"Der kleine Ort Wall liegt heute wie seit sechshundert Jahren auf einem hohen Granitfelsen mitten in einem kleinen Waldgebiet. Unmittelbar östlich von Wall erhebt sich eine hohe graue Steinmauer, von der das Dorf seinen Namen hat. In dieser Mauer gibt es nur eine einzige Lücke..." Und wer durch...
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"Der kleine Ort Wall liegt heute wie seit sechshundert Jahren auf einem hohen Granitfelsen mitten in einem kleinen Waldgebiet. Unmittelbar östlich von Wall erhebt sich eine hohe graue Steinmauer, von der das Dorf seinen Namen hat. In dieser Mauer gibt es nur eine einzige Lücke..." Und wer durch diese Lücke geht, befindet sich -- ohne dies sofort zu bemerken -- in einer anderen Welt: einer Welt, in der es Feen gibt, Elfen und Riesen, Hexen und böse Geister. Als der junge Tristran von seiner angebeteten Victoria aufgefordert wird, ihr einen gefallenen Stern von jenseits der Mauer zu holen, stürzt er sich guten Mutes in das Abenteuer. Er verschwendet kaum einen Gedanken darauf, wie seltsam es ist, dass sein Vater ihn ohne Widerspruch ziehen lässt, darf doch sonst niemand jenes geheimnisvolle Land betreten. Nach ersten Schwierigkeiten gelingt es ihm tatsächlich, den Stern zu finden. Doch die Gestalt des gefallenen Himmelskörpers entspricht so gar nicht seinen Erwartungen, und zu allem Überfluss haben es noch andere auf diesen Schatz abgesehen. In seiner Naivität weiß Tristran kaum zwischen Freund und Feind zu unterscheiden, und wenn er unterwegs nicht auf einen ihm wohlgesonnen Weggefährten gestoßen wäre, würde seine Reise längst ein vorzeitiges Ende gefunden haben. Stattdessen lernt er viel über das magische Potenzial, das in ihm ruht, und macht sich auf den Weg zurück nach Wall, um zu guter Letzt das Herz seiner Liebsten zu erobern -- oder kommt alles anders? Die Geschichte ist nicht ganz neu und erinnert streckenweise an Lud-in-the-Mist von Hope Mirrlees, einem heimlichen Fantasy-Klassiker aus dem Jahre 1926, der mit einem Vorwort von Neil Gaiman neu aufgelegt wurde. Doch Sternwanderer zaubert aus bekanntem Stoff eine eigenständige Geschichte, die dem Märchenhaften jeden Kitsch nimmt und ihm seine düsteren Wurzeln zurückgibt. Gaimans poetische Sprache verleiht der Erzählung ihren letzten Schliff und es ist der besondere Verdienst der Übersetzerin Christine Strüh, dass auch die deutsche Ausgabe mit diesem Vorzug ausgestattet ist. Schade nur, dass die kongenialen Farbillustrationen von Charles Vess den englischsprachigen Ausgaben von (Stardust) vorbehalten geblieben sind. Vom kitschigen Titelbild der deutschen Ausgabe sollte sich niemand abschrecken lassen: Sternwanderer ist ein wundervolles Buch! --Felix Darwin
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