INHALT:
An verblüffenden Beispielen zeigt der Soziologe Erving Goffman in diesem Klassiker das »Theater des Alltags«, die Selbstdarstellung, wie wir alle im sozialen Kontakt, oft nicht einmal bewusst, sie betreiben, vor Vorgesetzten oder Kunden, Untergebenen oder Patienten, in der Familie, vor Kollegen, vor Freunden.
MEINE MEINUNG:
Wie der ein oder andere hier weiß, studiere ich im Nebenfach Soziologie. Ein Fach, das mich wirklich sehr interessiert, das wirklich sehr spannend ist und in dem wir unter anderem den Soziologen 'Erving Goffmann' durchgenommen haben. Dieser Herr hat mit seinen Theorien und Ansichten gleich meine Aufmerkamkeit geweckt, weswegen ich mir unbedingt sein Werk besorgen musste.
Das Buch ist wirklich sehr interessant, an manchen Stellen vielleicht etwas schwer zu lesen, aber im Grunde gut zu verdauen. Es ist einfach sehr erstaunlich und unterhaltsam zu erfahren, wie sich unsere Situationen zusammensetzen. Was der einzelne, der Darsteller, für eine Bedeutung inne hat, wie er mit dem Publikum interagieren muss und was für ein Ensemble ihm zur Seite steht, damit er seine Rolle erfüllen kann. Anhand einer Episode aus einem amüsanten Roman zeigt Goffmann zum Beispiel, wie wir uns selbst inszenieren, um eben ein bestimmtes Bild von uns hervorzurufen. (Es geht um Preedy, einen Engländer auf Ferienreise.)
Auf alle Fälle aber war er darauf bedacht, niemandem aufzufallen. Als erstes musste er allen, die möglicherweise seine Gefährten während der der Ferien sein würden, klarmachen, dass sie ihn überhaupt nichts angingen. Er starrte durch sie hindurch, um sie herum, über sie hinweg - den Blick im Raum verloren. Wurde zufällig ein Ball in seine Nähe geworfen, schien er überrascht; dann ließ er ein amüsiertes Lächeln über sein Gesicht huschen (Preedy, der Freundliche), sah sich um, verblüfft darüber, dass tatsächlich Leute am Strand waren und warf den Ball mit einem nach innen gerichteten Lächeln - nicht etwa mit einem, das den Leuten zugedacht wäre - zurück und nahm heiter seine absichtslose Betrachtung des leeren Raumes wieder auf. Aber jetzt war es an der Zeit, eine kleine Schaustellung zu inszenieren, die Schaustellung Preedys, des Geistmenschen. Durch geschickte Manöver gab er jedem, der hinschauen wollte, Gelegenheit, den Titel seines Buches zu bemerken - einer spanischen Homer-Übersetzung, also klassisch, aber nicht gewagt und zudem kosmopolitisch -, baute dann aus seinem Bademantel und seiner Tasche einen sauberen, sandsicheren Schutzwall (Preedy, der Methodische und Vernünftige), erhob sich langsam und räkelte sich (Preedy, die Raubkatze!) und schleuderte die Sandalen von sich (trotz allem: Preedy, der Sorglose!). So geht es dann noch etwas weiter. Man kann natürlich spannende Diskussionen führen, was unseren Alltag angeht. Was davon machen wir, weil wir es wirklich machen wollen und was inszenieren wir? Oder was inszenieren wir unterbewusst? Welche Mitteilungen geben wir unseren Mitmschen mit welchem Verhalten?
Sehr tolles Thema, mit dem ich mich sicher noch weiter beschäftigen werde. -Kurzformat-
Schreibstil: - || Idee: - || Charaktere: -|| Lesespaß: -|| Sonstiges (Plot, Welt, Logik, Tempo, Humor): - || Gesamt: ✶ ✶ ✶ ✶
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