logo
Wrong email address or username
Wrong email address or username
Incorrect verification code
back to top
Search tags: religion
Load new posts () and activity
Like Reblog Comment
show activity (+)
quote 2019-01-06 08:22
Nehmen wir zwei Schulfreundinnen im Teenageralter, Amina und Jane. Wir treffen sie direkt nach dem Attentat von Mumbai im November 2008, bei dem pakistanische Fundamentalisten fast zweihundert Menschen umbrachten.
Jane fragt: »Du bist Muslimin. Was hältst du von den Männern, die im ›Taj Mahal‹ in Mumbai Menschen umgebracht haben? Es war ein Hotel, die Leute aßen gerade zu Abend, sie waren zufrieden und taten nichts Böses.«
Amina: »Warum stellst du mir diese Frage?«
Jane: »Die Mörder waren Muslime, und sie riefen ›Allah ist groß!‹, als sie angriffen. Ganz offenbar glaubten sie, im Namen des Islam zu handeln. Du bist auch Muslimin.«
Amina: »Was hat das damit zu tun?«
Jane: »Es ist dein Gott.«
Amina: »Die Menschen töten auch im Namen deines Gottes.«
Jane: »Ja, vor ein paar Hundert Jahren.«
Amina: »Nein, heute, in Afghanistan und im Irak und in Tschetschenien.«
Jane: »Das geschieht nicht im Namen des Christentums. Vielleicht unterstützen Christen diese Kriege, vielleicht auch nicht, aber sie werden nicht im Namen der Bibel ausgetragen.«
Amina: »Doch. George Bush ist Christ, auf der Dollarnote steht ›In God We Trust‹, die amerikanischen Soldaten beten vor dem Einsatz. All das geschieht im Namen Christi, es ist ein christlicher Krieg gegen den Islam.«
Jane: »Aber diese muslimischen Männer, die in Indien im Namen des Islam getötet haben – sie unterschieden nicht zwischen Soldaten und Zivilisten. Ihre Opfer waren nur Touristen, die da beim Abendessen saßen.«
Amina: »Inder töten Muslime im Namen ihrer hinduistischen Religion.«
Jane: »Würdest du für deinen Gott töten? Würdest du mich, deine Freundin, umbringen?«
Amina: »Was für eine abstruse Frage. Warum fragst du so etwas?«
Jane: »Weil du sagst, dass das Christentum die Menschen dazu bringt, und der Hinduismus, und Muslime verteidigen sich im Namen des Islam … Würdest du mich töten? Wenn ein Muslim Angehörige meiner Familie töten wollte, würdest du ihn daran hindern?«
Amina: »Mir gefällt die Richtung nicht, in die unser Gespräch geht. Ich will nicht weiter darüber reden.«
Jane: »Würdest du mich töten? Würdest du einen Muslim davon abhalten, mich oder meine Familie zu ermorden?«
Amina: »Würdest du einen Christen daran hindern, mich im Namen des Christentums zu töten?«
Jane: » Wenn du so fragst, ja, das würde ich tun. Sofort. Und weißt du, ich bin keine Christin. Ich glaube nicht daran, dass wir Befehle einer höheren Macht befolgen sollten. Das Leben ist meine Religion.«
Amina: »Ich möchte wirklich nicht über dieses Thema sprechen.«
Jane: »Möchtest du nicht darüber reden, weil du mein Leben nicht retten würdest, oder weil …«
Amina, den Tränen nahe, schreit: »Ich weiß es nicht! Ich will das Richtige tun. Allah sagt mir, was richtig ist. Ich will einfach nur eine gute Muslimin sein, ich will keine Menschen töten, ich will nicht, dass Menschen getötet werden, ich will nur eine gute Muslimin sein.«
Jane: »Bist du sicher, dass du wirklich eine gute Muslimin sein willst? Hier!« (Sie zieht den Koran aus der Tasche und legt ihn Amina in den Schoß.) »Hast du den Koran gelesen? Weißt du, was dort steht? Hier schau mal. Hier steht: ›Töte die Ungläubigen.‹ Und hier verheißt er allen Ungläubigen ewige Strafen, hier, ich habe es dir markiert. Und hier heißt es: ›Schlage die ungehorsame Frau.‹ Und hier, wenn du weiterliest, steht da: ›Peitsche die Ehebrecher aus.‹ Bist du sicher, dass du tun willst, was Allah da von dir verlangt? Bist du wirklich sicher?«
Amina, jetzt in Tränen aufgelöst, schreit verzweifelt: »Ich will wirklich nicht darüber reden!«
Ich bin eine Nomadin - Ayaan Hirsi Ali,Büro Mihr

Kap. 14; 75%

Like Reblog Comment
quote 2019-01-05 22:32
Gewalt war also ein fester Bestandteil meiner Erziehung. Das lag aber keineswegs daran, dass ich das Opfer einer besonders gewalttätigen Familie oder schlechter Schulen gewesen wäre. Was ich erlebte, war typisch dafür, wie Menschen in der ganzen nichtwestlichen Welt mit Gewalt als gesellschaftlich anerkannter Norm aufwachsen. Ich weiß noch, dass ich während meiner Tätigkeit als Dolmetscherin in den Niederlanden einmal zu einer Grundschule in Den Haag gerufen wurde. Ich sollte für ein Paar dolmetschen, dessen ältester, siebenjähriger Sohn Mohammed einen anderen Jungen in seinem Alter, Mark, geschlagen hatte. Beide Elternpaare waren ganz aufgebracht, sie fühlten sich missverstanden und brüllten sich schon seit Tagen gegenseitig an. Jetzt versuchte die Schule, den Konflikt zu lösen, indem sie einen Dolmetscher einschaltete – mich.
Der Lehrer fixierte Mohammeds Eltern mit einem finsteren, missbilligenden Blick und begann: »Mohammed ist sehr aggressiv. Er hat Mark geschlagen, getreten, ihm ins Gesicht gehauen und gedroht, ihn umzubringen.«
Mohammeds Mutter antwortete mit erhobener Stimme und fuchtelte dabei wild mit der Hand vor dem Lehrer herum: »Es ist Marks Schuld. Er hat Mohammed provoziert, hat ihn beschimpft, demütigende Gesten gemacht und ihn ausgelacht.«
»Das stimmt«, warf der Lehrer ein. »Aber Mohammed hat als Erster zugeschlagen!«
Da warfen Mohammeds Mutter und Vater die Hände in die Luft und riefen unisono: »Natürlich wartet doch niemand, bis er zuerst geschlagen wird! Wir haben ihm beigebracht, jedes Kind ins Gesicht zu schlagen, das ihn schief anschaut.«
Der holländische Lehrer sah nunmehr verblüfft und fast sprachlos die Eltern an, dann mich, und fragte ungläubig:
»Bringen Sie ihm etwa bei, dass Gewalt die richtige Methode ist, Konflikte zu lösen?«
In Anbetracht der Verwunderung, mit der meine beiden Klienten sich ansahen, fragte ich, ob ich aus meiner Rolle als neutrale Übersetzerin schlüpfen und eine kulturelle Interpretation des Falles vorbringen dürfe.
Ich erklärte den Eltern, dass in Holland Konflikte anders als in Somalia durch Reden gelöst werden, Reden bis zum Umfallen auf der Suche nach einer Kompromisslösung. Und wenn das nicht funktioniert, geht man vor Gericht, wo das Reden von Menschen übernommen wird, die Anwälte heißen und einen vertreten. Das ganze Gerede endet schließlich mit einem Urteil, das von einem Richter verkündet wird. Hierzulande, erklärte ich weiter, müsse man nicht gut im Schlagen, Treten, Beißen, Kratzen oder Schießen sein. Neben dem üblichen Lehrplan mit Rechnen, Sprache und Geografie werde den Kindern auch beigebracht, Probleme mit Worten zu lösen, durch Worte einen Studien- oder Arbeitsplatz zu bekommen, mit Worten einer Frau seine Liebe zu gestehen oder Schluss zu machen und so weiter.
Dem holländischen Lehrer hingegen erklärte ich, dass in Somalia starke Clans ihren Kindern, Jungen ebenso wie Mädchen, die Vorzüge physischer Aggression beibringen: dass man möglichst als Erster zuschlägt, wie man reagiert, wenn man von einem Schlag überrascht wird, die Kunst der Täuschung beim Kampf – so tun, als sei man erledigt und dann zuschlagen, sich scheinbar entschuldigen, dann neuen Anlauf holen, die Taktik ändern und zurückschlagen. Meine ältere Cousine nahm mich zu »Kampfübungen« nach der Schule mit, als ich fünf oder sechs war. Ich wurde regelrecht aufgestachelt, mit einer Klassenkameradin einen Kampf anzufangen, die ihrerseits ebenfalls aufgehetzt wurde. Wir streckten uns gegenseitig die Zunge heraus, zogen Fratzen und beschimpften uns. Wir sagten etwa: Du bist gemein, verflucht, unanständig, ehrlos, kintirley (unrein, weil noch nicht beschnitten). Dann gingen wir, im Kreis johlender, älterer Verwandter, aufeinander los. Wir traten, kratzten, bissen uns, rangen miteinander, bis wir ganz zerkratzt, unsere Kleider zerrissen und die Knie vom Fallen ganz aufgeschürft waren. Wer als Erste aufgab oder weinte oder weglief, hatte verloren. In allen drei Fällen bekam man vom »Kampftrainer« harte Worte zu hören und wurde heftig geschlagen. Meine Trainerin war meine ältere Cousine, die einzige Tochter der Zwillingsschwester meiner Mutter.
In den ersten zwanzig Jahren meines Lebens war die Anwendung von Gewalt für mich ein natürlicher Teil des Daseins. Zu Hause schlug Ma mich und meine Geschwister. Wenn mein Vater bei uns war, verprügelte er meinen Bruder regelrecht, manchmal sogar lange und ausgiebig mit dem Gürtel.
Im Gegenzug schlug Mahad wiederum Haweya und mich, manchmal, weil er Ma in ihrem Versuch unterstützte, uns Manieren beizubringen und unseren Ungehorsam zu brechen, manchmal auch nur, um uns zu zeigen, dass er der Boss war, der stellvertretende Herr im Haus, der die Autorität meines Vaters durch seine eigene ersetzte. Damit Haweya und ich ihn ernst nahmen und seine Autorität anerkannten, musste er körperliche Gewalt einsetzen. Das hielten wir für ganz normal. Alle meine Schulfreundinnen hatten Angst vor ihren Brüdern und Vätern. Wir tuschelten untereinander über die verschiedenen Strafen, die es bei uns gab. Es waren durchweg Körperstrafen.
In der Schule hatten auch die Lehrer das Recht, uns zu züchtigen. In meiner Klasse benutzte Mrs. Nziani eine Schwarze Mamba, wie sie sagte, einen harten schwarzen Schlauch. Der Schmerz hing davon ab, wo sie einen traf und wie heftig sie zuschlug. Als Rechenlehrerin brachte sie uns richtiges Rechnen bei, indem sie uns für jedes falsche Ergebnis einen Schlag auf den Kopf gab. Das war ihre Lieblingsmethode. Manchmal hatte ich nur fünf von dreißig Rechenaufgaben richtig gelöst. Also bekam ich fünfundzwanzig Schläge mit dem Schlauch.
Manche Lehrer bevorzugten die Methode mit Bleistift und Lineal. Ein Bleistift wird so unter Zeige- und Ringfinger durchgeschoben, dass er den Mittelfinger nach unten drückt. Dann schlägt der Lehrer mit dem Lineal so fest wie möglich auf die Knöchel der Finger, die den Bleistift halten.
Mobbing war ebenfalls gang und gäbe an der Schule. Manche ältere Kinder taten sich gegen jüngere Schüler oder schwächere Altersgenossen zusammen. Sie bildeten einen Kreis um das arme Kind und prügelten ihm dann die Seele aus dem Leib. Es gab Zeiten, in denen ich glaubte, Kinder seien grausamer als Erwachsene. Jede Woche hielten uns die Lehrer Vorträge, warum Mobbing schlecht sei und dass die Täter bestraft würden – gewaltsam, versteht sich –, wenn man sie erwischte.
Ich bin eine Nomadin - Ayaan Hirsi Ali,Büro Mihr

Kap. 13; 68%

Like Reblog Comment
quote 2019-01-05 19:21
Dieses ständige Geflüster und Getuschel, die permanente Überwachung jeder ungehörigen Geste und jedes erhobenen Blicks ist auch eine Art der Gefangenschaft, die jede Bewegung einschnürt. Wenn die Frau das Haus verlässt, hüllt sie sich in einen Schleier, und der bedeutet ebenfalls Gefangenschaft: Jeder Atemzug, den eine Frau außerhalb der eigenen vier Wände tut, wird durch einen dicken, schweren Stoff fast erstickt; jeder Schritt wird gehemmt, jeder Zentimeter Haut vor der Sonne versteckt.
Selbst draußen ist eine verschleierte Frau immer drinnen. Sie atmet stickige Luft; der schwere Stoff drückt gegen Augen, Nase und Mund. Alles tut sie verstohlen im Verborgenen. So halb blind und behindert, ohne jeden Kontakt zur Außenwelt, verlieren muslimische Frauen oft das Zutrauen in ihre Fähigkeit, selbst etwas zu tun. Jede unabhängige Bewegung fühlt sich seltsam an. Jede Frau, die über Jahre hinweg einen solchen Schleier getragen und ihn dann abgelegt hat, wird bezeugen, dass das Gehen zunächst fast schwierig ist – es ist, als würden die Beine unverhüllt nicht mehr so funktionieren wie zuvor.
Nach der ersten Regelblutung darf ein Mädchen zu Männern außerhalb der engsten Familie so wenig Kontakt haben wie möglich. In Saudi-Arabien sind Frauen von Gesetzes wegen in ihren Wohnungen eingesperrt; in anderen Ländern ist das nicht so, doch noch immer sind sie überall dort, wo es Muslime gibt, häufig Gefangene. Viele Araberinnen dürfen selbst nach der Heirat keinen Blickkontakt mit nicht verwandten Männern haben. Es ist schon ein Vergehen, wenn man einem Mann nur in die Augen schaut.
Ich bin eine Nomadin - Ayaan Hirsi Ali,Büro Mihr

Kap. 11; 57%

Like Reblog Comment
quote 2019-01-05 18:39
Wenn man verstehen will, weshalb so viele junge Muslime für deren Überredungskünste empfänglich sind, muss man zunächst den Inhalt, den Kontext und die Methoden untersuchen, mit denen fast alle Muslime zu praktizierenden Muslimen erzogen werden, weil sich die Hassprediger vorhandene Gedächtnisspuren zunutze machen und Erinnerungen aus dem Unterricht der frühen Kindheit wiederaufleben lassen. Anfangs verstärken sie diese Erinnerungen, dann folgt die nächste Phase der Politisierung, erst zuletzt geht es um Gewalt und Märtyrertod.
Bei einem Muslim wird der Geist von Geburt an geprägt. Man wird angewiesen, sich zu unterwerfen, keine Fragen zu stellen. Wenn Prediger dann von der Rückkehr auf den reinen, wahren Pfad des Dschihad und der persönlichen Moral sprechen, wie sie der Prophet Mohammed niedergeschrieben hat, präsentieren sie etwas bereits Vertrautes, nichts völlig Neues. Sie stützen sich auf Schichten einer mentalen Struktur, die einem die Eltern, die Gemeinschaft, der Koranlehrer eingetrichtert haben. Genau deshalb ist die Phase vor der Radikalisierung – die Phase, in der der »reguläre« Islam gepredigt wird – so überaus wichtig. Als Erstes werden zwar die Gebetsvorschriften, die Wohltätigkeit und das Fasten gelehrt, aber Muslime lernen diese Regeln rein mechanisch; den Gläubigen ist es nicht gestattet, den Text oder die Aussagen des Propheten infrage zu stellen. Nachdem ein Muslim jahrelange unkritisch die Lehren des Islam allgemein und die Forderung nach Gehorsam speziell aufgenommen hat, ist sein Geist »bereit« oder »vorbereitet«, sobald ein radikaler Verfechter auf den Plan tritt.
Darüber hinaus erschwert es der Automatismus von Lohn und Strafe in der islamischen Lehre, verstärkt durch die Forderung nach bedingungsloser Gruppenloyalität, dem einzelnen Muslim, sich dem radikalen Vertreter zu widersetzen oder ihn nur als verdächtig zu betrachten. Wer sich den Kopf zerbricht, weshalb sich junge Muslime vergleichsweise einfach überreden lassen, den Extremisten zu folgen, muss eben diese Vorstadien genau analysieren. Weil die meisten Politiker und wissenschaftlichen Experten den Islam zu einer friedfertigen Religion erklären und Extremisten in ihren Augen auf Abwege geraten sind, übersehen sie, wie wichtig es ist, den Sozialisierungsprozess eines Muslims oder einer Muslimin unter die Lupe zu nehmen.
Amerikanische Behörden, Wissenschaftler und Psychologen machen einen großen Fehler, wenn sie versuchen, einen umgepolten Geist erst von dem Zeitpunkt an zu verstehen, wo er sich dem radikalen Islam zugewandt hat. Die Radikalisierung erfolgt in Stufen, das ist auch in den Vereinigten Staaten so. Anfangs wird sie als ein Programm für tugendhaftes Benehmen ausgegeben, als Anstand. Dann wird man aufgefordert, andere Muslime ausfindig zu machen, um sich miteinander anzufreunden. Das abschreckende Thema des gewaltsamen Dschihad wird erst in späteren Phasen erörtert. Die Vorgeschichte der Radikalisierung ist eine sanfte Gehirnwäsche in der Unterwerfung (die eigentliche Bedeutung des Wortes »Islam«) von Geburt an.
Ich bin eine Nomadin - Ayaan Hirsi Ali,Büro Mihr

Kap. 10; 53%

Like Reblog Comment
quote 2019-01-05 18:18
Zum Beispiel weist die 4. Sure, Vers 34, Männer an, Frauen zu schlagen, von denen sie möglichen Ungehorsam fürchten.
Ich bin eine Nomadin - Ayaan Hirsi Ali,Büro Mihr

Kap. 10; 50%

More posts
Your Dashboard view:
Need help?