In Marigold Village gibt es alles, was man zu Überleben im Alter braucht: "einen Bereitschaftstrauerberater, zwei Eheberater, einen Sexualtherapeuten und einen Naturheilkundigen. Buchklub, Fotoklub, Gartenklub, Modellboot-Klub". Aber dieses alles ist Pippa bald nicht mehr genug. Sie, die früher mit Drogen und Sexorgien experimentierte, bricht aus einem Eheleben, das sie bisher als glücklich bezeichnet hätte, das aber längst zum Stillstand gekommen ist, aus -- und muss in Rebecca Millers bezauberndem Roman Pippa Lee die Erfahrung machen, dass nichts so war, wie sie dachte, dass es sei.
Rebecca Miller ist die Tochter des US-amerikanischen Schriftstellers Arthur Miller und der deutschen Fotografin Inge Morath. Wenn es nicht so abgedroschen klänge, so könnte man sagen, dass sie von beiden Elternteilen das Beste ererbt hat, was diese zu vergeben hatten: von Miller das Gespür für die literarische Dramaturgie (und Melancholie) in der Sackgasse gelandeter Lebensläufe, und von Morath den Sinn fürs fotografisch-poetische Detail. Pippa Lee jedenfalls ist ein wundervoll einfühlsames, trauriges, facetten- und bilderreiches Buch geworden. Mit einer Hauptfigur, an die man sich noch lange erinnern kann. -- Thomas Köster, Literaturanzeiger.de