Book2moviechallenge 2019
Kategorie 12: Der Film ist berühmter und/oder besser als das Buch (in diesem Fall berühmter)
Das Werk von Daphne Du Maurier war mir und einigen anderen hier in goodreads gar nicht so geläufig. Erst als ich in einer Lese-Gruppe vor zwei Jahren Rebecca gelesen habe, fiel mir auf, dass sie noch einige weitere sehr berühmte Filmvorlagen geliefert hat: Wenn die Gondeln Trauer tragen und eben Die Vögel. Insofern hat mich die literarische Vorlage seit diesem Ereignis brennend interessiert und ich habe mir fest vorgenommen, sie ziemlich zeitnahe zu lesen. Es versteht sich von selbst, dass ich mir für die Book2moviechallenge auch den Film in den Weihnachtsferien angeschaut habe, den ich das letzte Mal in meiner Jugend sehen durfte.
Zum Buch: ⭐️⭐️⭐️⭐️
Eine sehr gute Kurzgeschichte, die aber mir persönlich wie viele Erzählungen dieses Typs einfach zu kurz ist. Das abrupte, offene Ende hat mich nicht ganz so begeistert.
Ansonsten war ich sehr angetan: die Grundidee ist schon mal grandios (á la die Natur schlägt zurück), die großartigen plastischen, gruseligen Beschreibungen des Gehackes und des Geflatters, dieser subtile Horror und das unterschwellige Grauen, das Du Maurier fast in jedem Satz verbreitet, die unterschiedlichen Vogelarten und die Strategie ihrer Angriffe, die in der Kürze sehr gut gezeichneten menschlichen Figuren, die gut geschilderten logisch konsistenten Überlebensstrategien der Familie, die politischen Anspielungen auf den Krieg und die Regierungskritik.
Ein wundervolles Potpourri, das eine sehr gute Geschichte ergibt, die leider wie eingangs erwähnt dem Leser ein definitives Ende vorenthält. Wobei die Tendenz und die Grundstimmung des Finales den Leser nicht gerade optimistisch zurücklässt, denn Nat raucht sich in totalem Fatalismus seine letzte Zigarette an.
Fazit: Absolut lesenswert!
Film 1,5 Sterne aufgerundet auf ⭐️⭐️
Die erneute Rezeption des Klassikers von Alfred Hitchcock als Erwachsener wirft meinerseits eine legitime Frage und drei sehr ernüchterte Feststellungen auf.
1. Warum zum Teufel habe ich mich als Jugendliche bei diesem Film überhaupt gefürchtet?
2. Es gibt Filme, bei deren Umsetzung man unbedingt warten sollte, bis die Technik so weit ist, dass die Geschichte glaubwürdig und nicht lächerlich umgesetzt werden kann.
3. Bei diesem Film hat Altmeister Hitch, dessen Werk ich prinzipiell sehr schätze, ordentlich ins Klo gegriffen.
4. Tippi Herdren ist wirklich eine grottenschlechte Schauspielerin - hab im Anschluss auch noch kurz bei Marnie vorbeigeschaut. Sie kann nur kuhäugig oder mit weit aufgerissenen Augen performen. In diesem Gesicht gibt es so gut wie keine feine Mimik.
Aber beginnen wir am Anfang: Ehrlich gesagt habe ich die ganze Zeit schallend gelacht. Die Tricktechnik aus den 60er-Jahren mit den Protagonisten im Auto im Vordergrund und der schlechten Filmmontage der Vögel hinten, nimmt dem ganzen Plot jedwede Gruseligkeit. Dabei ist Hitch ja ein Meister des Suspense (andere Filme wie Psycho oder Rebecca konnte man auch mit der damaligen Technik excellent inszeniseren), aber eine solch peinlich schlecht montierte Materialschlacht wie bei Die Vögel hätte er sich zumindest zu diesen Zeiten schenken sollen.
Auch die Schauspieler agieren urschlecht, was hat den Hitch denn da gebissen. Alle Figuren überperformen derartig künstlich und peinlich, als wäre der Cineast zu Gast bei einem Theaterstück bei dem man im Steinbruch 20 Meter weit weg sitzt und ganz schlecht sieht. Das gilt nicht nur für Tipi Hedren sondern für alle Figuren im Dorf, die entweder den Mund gaaanz weit aufreißen oder bedeutungsschwanger gaaanz pöhse dreinschauen.
Zuletzt der Sound: Ist er bei fast allen Hitchcock-Filmen integraler Bestandteil und Trägermedium für den gruseligen Horror, so ist bei die Vögel kein bisschen Hintergrundmusik, alles still. Aber auch das Gekrächze und Geflatter wird durch Übersteuerung so künstlich übertrieben, dass es nur noch lächerlich wirkt.
Typische Regie Anfängerschnitzer - also echte Regie-Anschlussfehler mit logischen Löchern wie Scheunentore habe ich dann auch noch gefunden. Wie peinsam. Auf der Gartenparty zum Geburtstag wird die Kindergruppe angegriffen alle Kinder Eltern etc. flüchten vor den Vögeln ins Haus. Schnitt. Nur mehr die erweiterte Kern-Familie befindet sich plötzlich im Haus. Wie konnten die anderen entkommen wenn die Vögel angreifen?
Auch die im Buch plausibel hergeleitete Strategie der Biester, nur bei Flut anzugreifen, wird im Film nicht thematisiert. Man weiß also nie, warum die Tiere manchmal angreifen und manchmal die Leute in Ruhe lassen. Oft zerhacken die Vögel mit Holz verbarrikadierte Eingänge und Fenster, wenn Tippi Hedren aber im ungeschützten Auto oder in einer Telefonzelle mit Glasfenstern sitzt, sind sie nicht fähig, die Scheibe zu zerbrechen?? Das ist im Film alles so unlogisch, dass es einem wirklich graust. Oder man kann es eben so wie ich irgendwann nur mehr witzig finden.
Das fatalistische Ende des Buchs wurde typisch ala Hollywood Blockbuster in ein Happy End umgeschrieben. Die Gruppe fährt verletzt davon. Wohin? Gibt es dort nicht auch diese Vögel, ist das Phänomen begrenzt? Auch hier existieren im Gegensatz zum Buch viele ungelöste Fragen, die einfach nicht logisch sind. Die politische Komponente der Kurzgeschichte wurde im Film auch komplett ausgespart, was mir gar nicht gefallen hat.
Fazit: Dieser Film schreit schon so dringend nach einem modernen Remake bzw. einer kompletten Neubearbeitung des Drehbuchs im Sinne der Autorin. Da kann man fast nix versauen sondern nur mehr besser machen.
Beurteilung Film gegen Buch:
Keine Ahnung, warum der Film so berühmt ist. Die Kurzgeschichte ist um Welten besser als der Film.