Manchen Kleidern liegt ein Zauber inne. Sei es nur deshalb, weil sie in der aktuellen Saison als ‚das‘ Kleid gehandelt werden. Nichts ist so charmant wie das kleine Schwarze, das bei jeder Frau für alle Fälle im Kleiderschrank hängt. Wenn sie keines hat, dann findet es sich bestimmt bei Bloomingdale’s.
„Ein Kleid von Bloomingdale’s“ ist ein bezauberndes Märchen mitten aus dem New Yorker Alltag gegriffen. Dieses ganz besondere Kleid ist nicht nur das Kleid der Saison, sondern geht durch viele Hände und wird von etlichen Damen getragen.
In kurzen knackigen Kapiteln wechseln sich die Stationen des Kleides ab. Manch eine Trägerin schmachtet schon jahrzehntelang dem Chef hinterher. Die andere ist ein halbwüchsiges Model, das sich fragt, warum es nicht auf der Farm der Eltern geblieben ist. Es sind Ehefrauen, solche die es werden wollen, und manche, die diesen Zustand tunlichst vermeiden möchten. Aber eines haben sie allesamt gemeinsam: das kleine Schwarze von Bloomingdale’s sieht einfach an jeder Frau gut aus.
Dabei flattert das Kleid selbst wie ein verzauberter Schmetterling durch vieler Menschen Leben und bringt neben formvollendeten Stil viel Freude mit.
Ich hätte mir nicht gedacht, dass mir diese kurzweilige Geschichte so gut gefällt, weil ich eher mit einer sehr oberflächlichen Lektüre gerechnet habe. Immerhin geht es um ein Kleid! Doch auf den zweiten Blick merkt man, wie viel in einem Kleid manchmal steckt und wofür es eigentlich stehen kann:
„Niemand macht sich die Mühe wochenlang den perfekten Pullover oder die perfekte Bluse zu suchen, aber die Suche nach dem perfekten Kleid kann eine Frau durch sämtliche Kaufhäuser und Boutiquen Manhattans führen“ (S. 239)
Zwar strotzt es nicht gerade vor Tiefsinn, doch bringt es schöne Lesestunden in stilvollendeter Eleganz ins Bücherregal. Es geht hier nicht einfach um ein Kleid, sondern dieses Kleid steht stellvertretend für ein Lebens- und Selbstwertgefühl, das man sich von Zeit zu Zeit schon einmal gönnen darf.
„… nicht ihre schlecht sitzenden Schuhe haben Aschenputtel genügend Selbstbewusstsein verliehen, um zum Ball zu gehen, sondern das Kleid. Das Kleid hat sie zu einer Prinzessin gemacht!“ (S. 239)
Ich finde es wunderbar mit wie viel Charme und Esprit Jane L. Rosen ihren Figuren auf die Sprünge hilft. Dabei reicht sie dieses exklusive Kleid als Hilfestellung rum und entreisst es ihnen genauso rasch wieder. Richtig hinreissend ist, dass man wie eine Feder vom Wind getragen von Schicksal zu Schicksal schwebt, und schaut, was sich im Leben der nächsten potentiellen Trägerin zuträgt.
Hingegen darf man sich vom federleichten Schreibstil der Autorin nicht täuschen lassen, weil sie es - wie die Verkäufer bei Bloomingdale’s - faustdick hinter den Ohren hat.
„Ein Kleid von Bloomingdale’s“ ist eine bezaubernde Zwischendurchlektüre, die mit Charme und Stil - und einem verschwörerischem Augenzwinkern - märchenhaft überzeugen kann.