Jede Begebenheit des täglichen Lebens auf seine Tauglichkeit hin zu überprüfen, ob sie öffentlich zum Besten gegeben werden kann. So lautet das Motto von Jan Weiler, seit er für die Illustrierte Stern seine Kolumne Mein Leben als Mensch schreibt. Eine Art „Best of“ präsentiert er nun in einem...
show more
Jede Begebenheit des täglichen Lebens auf seine Tauglichkeit hin zu überprüfen, ob sie öffentlich zum Besten gegeben werden kann. So lautet das Motto von Jan Weiler, seit er für die Illustrierte Stern seine Kolumne Mein Leben als Mensch schreibt. Eine Art „Best of“ präsentiert er nun in einem ebenso unterhaltsamen wie geistreichen gleichnamigen Buch, mit dem er auch auf Lesereisen durch die Republik tourt. Aus einem reichhaltigen Fundus, aus dem man sich als Abonnent auch im Internet bedienen kann, hat sich der ehemalige Werbetexter und Lifestyle-Journalist 61 Geschichten herausgegriffen. Das Personal, das in seinen witzigen Kolumnen agiert, ist im Wesentlichen dasselbe wie in seinen Maria-Büchern, humorvollen und teilweise bis an die Schmerzgrenze klischeebeladenen Reality-Romanen, mit denen der Schwiegersohn einer italienischen Gastarbeiterfamilie Millionenseller landete. Neu hinzugekommen sind lediglich zwei „Bambini“, deren Adoleszenz ihrem Vater offenbar reichlich Stoff zum Fabulieren und Weiterspinnen geliefert haben und liefern. Denn das eigene Privatleben und das der Anverwandten, Freunde und Bekannten für seine Zwecke gnadenlos auszuschlachten gehört zum Konzept des Autors. Und gäbe es seine Entourage nicht, würde dem bekennenden Workaholic, der sich als Freiberufler in die ländliche Idylle zurückgezogen hat, wo er tagtäglich wenig mehr als die vier Wände seines heimischen Büros zu Gesicht bekommt, wahrscheinlich bald Stoff und Inspiration ausgehen, die er für seine Anekdoten fast wie aus dem richtigen Leben benötigt. Da seine elfjährige Tochter Probleme damit gehabt habe, im Kindergarten ständig darauf angesprochen zu werden, wie es bei ihr zuhause zugehe, sei er nun dazu übergegangen, alles zu erfinden, was er schreibe, tat Weiler in einem Fernsehtalk anlässlich des Erscheinens seines Buches augenzwinkernd kund. Wer’s glaubt, wird selig. Eine kurzweilige Bettlektüre. – Franz Klotz
show less