In den letzten Sekunden ihres Lebens erinnert sich Elspeth an einen Tag im vergangenen Frühjahr, an dem sie mit Robert auf einem matschigen Weg an der Themse entlang flanierte. Danach ist ihr, als ob „ihre Seele durch die Speiseröhre nach draußen steigen“ wolle – bevor sie selbst aus ihrem Körper...
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In den letzten Sekunden ihres Lebens erinnert sich Elspeth an einen Tag im vergangenen Frühjahr, an dem sie mit Robert auf einem matschigen Weg an der Themse entlang flanierte. Danach ist ihr, als ob „ihre Seele durch die Speiseröhre nach draußen steigen“ wolle – bevor sie selbst aus ihrem Körper an die Zimmerdecke schwirrt. Als sie im Krankenhaus stirbt, ist Robert nicht da. Für ihn aber lebt Elspeth sowieso weiter. In der Erinnerung. Und die ist in Die Zwillinge von Highgate nicht nur stärker als der Tod – sie scheint auch stärker als das Leben zuvor gewesen zu sein, zumal Elspeth als Geist weiter im Dasein der Hinterbliebenen ihre Spuren hinterlässt... Es gibt Anfangssätze, die so gelungen sind, dass eigentlich nichts mehr schief gehen kann. Die Zwillinge von Highgate beginnt mit einem solchen Satz. „Elspeth starb, während Robert vor dem Automaten stand und zusah, wie Tee in einen Plastikbecher floss“ lautet er. So viel Sinn für die melancholische Unausweichlichkeit des Todes und die absurde Banalität des letzten Augenblicks hat man in der Literatur der letzten Jahre selten gefunden. Danach entfacht die Schriftstellerin und bildende Künstlerin Audrey Niffenegger ein wahres Feuerwerk, um in wundervoll epischer Breite ihre Geschichte von Elspeth, ihrer Zwillingsschwester Edie, ihren Nichten und ihrer großen Liebe Robert zu entwerfen. Und das macht sie großartig. Mit ihrem Debüt-Bestseller Die Frau des Zeitreisenden hat Audrey Niffenegger 2004 ein frühes Meisterwerk vorgelegt. Die Zwillinge von Highgate knüpfen an diese Tradition nahtlos an. Da baut jeder Satz stimmig auf dem anderen auf. So wird der Leser von Kapitel zu Kapitel getrieben, ohne so recht zum Luftholen zu kommen. „Atemberaubend“ ist da wohl das richtige Wort. -- Stefan Kellerer
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