Man sagt Stephen King ja nach, dass Verlage irgendwann sogar seine Einkaufsliste veröffentlichen werden. So soll es denn auch nicht verwundern, dass die kurze Novelle Riding the bullet, im Frühjahr dieses Jahres in Amerika als eBook vertrieben, in Deutschland als eigenständiges Taschenbuch,...
show more
Man sagt Stephen King ja nach, dass Verlage irgendwann sogar seine Einkaufsliste veröffentlichen werden. So soll es denn auch nicht verwundern, dass die kurze Novelle Riding the bullet, im Frühjahr dieses Jahres in Amerika als eBook vertrieben, in Deutschland als eigenständiges Taschenbuch, pardon: Taschenbüchlein, erscheint. Die Veröffentlichung in einer Anthologie hätte auch gereicht, zumal der deutsche Titel "Achterbahn" eine höchst einfallslose Übersetzung ist. Riding the bullet war ein erster Versuch Kings, die Möglichkeiten des Internet auszuloten, den Weg bis zum Leser abzukürzen und auf diese Weise Agenten, Verlage, Vertriebe und Buchhändler zu umgehen. Logisch, dass diese das Experiment nicht mit Begeisterung aufnahmen, konnte King doch den kompletten Gewinn für sich allein verbuchen. Und das war nicht wenig, denn gleich am ersten Tag gingen über 700.000 Downloads über den PC. Experiment gelungen, ließ King verlauten. Was man von der Geschichte nur bedingt sagen kann. Darin wird der 21-jährige Student Alan Parker ans Krankenbett seiner Mutter gerufen. Sie hat einen Schlaganfall erlitten. Da sein Auto schrottreif ist, trampt er nach Hause. Er lässt sich von George Staub mitnehmen. Unglücklicherweise ist der aber schon lange tot (er fuhr betrunken Auto!) und arbeitet jetzt als Bote des Todes. Er stellt Alan vor die Wahl: Entweder er oder seine Mutter muss mit ihm ins Jenseits. Alan entscheidet sich für seine Mutter. Die Reue folgt auf dem Fuß, erinnert Alan sich doch an die Mühen, die seine Mutter hatte, um sie beide auf der Achterbahn des Lebens durchzubringen. Als Alan im Krankenhaus ankommt, lebt seine Mutter und erholt sich. Er erkennt den wahren Schrecken seiner Entscheidung: Staub wird seine Mutter holen -- nur eben nicht sofort! Eines vorab: Die Story liest sich wie ein echter King. Witzig und makaber, spannend und mysteriös. Doch das soll nicht darüber hinweg täuschen, dass der Tenor von Riding the bullet eher dürftig ist. Er lässt sich wohl nur mit Kings ureigener Erfahrung erklären, als ihn im Sommer 1999 ein betrunkener Autofahrer angefahren und schwer verletzt hatte: Das Leben kann von einem Moment auf den anderen vorbei sein, und zwar unabhängig davon, was wir Menschen dafür oder dagegen tun. --Marcel Feige
show less