Walter Mosley hat den Namen seines Helden mit Bedacht gewählt. Denn wie sein griechisches Vorbild ist Socrates Fortlow voll im Bilde über das eigene Unwissen. Wie sein Vorbild sucht er in Frage und Antwort, im Dialog mit seinen ebenfalls am Leben gescheiterten Nachbarn unermüdlich nach Sinn, Wahrheit, Moral und Menschenwürde. Socrates war nicht immer so. Fast drei Jahrzehnte seines Lebens hat er für einen Doppelmord im Gefängnis gesessen und ist dort bereits zu Lebzeiten durch die Hölle gegangen. Er weiß, wovor er andere bewahren will, wenn er den jungen Darryl mit sanfter Gewalt auf den rechten Weg zu bringen versucht. Er weiß auch seine eigene Würde bei einer fast aussichtslosen Bewerbung in einem Supermarkt zu verteidigen. Und er kann immer noch hart zuschlagen, wenn man ihm an den Karren fahren will. Mosleys Socrates-Geschichten sind mal wundervoll anrührend, dann wieder desillusionierend und von Gewalt geprägt. Der Autor hat mit dem sanften Hünen Socrates Fortlow die originelle und glaubwürdige Figur eines wahren Helden des Alltags geschaffen. Sein feines Buch ist voller Geschichten, die zum Nachdenken zwingen und den Leser noch lange nach der Lektüre beschäftigen werden. --Ulrich Deurer