Sex ist dem Jakobsweg sein Genitiv. Eine Vermessung. Focus Kolumnen
Das Beste an Focus ist zweifellos die Kolumne von Harald Schmidt; und das Beste an den Büchern mit den gesammelten Kolumnen ist, dass man dieses bunte Info-Magazin gar nicht Woche für Woche zu kaufen braucht, um sich von Onkel Harald so unnachahmlich die Welt erklären zu lassen. Das heißt: vor...
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Das Beste an Focus ist zweifellos die Kolumne von Harald Schmidt; und das Beste an den Büchern mit den gesammelten Kolumnen ist, dass man dieses bunte Info-Magazin gar nicht Woche für Woche zu kaufen braucht, um sich von Onkel Harald so unnachahmlich die Welt erklären zu lassen. Das heißt: vor allem die deutsche Welt -- von Ursula Engelen-Kefer und Christian Klar über Winterreifenpflicht und Reichensteuer bis zu Leser-Reporter und Online-Durchsuchung. Und selbst als sich Schmidt während seiner "Kreativpause" zwischen SAT1 und ARD mal die Welt da draußen angesehen hat, blieb Deutschland der satirische Maßstab: "Halbmond über Colon. Am Horizont der karibischen Nacht funkeln die Lichter an der Einfahrt auf der atlantischen Seite des Panamakanals. Es wird gefilmt und fotografiert, aus meiner Sicht ins Stockdunkle hinein. Aber ich bin Laie, und in der digitalen Nachbearbeitung sind sicherlich kleine Wunder möglich. Was das Motiv angeht, wäre es auch auf der Autobahn zwischen Köln und Bonn zu haben, Richtung Wesseling." Nach Warum?, Wohin?, Quadrupelfuge, Avenue Montaigne und Mulatten in gelben Sesseln setzt die neueste Kolumnen-Sammlung Sex ist dem Jakobsweg sein Genitiv. Eine Vermessung schon mal punkto Titeloriginalität neue Maßstäbe (wäre der Abgabetermin etwas später gewesen, schreibt der Autor im Vorwort, "hätte das Buch vielleicht Jesus in Tannöd geheißen. Aber man kann nicht alles haben"). Mag Harald Schmidt zukünftig immer seltener im Fernsehen zu sehen sein -- bald nur noch eine Stunde wöchentlich, die er sich auch noch mit Oliver Pocher teilen muss --, seinen Fans bleibt als Zuflucht immer noch die Kolumne, wo sie seinen in langen Jahren ausgereiften hohen Ton satirischer Gelassenheit und Welterkenntnis genießen können. Ketzerische Gedanken, ob der Meister hier wirklich alles höchstpersönlich formuliert oder sich wie bei seiner Show von einem Autorenteam unterstützen lässt, verbieten sich naturgemäß. Hauptsache man bekommt den anbetungswürdigen original Harald Schmidt-Sound, den man hier gleich 74-mal genießen kann. Und allen, die für die Größe und Herrlichkeit dieses Mannes unempfänglich sein sollten, sei mit seinem ehemaligen Mitstreiter Herbert Feuerstein gesagt: "Ein Buch, das in keinem Haushalt fehlen darf, wo ein Tischbein zu kurz ist." --Christian Stahl
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