Donna Leon als Hörbuch. Ein Sahneklecks auf jeder Venedigreise, aber auch gut geeignet als Trostlutscher, wenn man gerade nicht verreisen darf: Leon hören heißt Venedig erleben. Durch Straßen und Gässchen geht es vorbei an harten Kontrasten: Japaner vor Palazzi, provinzpopelige Armut im ewigen...
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Donna Leon als Hörbuch. Ein Sahneklecks auf jeder Venedigreise, aber auch gut geeignet als Trostlutscher, wenn man gerade nicht verreisen darf: Leon hören heißt Venedig erleben. Durch Straßen und Gässchen geht es vorbei an harten Kontrasten: Japaner vor Palazzi, provinzpopelige Armut im ewigen Nebel, der Marmor von Einst und die kühlen Venezianer von heute, immer noch mit eigener Sprache. Die Spannung allerdings hält sich in Grenzen, Whodonnit ahnt der Hörer bald. Genussbreite Ausführlichkeit: das Essen, das Trinken! Ständig wird auf dem Herd Kaffee gekocht (pro Band mindestens 20 Mal). Für Hörbücher nicht ganz unproblematisch. Neun Stunden dem langsamen Leben an der Lagune zu lauschen, während Kommissar Brunetti über Verbrechen grübelt und seiner Frau dabei übers Haar streicht: Man muss das lieben, um nicht ungeduldig zu werden. Traumsicher setzt Christoph Lindert, (Ein Fall für zwei, Tatort) in Endstation Venedig (Ungekürzte Lesung, 8 CDs im Schuber, Gesamtlaufzeit 563 Minuten, knapper Waschzettel) die Betonungen und weiß die Personen zu charakterisieren. Das ein wenig raue Organ klingt oft, als lausche man dem Commissario selbst. Dagegen fällt Philipp Schepmanns Bewältigung von Venezianisches Finale (Ungekürzte Lesung, 8 CDs im Schuber, Gesamtlaufzeit 526 Minuten, knapper Waschzettel) deutlich ab: zu jung die Stimme, die outrierte Sprechweise will wenig zum lakonischen Ton der Leon passen, Betonungen missraten häufig. --Michael Winteroll
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