Südengland im Sommer 1989: Nacht für Nacht machen sich Redbone und Ivan Robin Calvert an die Arbeit. Heimlich legen die beiden jungen Männer kreisrunde Muster auf den Feldern an. Die komplexen Kornkreise lösen zunehmend Aufregung aus. Gerüchte entstehen, Medien berichten: Sind es bloß Streiche oder deuten sie auf Außerirdische hin? Ungerührt von den Spekulationen setzen die beiden Freunde ihr Vorhaben fort. Ihr Ziel: Sie wollen ein Meisterwerk erschaffen, das sie „Honigwabe-Doppelhelix“ nennen…
„Der perfekte Kreis“ ist ein Roman von Benjamin Myers.
Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einer Art Prolog. Daran schließen sich zehn Kapitel mit kreativen Überschriften an, benannt nach der jeweiligen Kreisformation, die die Männer in diesem Kapitel erschaffen. Die Handlung erstreckt sich über einen Sommer - von Ende Juni bis Ende August.
Besonders auf sprachlicher Ebene hat mich der Roman beeindruckt. Der Ton ist unaufgeregt und geradezu poetisch. Der Schreibstil ist wortgewaltig und atmosphärisch stark. Der Roman enthält viele, teils ungewöhnliche Metaphern und Vergleiche. Vor allem in den Landschaftsbeschreibungen zeigt sich das schriftstellerische Können des Autors. Eingefügt sind mehrere Zeitungsartikel.
Die Zahl der Figuren ist übersichtlich. Redbone und Calvert stehen klar im Fokus der Geschichte. Die beiden Protagonisten sind interessant dargestellt und echte Sympathieträger. Die zwei Charaktere weisen psychologische Tiefe auf. Sie kommen authentisch, aber nicht zu gefällig daher.
Inhaltlich kann der Roman ebenfalls überzeugen. Die Idee mit den heimlich geschaffenen Kornkreisen hat mich gleich angesprochen. Die Umsetzung der Geschichte ist ebenfalls geglückt. Das Vorgehen und die Motivation der beiden Männer haben mich berührt. Zudem passt die Geschichte zum Zeitgeist und ist erstaunlich aktuell, weil auch die Themen Naturschutz und Zerstörung der Umwelt auftauchen.
Auf den kaum mehr als 200 Seiten ist die Geschichte wenig ereignisreich und spannungsärmer als erwartet. Das Erzähltempo bleibt gemächlich. Trotzdem habe ich mich beim Lesen überhaupt nicht gelangweilt.
Auch die Gestaltung des Hardcovers ist nach meiner Ansicht sehr gelungen. Die goldene Prägung der Schrift, das farblich passende Lesebändchen sowie das reduzierte, aber gut gewählte Design sind ansprechend und wirken sehr hochwertig. Erfreulicherweise wurde der englische Originaltitel („The Perfect Circle“) wortgetreu ins Deutsche übersetzt.
Mein Fazit:
„Der perfekte Kreis“ von Benjamin Myers ist ein Roman, der mich in mehrfacher Hinsicht begeistert hat. Ein Lesevergnügen mit leisen Tönen, das mir Lust darauf gemacht hat, weitere Bücher des Autors zu entdecken.