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review 2016-07-10 10:09
Nichts für ungut, Herr Meyer
Die Seiten der Welt: Nachtland - Kai Meyer

Der Widerstand hat den Angriff der Adamitischen Akademie überlebt und in der Residenz der Faerfax ein neues Heim gefunden. Nun gilt es, zurückzuschlagen. Gerüchten zufolge besitzt Marduk, König von Libropolis‘ Unterwelt, eine Karte zum Sanktuarium, dem geheimnisvollen Versammlungsort der Drei Häuser. Mit der Sanktuariumskarte könnte der Widerstand die Akademie an ihrer empfindlichsten Stelle treffen. Allerdings wird Marduk das wertvolle Artefakt kaum freiwillig hergeben – so beschließen Furia, Cat, Finnian und Isis ihn mithilfe der Exlibri und Summerbelle, einer weiteren Bibliomantin, zu bestehlen. Doch ihr sorgfältig ausgearbeiteter Plan misslingt. In Marduks Hauptquartier zeigt sich, dass Furias Veränderung der bibliomantischen Welt gravierende Folgen hatte. Sie werden von einem Agenten der Akademie gestellt: Atticus Arbogast, Isis‘ früherer Mentor. Er ist bereit, alle anderen entkommen zu lassen, wenn Isis mit ihm geht und sich anhört, was er ihr zu sagen hat. Um ihre Freunde zu schützen, willigt Isis ein. Zurück in der Residenz wachsen jedoch die Zweifel an ihren Motiven. Ist Isis eine Verräterin? Furia ist empört und verteidigt ihre Freundin; sie will nicht glauben, dass Isis sie im Stich gelassen haben könnte. Als ein Unbekannter in die Residenz eindringt und der Widerstand einen weiteren herben Verlust verkraften muss, spitzt sich die Situation zu. Die bibliomantische Welt befindet sich im Wandel. Wird Furia Isis‘ Unschuld beweisen und die Adamitische Akademie in ihre Schranken weisen können?

 

Ich glaube, ich muss mir eingestehen, dass meine Euphorie für „Die Seiten der Welt“ vielleicht ein wenig… oberflächlich war. Als ich mich mit der Aufgabe konfrontiert sah, „Nachtland“ zu rezensieren, sind mir ein paar Punkte an dieser Fortsetzung aufgefallen, die auch auf den Trilogieauftakt zutreffen, die ich aber willentlich übersehen habe. Ich war hingerissen von der Bibliomantik und wollte mich unbedingt von der Geschichte begeistern lassen, sodass ich ignoriert habe, dass meine Gefühlswelt keineswegs vollends zufrieden war. Die Tatsache, dass ich Schwierigkeiten hatte, eine Rezension zu „Die Seiten der Welt“ zu Papier zu bringen, hätte Hinweis genug sein müssen. Die gleichen Schwierigkeiten durchlebe ich nun mit „Nachtland“ erneut; also sträube ich mich nicht länger und gebe zu, dass mein Urteil etwas vorschnell war. Was der emotionalen Ebene meines Ichs bei beiden Büchern zu schaffen machte, ist der Mangel an Emotionen. Ich ließ mich von der Handlung mitreißen und bestaunte die Wunder der bibliomantischen Welt, aber ich fieberte nicht mit den Figuren mit. Sie erzeugen bei mir kaum emotionale Resonanz. Das ist unheimlich schade, weil das ganze Drumherum stimmt. All die Magie, verpackt in einen aufregenden Abenteuerroman, holt mich wirklich ab; ich könnte stundenlang davon träumen, selbst bibliomantische Kräfte zu besitzen. Aber genau das ist es eben auch – ich träume davon, selbst Bibliomantin zu sein, die Figuren spielen in meinen Tagträumen keine Rolle. Ich kann lediglich raten, woran das liegt, denn sie sind mir durchaus sympathisch. Ich vermute, meine Distanz hängt damit zusammen, dass ich mich nicht mit ihnen identifizieren und ihre Entscheidungen und Taten selten nachvollziehen kann, im Kleinen wie im Großen. Nehmen wir Furia als Beispiel. Als der Widerstand heimatlos ist, entscheidet sie, die ganze Bande in ihr Haus ziehen zu lassen. Das ist sehr großzügig. Aber mal ehrlich, wer macht sowas? Das sind Großteils völlig fremde Leute. Woher nimmt sie das Vertrauen, dass niemand sie verrät oder – ganz banal – beklaut? Dann sind da Cat und Finnian. Ich finde es gut, dass Kai Meyer ihre kleine Liebesgeschichte weder zu kitschig noch zu dominant beschreibt, doch mir fällt es schwer, sie überhaupt als Paar wahrzunehmen. Die beiden streiten im Grunde ununterbrochen. Wenn man niemals einer Meinung ist, sollte man sich vielleicht noch mal überlegen, ob eine Beziehung eine sinnvolle, gesunde Idee ist. Insgesamt erschien mir der Widerstand nicht als die geeinte Front, die er eigentlich sein sollte. Alleingänge sind an der Tagesordnung, weil keine Kompromisse geschlossen werden. Ich kann mich nicht entsinnen, dass auch nur einmal gemeinsam entschieden würde, was für alle das Beste ist. Sie verhalten sich wie Kinder, die Revolution spielen – kein Wunder, dass die Adamitische Akademie sie nicht ernst nimmt. Was ihnen meiner Ansicht nach fehlt, ist ein_e Erwachsene_r, der/die sie leitet. Vom Alter her könnte Isis diese Rolle übernehmen, nur verfügt sie leider über keinerlei Führungsqualitäten. In „Nachtland“ erfuhr ich einiges über Isis‘ Vergangenheit, was mir gut gefiel und mich ansatzweise verstehen ließ, warum sie eine solche Einzelgängerin ist, aber die grundlegende Aggressivität ihres Charakters ist mir ein Rätsel. Isis löst Probleme nicht, sie tötet sie. Mit allen Mitteln, das ist ihre Devise. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, denn ihre Gewalttätigkeit widerspricht meiner Auffassung der Bibliomantik als friedliche, positive Kunst. Letztendlich kann ich mir allerdings sowieso kein Urteil erlauben, da Funktionsweise, Grenzen und Regeln der Bibliomantik für mich noch immer unklar sind.

 

Manchmal verfluche ich mich dafür, nicht einfach abschalten und ein Buch so nehmen zu können, wie es ist. Ich hasse es, an „Nachtland“ und „Die Seiten der Welt“ herumzukritisieren, weil es so vieles gibt, das mich daran begeistert, allem voran natürlich die zahllosen faszinierenden Details der bibliomantischen Welt. Aber ich kann mir nichts vormachen. Ich kann nicht ignorieren, dass ich den Figuren nicht nahekomme. Ich bin es mir selbst und euch schuldig, ehrlich zu sein. Daher musste ich die Bewertung von „Nachtland“ nachträglich von 4 Sternen auf 3 Sterne heruntersetzen. Herr Meyer, nichts für ungut. Ich liebe Ihr Universum. Das Lesen hat mir großen Spaß bereitet. Nur Ihre Charaktere treffen für mich leider nicht ins Schwarze.

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2016/07/10/kai-meyer-nachtland
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review 2015-11-06 09:49
Für Liebhaber des Zeitreise-Themas
Timebound - Rysa Walker

„Timebound“ ist der Debütroman der Autorin Rysa Walker und begegnete mir bei Netgalley. Es war das Cover, das mich neugierig machte, doch der Klappentext leistete die nötige Überzeugungsarbeit, um mich dazu zu bringen, das Buch anzufragen. Ich hatte sehr lange keine Zeitreise-Geschichte mehr gelesen, obwohl mich dieses Thema fasziniert. Die Frage, ob es prinzipiell möglich ist, sich rückwärts in der Zeit zu bewegen, konnte bisher nicht empirisch geklärt werden. Rysa Walkers Geschichte funktioniert nur, da sie von der everettschen Vielwelten-Theorie ausgeht. Laut dieser führt eine Zeitreise in die Vergangenheit unweigerlich zu einem alternativen Ablauf der Ereignisse, der parallel zum ursprünglichen Ablauf existiert. „Timebound“ spielt also mit der Idee paralleler Zeitlinien, die die Protagonistin sowohl besucht als auch verändert.

 

Die meisten Menschen müssen niemals an ihrer Familiengeschichte zweifeln. Es ist ja auch selbstverständlich, dass die eigenen Großeltern vor einem selbst geboren wurden. Nicht so für die 16-jährige Kate Pierce-Keller. Als ihre Großmutter Katherine wie ein Wirbelwind in ihr Leben rauscht und ihr eröffnet, dass sie das CHRONOS-Gen in sich trägt, das es ihr ermöglicht, durch die Zeit zu reisen, steht ihre Welt plötzlich Kopf. Auf einmal hängt das Schicksal ihrer Familie und der gegenwärtigen Gesellschaft von ihr ab, denn in der Vergangenheit treibt ein Mörder sein Unwesen, dessen Taten auch Kates eigene Existenz bedrohen. Sie reist zur Weltausstellung von 1893 in Chicago, um ihn aufzuhalten und ihre Auslöschung zu verhindern. Doch die Zeit ist ein zerbrechliches Gut. Sie zu verändern hat weitreichende Konsequenzen. Gelingt es Kate, den Mörder zu stoppen, rettet sie ihr Leben – verliert damit jedoch ihre große Liebe.

 

Um „Timebound“ genießen zu können, muss man die Idee von Zeitreisen wirklich lieben. Bei mir ist das passenderweise der Fall, wodurch mir dieser Science Fiction Young Adult Roman viel Spaß gemacht hat. Rysa Walker hat eine angenehme Art, mit diesem komplizierten Thema umzugehen. Ich bin überzeugt, dass die Geschichte das eine oder andere Paradoxon enthält, aber das hat mich überhaupt nicht gestört, weil ich keine Muße hatte, dieser Vermutung gedanklich nachzugehen. Das Buch hat mich unterhalten – nach logischen Fehlern zu suchen, erschien mir zu anstrengend. Es wäre den Aufwand nicht wert gewesen, denn ich hätte mir „Timebound“ damit selbst madig gemacht. Also habe ich es gelassen und die Lektüre einfach genossen. Ich gebe zu, ich habe ein Weilchen gebraucht, um mich einzufinden, da Kates Geschichte anfangs recht verwirrend wirkt. Man lernt sie und ihre Familie kennen und schon kurz darauf beginnen die Ereignisse, sich zu überschlagen, weil der Mörder in der Vergangenheit mit den Zeitlinien herumpfuscht. Glücklicherweise greift Rysa Walker gerade noch rechtzeitig ein und beginnt, die Hintergründe für ihre Leser_innen aufzudröseln. Sie verrät nicht alles, denn „The CHRONOS Files“ ist als Trilogie ausgelegt, doch sie dreht genügend Puzzleteile um, damit „Timebound“ den Eindruck eines stimmigen Gesamtbildes ergibt. Der Mörder hat es natürlich nicht nur auf Kates Familie abgesehen, sondern verfolgt ein größeres Ziel. Seine Handlungen gehören zu einem umfassenden Plan. Obwohl ich nicht ausplaudern darf, worum es sich dabei handelt, kann euch berichten, dass ich die Idee dazu großartig, intelligent und sehr spannend finde. Rysa Walker beweist an dieser Stelle ein sensibles Gespür für unsere Gesellschaft, das ich in einem YA-Roman so nicht erwartet hätte und schon gar nicht in einem Erstling. Meiner Ansicht nach fehlt der Autorin allerdings noch ein wenig der Feinschliff, was ihr schriftstellerisches Können anbelangt. „Timebound“ ist sehr dialoglastig und bietet statt einer überzeugenden, dichten Atmosphäre hauptsächlich Innenansichten von Kate. Wird eine Geschichte aus der Ich-Perspektive des/der Protagonist_in geschildert, ist die Verlockung, sich intensiv mit seiner/ihrer Gefühlswelt zu beschäftigen, immer groß, doch in diesem Fall fand ich das sehr schade, da das Setting der Weltausstellung in Chicago 1893 wirklich fantastisch ist. Ich wünschte, Walker hätte hier mehr aus den Vollen geschöpft und mir das Gefühl gegeben, an Kates Seite vor Ort zu sein, statt nur durch ihre Augen zu sehen. Sie hätte die Perspektive durchaus weiter öffnen können, denn ich war bereit, mich überwältigen zu lassen. Nichtsdestotrotz mochte ich Kate gern, weswegen ich mit der Nähe zu ihr leben konnte. Noch ist sie nichts Besonderes und reiht sich nahtlos in lange Reihe der YA-Heldinnen ein, aber ich bin optimistisch, dass sich in den nächsten Bänden das gewisse Etwas ihrer Persönlichkeit offenbart. Außerdem ist ihre spezielle Liebesgeschichte einfach zuckersüß und unwiderstehlich tragisch, wodurch ich nicht anders konnte, als gemeinsam mit ihr zu hoffen, zu bangen, zu leiden und glücklich zu sein.

 

„Timebound“ ist der vielversprechende, fesselnde Auftakt der Trilogie „The CHRONOS Files“. Sowohl die Geschichte als auch die Autorin Rysa Walker haben meiner Meinung nach noch einiges Potential nach oben. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Nachwuchsschriftstellerin mit dem Voranschreiten ihrer Trilogie entwickeln wird und möchte allein schon deshalb weiterlesen. Selbstverständlich trägt aber auch der Cliffhanger am Ende von „Timebound“ seinen Teil dazu bei.
Zeitreisen sind nicht jedermanns Sache; ihr solltet euch daher ganz sicher sein, dass euch die Thematik gefällt, bevor ihr zu diesem Buch greift. Mir bietet die Idee von Reisen in die Vergangenheit unheimlich viel Spielraum für eigene Gedanken und die Inspiration zu bunten, turbulenten Tagträumen, weswegen ich mit „Timebound“ genau richtig lag. Wenn es euch genauso ergeht, kann ich euch diesen Trilogieauftakt von ganzem Herzen empfehlen.

Vielen Dank an den Verlag Skyscape and Two Lions für dieses Rezensionsexemplar, das ich via Netgalley im Austausch für eine ehrliche Rezension erhielt!

Source: wortmagieblog.wordpress.com/2015/11/06/rysa-walker-timebound
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