieser gerade sein Seminar zum Thema Parteienfinanzierung. Mit Letzten Endes meine ich doch...
show more
Die schönste Anekdote vorweg: Als Theodor Eschenburg Anfang der 50er Jahre seine Professur in Politikwissenschaft antrat, lernte er auch den damaligen Studenten Helmut Kohl kennen. Pikanterweise besuchte dieser gerade sein Seminar zum Thema Parteienfinanzierung. Mit Letzten Endes meine ich doch ist der zweite Teil der Lebenserinnerungen erschienen (Band 1: Also hören Sie mal zu. Geschichte und Geschichten 1904 bis 1933). Wenngleich Eschenburg selbst nicht mehr letzte Hand anlegen konnte, entstand doch aus seinem Manuskript und umfassenden Gesprächsaufzeichnungen vorliegendes Buch, den Zeitraum von 1933 bis Ende der Neunziger umfassend. Eschenburg ist ein Vertreter der konservativen Geschichtsschreibung. Das Hauptaugenmerk richtet sich auf Charakterköpfe und Führungspersönlichkeiten. Besonders nach dem Krieg pflegte der Wahl-Tübinger den Umgang mit der Machtspitze, mit Leuten wie Carlo Schmid, Erhard, Adenauer, Brandt und einigen mehr. Gern erweiterte er manchmal den Lehrstuhl um einen Regierungsposten. Besonders bei der Bildung des Landes Baden-Württemberg wirkte er nachhaltig mit. Autobiographien haben immer etwas Beschönigendes an sich, und wer wollte es den Autoren verdenken? Bei Eschenburg kommt jedoch ziemlich schnell der Verdacht auf, dass besonders emsig gebügelt und geglättet wurde. Ohne nennenswerte Ecken und Kanten, wie hier dargestellt, kann kein derart bewegtes und langes Leben ablaufen. Besonders bei der Schilderung seiner Rolle während der Nazizeit vollführt er sehenswerte Verrenkungen. Als Geschäftsführer eines Kleinindustrieverbandskartells verhalf er immerhin durch die Förderung von Exporten den Nazis zu regimestützenden Devisen. Noch Ende der Achtziger sprühte Eschenburg Gift, wenn er auf seine SS-Mitgliedschaft angesprochen wurde. Dagegen musste die sogenannte "Erhard-Denkschrift" von 1944 als Zeichen von Widerstand herhalten. Heute liest sich das alles ganz anders. Schwamm drüber! Memoiren so richtig nach dem Geschmack konservativer Leserkreise. --Jürgen Grande
show less
ISBN:
9783886807017 (3886807010)
Publish date: 2000
Publisher: Siedler
Pages no: 285
Edition language: Deutsch