Eigentlich kann Wina stolz sein auf Marie. Als Maries Mutter im Kindbett starb, hatte sich die Haushälterin des Säuglings angenommen: Nach einer kurzen Sturm- und Drangphase ist das Mädchen nun zu einer "gehorsamen und gottesfürchtigen Jungfer" geworden. Seit Marie aber weiß, dass sie an Graf...
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Eigentlich kann Wina stolz sein auf Marie. Als Maries Mutter im Kindbett starb, hatte sich die Haushälterin des Säuglings angenommen: Nach einer kurzen Sturm- und Drangphase ist das Mädchen nun zu einer "gehorsamen und gottesfürchtigen Jungfer" geworden. Seit Marie aber weiß, dass sie an Graf Ruppert verheiratet werden soll, schleicht sie sich immer öfter verstohlen aus der Küche fort. Wo "andere Mädchen jubelten, wenn sie erfuhren, dass ein Mann aus angesehener Familie um sie warb", macht das Kind von Meister Matthis ein miesepetriges Gesicht. Es war schon ein unfreies Leben in Konstanz zu Anfang des 15. Jahrhunderts -- und unfrei soll es für Marie auch in der Folge weitergehen. Denn der Graf entpuppt sich als intriganter, krimineller Mitgiftjäger, der es nur auf das Geld des Vaters abgesehen hat. Schließlich bleibt Marie nur die Alternative zwischen Selbstmord und einem Dasein als Wanderhure, die zum Vergnügen der Männer unstet durch die Lande zieht. Marie wählt letztere Variante -- auch und gerade, um sich an jenem Menschen rächen zu können, der sie auf diese Lebensbahn gestoßen hat. Im Hauptberuf ist die Münchner Autorin Iny Lorenz Programmiererin bei einer Versicherung, und ein wenig programmiert auf möglichen Erfolg wirkt auch Die Wanderhure hin und wieder. Das aber tut der genüsslichen Lektüre keinen Abbruch. Wer historische Schmöker liebt, der ist bei Lorenz bestens aufgehoben. Denn hübsch und spannend geschrieben ist die Geschichte der "Hübschlerin" allemal. --Isa Gerck
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