Preis: EUR 18,90
Autor: Leigh Bardugo
Originaltitel: Siege and Storm
Übersetzer: Henning Ahrens
Erscheinungsdatum: 25. Juli 2013
ISBN-13: 978-3551582966
Verlag: Carlsen
Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Klappentext:
Nur weg aus Rawka – das ist Alinas und Maljens einziger Gedanke nach dem furchtbaren Kampf gegen den Dunklen. Doch selbst an ihrem Zufluchtsort jenseits der Wahren See erreichen sie die Gerüchte: Der Dunkle habe das Gefecht auf der Schattenflur überlebt und strebe nach dem Zarenthron. Und er wird nicht ruhen, bis er Alina gefunden hat. Denn um seine Macht ins Unermessliche zu vergrößern, braucht er ihre Hilfe – ob freiwillig oder nicht.
“Grischa” war eine Überraschung für mich. Dass ich mich in diesem russisch angehauchtem Setting so wohl fühle, hätte ich beim lesen von “Grischa – Goldene Flammen” nicht gedacht. Ich habe mich sehr auf Teil 2 gefreut. Er hat ein bisschen warten müssen, aber dafür hatte ich umso mehr Spaß damit.
Alina und Maljen möchten sich ein neues Leben auf der anderen Seite der Wahren See aufbauen, doch das gestaltet sich gar nicht so einfach. Alina ist geschwächt, da sie ihre Macht nicht benutzt. Der Dunkle ist hinter ihr her, denn er möchte ihr weitere Kräftemehrer verschaffen. Auf dem Weg zurück über das Meer soll die Meeresgeisel gefunden werden, die den zweiten Kräftemehrer darstellt. Doch Alina und Maljen kommt der Freibeuter Sturmhond zur Hilfe und befreit sie aus den Fängen des Dunklen. In Os Alta erfahren sie mehr über den geheimnissvollen Sturmhond und Alina tritt eine wichtige Stellung an.
Erster Satz: Früher, lange bevor sie die Wahre See befuhren, hatten der Junge und das Mädchen immer wieder von Schiffen geträumt: Schiffe, randvoll mit Geschichten, verzauberte Schiffe mit Masten aus wohlriechendem Zedernholz und mit Segeln aus purem Gold, von Jungfrauen gesponnen.
Idee: Mir hat Sturmhond als neuer wichtiger Charakter als Element in der Geschichte sehr gut gefallen. Vor allem der Teil, der auf dem Meer passiert war meine Lieblingspassage. Eine gute Idee.
Plot: Für meine Begriffe hat das Buch drei Teile. Einen sehr temporeichen ersten Teil, der viel auf hoher See spielt, einen zweiten, ruhigeren Teil, indem die Charaktere sehr stark hervorstechen und ein fulminantes Finale, indem das Tempo rasch angezogen wird. Ich hätte mir ein wenig von dem spannenden ersten Teil mehr im zweiten gewünscht. Die Handlung funktioniert und bringt auch Wendungen mit sich. Eine Entwicklung in der Geschichte, die ich so nicht erwartet habe, aber es bleibt das Gefühl eines Ungleichgewichts. Der zweite Teil ist sehr geprägt durch die politische Aspekte Rawkas und wie die Figuren damit umgehen. Man sieht viel mehr die Charaktere, was mir gut gefallen hat.
Schreibstil: Leigh Bardugo bleibt sich treu: Prolog und Epilog sind in der dritten Person, der Haupteil als Ich-Erzähler geschrieben. Gerade in der ersten Hälfte bleibt man am Ball und kann das Buch kaum aus der Hand legen, so spannend ist es geschrieben. Die russischen Begriffe sind immer noch kleine Stolpersteine für mich gewesen, aber sie machen eben den besonderen Charme aus und schnell habe ich mich wieder daran gewöhnt und mich nicht im Lesefluss behindern lassen.
Charaktere: Mir ist mit “Eisige Wellen” Maljen näher gekommen und auch sympathischer in Erinnerung geblieben. Habe ich mich im ersten Teil genau wie Alina vom “Dunklen” hinreißen lassen, war in der Fortsetzung um die Beziehung zwischen ihr und Maljen von Hoffen und Bangen geprägt. Er schlägt sich gut, mit einer mächtigen Grischa als Freundin, während diese sich selbst neu kennenlernen muss. Alina hat es nicht einfach. Ihre Macht steigert sich und sie muss lernen damit umzugehen um sich nicht in ihr zu verlieren. Sie wächst mit ihren Aufgaben und stellt sich dem Schicksal womöglich nie ein “normales” Leben zu führen, wie sie mit Maljen zu Anfang hofft. Maljen hingegen erweist sich nicht nur als unübertroffener Fährtensucher, sondern auch als hervorragender Diplomat. Auf nahezu magische Weise schafft er es die Menschen in seinen Bann zu ziehen und versteht sich mit jedem.
Maljen und Alina wirken viel erwachsener als ihr Alter, was ich verzeihe, da dieses Buch eine reine Fantasygeschichte beherbergt.
Sturmhond, als neuer Charakter hat mich gepackt. Er ist alles und doch gut durchdacht. Man muss seine freche Art lieben und oft hatte ich bei ihm ein Grinsen im Gesicht. Ich bin gespannt, was im dritten Teil mit ihm passiert.
Hintergrund: Mir gefällt immer noch diese russisch angehauchte Fantasy-Welt. Leigh Bardugo hat ihr Leben eingehaucht, sodass man sich ihrem Zauber nicht entziehen kann. Der Leser erfährt mehr über die Hintergründe der Charaktere und auch zu den Kräftemehrern. Sehr gut fand ich, dass auf die Kriegsvorbereitungen eingegangen wird. Ich habe mich wieder wohlgefühlt in Rawka und beglückwünsche die Autorin zu dieser tollen Welt, die sie uns geschenkt hat.
Fazit: Ich bin etwas Reihenmüde in letzter Zeit und jeder Fortsetzung wende ich eine gewisse Skepsis zu, denn meistens steht die Handlung im zweiten Teil einer Trilogie. Die Autorin hat es jedoch geschafft nicht langweilig zu werden oder sich mit an den Haaren herbeigezogenen Handlungen zum finalen Teil zu hangeln. Neue Charaktere bringen interessante Wendungen und so hat die Fortsetzung mindestens genauso viel Spaß gemacht, wie der Auftakt dieser wundervollen Trilogie. Ich freue mich jetzt schon wieder nach Rawka entführt zu werden und bei diesen Vorlagen kann die Geschichte im dritten Band nur gut werden. Eine klasse Fantasy-Story die nicht zu sehr abschweift, aber genügend Details liefert, um in eine andere Welt abzutauchen.
Für alle die den ersten Teil gelesen haben ein “Muss”. Alle anderen sollte zu Grischa greifen, um sich an reine Fantasy heranzutasten und dem russischen Charme erliegen möchten. Für Trilogiemüde, die mal etwas anderes haben wollen.