Als Staatsanwältin Nina Frost erfahren muss, dass ihr kleiner Sohn Opfer einer Vergewaltigung geworden ist, entschließt sie sich zu einer Verzweiflungstat. Jodi Picoults subtiler Psychothriller Die Macht des Zweifels thematisiert die grausame Zerstörungskraft, der sich eine ehemals intakte...
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Als Staatsanwältin Nina Frost erfahren muss, dass ihr kleiner Sohn Opfer einer Vergewaltigung geworden ist, entschließt sie sich zu einer Verzweiflungstat. Jodi Picoults subtiler Psychothriller Die Macht des Zweifels thematisiert die grausame Zerstörungskraft, der sich eine ehemals intakte Familie in einer Extremsituation ausgesetzt sieht. Am Beispiel einer amerikanischen Durchschnittsfamilie entwickelt Erfolgsautorin Jodi Picoult ihren Thriller um sexuellen Missbrauch von Kindern, Selbstjustiz und deren fatale Folgen, dem in Deutschland vor Jahren Aufsehen erregenden Fall Marianne Bachmeier nicht unähnlich. Spontan erschießt die Staatsanwältin Nina Frost den mutmaßlichen Peiniger ihres Sohnes während der Gerichtsverhandlung. Frost selbst gilt als Expertin für Fälle von Kindesmissbrauch und weiß um die Schwierigkeiten, rechtskräftige Verurteilungen zu erreichen. Ihr droht eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Mordes. Zu allem Überfluss wird bald klar, dass sie einen Unschuldigen getötet hat. Jodi Picoults Augenmerk gilt weniger der Tat Nina Frosts, sondern deren Ursachen und Auswirkungen auf ihre Familie. Sohn Nathanael, durch die Vergewaltigung ohnehin psychisch gestört, erleidet einen Rückfall. Ehemann Caleb geht zunehmend auf emotionale Distanz. So wird vorübergehend Patrick Ducharme, Polizist und Verehrer Ninas seit Jugendzeiten, zum einzigen Halt für die verzweifelte junge Frau. Häufige Wechsel der Erzählperspektive verdeutlichen die ungeheure Zerreißprobe, der die kleine Familie ausgesetzt ist. Scheinbar emotionslos erzählt Picoult Ungeheuerliches, lakonisch beschreibt sie, wie eine innige Beziehung binnen weniger Momente zerbricht. Meisterhaft und anrührend gelingt ihr die Schilderung kleiner bedeutsamer Szenen im Beziehungsgeflecht Nina, Caleb, Nathanael und Patrick. Behutsam vermeidet sie jede Vorverurteilung ihrer Protagonisten -- weder sitzt sie einem billigen Populismus auf, noch weist sie Schuld zu. Vielmehr weiß sie die Unsicherheiten und den emotionalen Zwiespalt ihrer Helden auf den Leser zu übertragen. Damit gelingt ihr ein höchst lesenswertes und fesselndes kleines Meisterstück zu einem mehr als heiklen Thema! --Ulrich Deurer
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