Nach vielen guten Romanen, die der Engländer Ian McEwan in den letzten Jahren veröffentlicht hat, die teilweise auch hervorragend verfilmt wurden, man denke an Der Zementgarten, hat er es mit seinem neuesten, jetzt auf deutsch erschienenen Werk geschafft, den renommierten Booker Prize 1998 für...
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Nach vielen guten Romanen, die der Engländer Ian McEwan in den letzten Jahren veröffentlicht hat, die teilweise auch hervorragend verfilmt wurden, man denke an Der Zementgarten, hat er es mit seinem neuesten, jetzt auf deutsch erschienenen Werk geschafft, den renommierten Booker Prize 1998 für den besten Roman zu erhalten. Ein glänzend geschriebenes Werk um die Mechanismen der Macht, Eitelkeit, Scheinheiligkeit und Selbstdarstellung im Medienzirkus. Nachdem sich die beiden Freunde Vernon und Clive bei der Beerdigung von Molly, einer gemeinsamen Freundin aus Jugendtagen, vor dem Krematorium wiedersehen, beschließen sie, daß sie beide auf keinen Fall einen so schrecklichen Tod wie Molly sterben wollen. Vor allem wollen sie keinem so entsetzlichen, hilflosen Leiden ausgesetzt sein. Sie versichern sich, daß sie sich gegenseitig helfen, wenn einer von ihnen selbst keine Entscheidung mehr über sein Leben treffen kann. Keiner von ihnen soll unnötig leiden, jeder muß dem anderen beim Sterben behilflich sein. Eine gefährliche Macht, die damit jeder in die Hand des Freundes gibt, denn wer weiß, ob der Freund nicht zu völlig konträren Ansichten über das eigene Leben kommt, als man selbst? Und in der Tat, als Clive seine Jahrtausendsinfonie in Amsterdam präsentiert, Vernon gerade von seinem Stuhl als Chefredakteur durch eine politische Affäre gechasst wird, stehen am Ende der Reise zwei Doppelsärge und warten auf den Rücktransport nach England. Amsterdam ist ein streng komponierter, vielschichtiger Roman in fünf Teilen, der dem Leser das beinharte Geschäft in den Medien glänzend präsentiert. --Manuela Haselberger
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