“Oft ist die Geschichte des einen für den anderen eine Lektion.“ Lou Suffern ist ein vielbeschäftigter Geschäftsmann, ein „attraktiver Mistkerl“ mit Frau und Kindern, Geliebten und wuchernden Karrieregedanken. Da trifft er vor Weihnachten den Obdachlosen Gabriel. Eine himmlisch-seltsame Beziehung...
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“Oft ist die Geschichte des einen für den anderen eine Lektion.“ Lou Suffern ist ein vielbeschäftigter Geschäftsmann, ein „attraktiver Mistkerl“ mit Frau und Kindern, Geliebten und wuchernden Karrieregedanken. Da trifft er vor Weihnachten den Obdachlosen Gabriel. Eine himmlisch-seltsame Beziehung nimmt ihren höchst unterhaltsamen Lauf. Viel geschrieben hat sie vorher auch schon, aber spätestens mit „P.S. Ich liebe dich“ kam für Cecelia Ahern der große Durchbruch. Und auch ihr neues Buch nistet sich flugs in einer Herzensecke ein, ob man will oder nicht, warm, anrührend, liebevoll und auch, trotz aller Fiktion, mit dem kleinen ernsten Hintergedanken einer Lektion: „Zeit kann man nicht verschenken, aber wir können sie miteinander teilen.“ Dies zunächst in Form einer 360 Seiten-Lektüre zu tun ist ein unbedingt empfehlenswertes Erlebnis. Was Marc Levy den Franzosen ist Cecelia Ahern den Iren: Da liegt Magie, Märchenhaftes, Verzaubertes im Zwischenmenschlichen, sehr lebendig wird Lous Geschichte erzählt, zudem noch - nett gemacht - als lehrreiche Geschichte in der Geschichte. Natürlich ist es ein gängiges Bild: der vielbeschäftigte Mann und Vater, der Karriere macht, alles muss mit den Jahren größer, wertvoller, prächtiger werden, die Karriereleiter kennt kein Ende, und das alles auf Kosten von Ehe und Familie, nicht zuletzt eigener Gesundheit. Irgendwann hatte Lou aufgehört, „das Leben zu spüren“. Er, der ständig Angst hat „vor einem Riss, vor irgendeinem winzigen Fehler in seinem Karrieremanagement“. So geht es sicher nicht wenigen. Gabriel, kurz Gabe genannt und wahrlich eine engelsgleiche Erscheinung im Bettlergewand, schneit plötzlich in Lous Leben und scheint mit überirdischer Geduld und wundersamen Gaben Lous Schicksal in die Hand zu nehmen. Dessen Leben wird dabei ganz schön auf den Kopf gestellt. Die junge Dublinerin dreht fantasievolle Pirouetten, schreibt beschwingt, in vielen lebhaften Dialogen, manchmal urkomisch, beschwört Situationen herauf, die an Herz und Niere gehen. Und wenn dann der Held weint und einsieht: “Ich bin so ein Riesenarschloch", ist es von dieser Erkenntnis an bis zum Ende des be- und verzaubernden Romans glücklicherweise noch ein langer Weg. -- Barbara Wegmann
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