Luzie Morgenroth und Leander von Cherubim kommen blendend miteinander aus – wenn Luzie nicht gerade ihren Lieblingssport Parkour betreibt. Denn Leanders Job als unsichtbarer Wächter ist es, Luzie zu beschützen, ohne dass sie etwas davon mitbekommt. Keine leichte Aufgabe bei einem Mädchen, das lieber mit Jungs über Dächer klettert und auf Geländern balanciert, als zu Hause zu sitzen oder zum Ballett zu gehen. Eines Tages hat Leander genug. Er tritt in Streik – und ahnt nicht, dass damit die Probleme erst beginnen.
Zum ersten Mal habe ich auf facebook von “Luzie & Leander” gehört und irgendwie klang das ganz interessant. Zumal ich auch unlängst mit Begeisterung Bettina Belitz’ “Splitterherz” gelesen habe. Dann tauchte später eine Leseprobe im Netz auf und danach stand fest: das muss ich mir näher ansehen. Denn die Leseprobe klang nicht nur interessant, sondern vor allem auch sehr witzig.
Man muss aber schon sagen, dass “Luzie & Leander” nicht mit “Splitterherz” vergleichbar ist. Einfach schon alleine deswegen, weil es sich an eine ganz andere Altersgruppe von Lesern richtet, nämlich an 12- bis 13jährige. Ich kann mir aber vorstellen, dass auch etwas jüngere Kinder und ganz sicher auch Erwachsene, die gerne ein Jugendbuch lesen, ihren Spaß daran haben werden. Ich hatte ihn auf jeden Fall, ich habe manches Mal kichernd auf dem Sofa gesessen und konnte das Buch kaum wieder beiseite legen.
Luzie jedenfalls war mir quasi von Anfang an sympathisch. “An dir ist ein Junge verloren gegangen”, hat meine Oma früher oft gesagt, wenn ich auf dem Garagendach oder der Kirschbaum rumgeklettert bin, und so fühlte ich mich mit Luzie sofort verbunden. Denn die ist ebenfalls mehr Junge als Mädchen. Sie steht auf Rockmusik, findet die Farbe Rosa ebenso doof wie Hannah Montana und hat ein ganz besonderes Hobby, wegen dem sie fast nur mit Jungs rumhängt: Parkour. Dabei springt sie auch schon mal vom Klassenfenster aus auf eine Lampe oder balanciert in schwindelnder Höhe auf Fenstersimsen.
Glücklicherweise -so erfährt man in dem Buch- bekommt jedes Kind einen so genannten Körperwächter zur Seite gestellt, der die lieben Kleinen vor dem Schlimmsten bewahrt bzw bewahren soll. Im Übrigen finde, dass das eine sehr schöne Idee ist. Ein wenig hat es mich an Isabel Abedis “Lucian” erinnert.
Bei Luzie ist Leander der Körperwächter und ich konnte nur zu gut verstehen, dass der irgendwann schlichtweg durchgedreht ist und alles hingeworfen hat, angesichts der Gefahren, in die sich Luzie seit dem Wickeltisch immer wieder gebracht hat. Doch dieser “Streik” hat ungeahnte Folgen und plötzlich ist Leander äußerst real.
Auch er ist mir im Nullkommanichts ans Herz gewachsen, der arme Kerl, nun doppelt “gestraft”, nämlich mit Luzie und dem Körperfluch, der sich so gar nicht zurecht findet und anfangs nichts versteht, das aber selbstverständlich nicht eingestehen will und obendrein noch vor Hochmut fast platzt, andererseits aber zu Beginn nicht mal ordentlich laufen kann.
Ich habe wirklich Tränen gelacht dabei als Leander versucht hat, sich einen anständigen Körper zu fabrizieren, und als er sich bewusst wurde, was es heißt, einen Körper zu haben.
Und genauso habe ich mich über Luzies und Leanders ewige Kabbeleien amüsiert. Die beiden sind einfach zum Schießen, denn eine große Klappe und einen gewaltigen Dickschädel haben sie beide. Die Verwicklungen mit den Eltern, die sich daraus ergeben, dass da nun jemand in Luzies Zimmer wohnt, den niemand sieht und von dem niemand etwas wissen darf, sind natürlich ebenfalls nicht zu verachten.
Aber die Geschichte schlägt dann und wann auch mal ernstere Töne an, da geht es dann um Freundschaft, Ehrlichkeit, Vertrauen und Mut.
Doch im Vordergrund steht ganz klar der Humor der Geschichte.
Ich hatte nicht die Zeit dazu, sonst hätte ich das Buch sicher in einem Rutsch gelesen. Mit 223 Seiten ist es nicht besonders dick, die Kapitel sind recht kurz und Luzies flapsige Erzählweise nimmt einen sofort für sich ein.Außerdem wollte ich immer wieder sofort wissen, was Luzie und Leander als nächstes anstellen.
Mir hat übrigens sehr gefallen, dass in “Luzie & Leander” auch mal handfest geflucht oder geschimpft wird. Wenn ich da an die ach-so-sauberen Jugendbücher denke…als ob Kids von 12 oder 13 Jahren sich immer so unterhalten würden…das kann doch niemand glauben.
Das Layout ist fröhlich bunt und entspricht so dem Charakter der Geschichte. Außerdem wird das Buch so im Regal auch gut ins Auge fallen. Diese Blumenornamente findet man auch bei den Überschriften der Kapitel, was einfach schön aussieht.
Fazit: Mir hat “Luzie & Leander (01) – Verflucht himmlisch” richtig Spaß gemacht. Die beiden sind einfach zu goldig und ich bin schon sehr auf ihr nächstes Abenteuer gespannt.